Es lebe der Wettbewerb …

Erster Brief | Antwort | 1869 | 22. Januar

Gebühren-Stempel mit preußischem Adler                 Clausthal, den 22. Januar 1869

Sechs Groschen

  1. GR:

Nro II.

 

Auf die Eingabe vom 5. December 1868
müssen wir Ihnen erwidern, daß wir
auf den Antrag, bei dem Vergeben aller
herrschaftlichen Fuhren durch Minus-Lici-
tationen
lediglich die Oberharzer Fuhrleu-
te zuzulassen, in keiner Weise eingehen
können, daß wir es vielmehr den letz-
teren überlaßen müßen, durch die
Stellung billigster Forderungen in den
Terminen sich ununterbrochen Beschäftigung
zu sichern.

Königliches Oberbergamt

Ottmann

 

An die Bergfuhrleute Adam Gärtner

und Wilh. Borrmann zu Buntenbock

 

17850 Kosten

Stempel pro hoc                                         ______________ 6 Sgr.

zur Eingabe incl. zum 2. Bogen derselben cass. ________ 8 „

                                                                   __________ .//. 14 Sgr.

W. 4 der Stemp. Journ. Durch Postvorschuß erhoben  Unterschrift (H. F. Willner)

______________________________________________________________________ (Umschlagbogen)

Portopfl. P. S. An die Bergfuhrleute Adam Gärtner & Wilhelm Borrmann in Buntenbock

Postvorschuß 14 Sgr. = Vierzehn Slbgr

N“ 4 des Stemp. Journ. _____

Absdr. Königl. Oberbergamt Clausthal

(Randbemerkung Schmalseite) Herrn Heinrich Gaert(n)er Auslage mit 17 Gr. bezahlt !!

Briefverschluss: Siegel „Köngigliches Oberbergamt“ Weißes Wappen auf blauem Grund/ Wilde Männer – Adlerwappen

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Buntenböcker Bahnhofsträume

Allgemeine Vorarbeiten für den Bau der geplanten Bahntrasse Clausthal-Osterode, heute Bereich B 241, Moosholzweg, An der Ziegelhütte - Buntenbock 1913, Nachlass Louise Höhlein | Archiv Ottensen.

Allgemeine Vorarbeiten für den Bau der geplanten Bahntrasse Clausthal-Osterode, heute Bereich B 241, Moosholzweg, An der Ziegelhütte – Buntenbock 1913, Nachlass Louise Höhlein | Archiv Ottensen.

 

„Buntenbock mit 550 Einwohnern steht im regsten Verkehr mit der 5 km entfernten Bergstadt Clausthal und hat deshalb das größte Interesse, mit dieser durch eine Bahn verbunden zu sein, die außer den 30-40 Mann, die in dem Betriebe der Berinspektion Clausthal anfahren, alle die benutzen werden, die außerdem noch in Clausthal beschäftigt und angestellt sind, und die man auf die ungefähr gleiche Anzahl veranschlagen darf. Hierzu würden noch die 72 auswärtigen Arbeiter kommen, die in der dortigen Maschinenfabrik beschäftigt sind, sodaß schon aus diesen feststehenden Zahlen sich eine tägliche zweimalige Bahnbenutzung von über 100 Mann ergeben würde. Außerdem würde die Bahn die zahlreichen Fremden eine willkommene Beförderungsgelegenheit bieten und deren Neigung zu häufigerem Besuche der Nachbarstädte Clausthal-Zellerfeld erhöhen, wie umgekehrt Clausthals Bevölkerung noch häufiger den beliebten Ausflug nach Buntenbock machen würde, wenn der Rückweg durch die Bahn erleichtert wäre. Es kann auf einen lebhaften Personenverkehr zwischen Clausthal und Buntenbock mit Sicherheit auch im Winter gerechnet werden, weil der Schneesport diesen Teil des Oberharzes immer mit belebt. Der heute auf 20.000 Ztr. vernalgte Wareneingang und Versand wrd restlos der Bahn entweder von Clausthal oder von Osterode zu Gute kommen außer dem sehr vorsichtig nur mit 1000 Ztr. durch den Bahnanschluss angesetzten Warenmehrumsatz. Zweifellos würde die dortige Maschinenfabrik, die heute schon 96 Arbeiter und Angestellte beshcäftigt, dann ihren Betrieb noch erweitern und bei ihrem ganzen Materialbedarf und Warenversand die Bahn benutzen. Ebenso würde sich die dortige Forstverwaltung die Verladegelegenheit für das geschlagene Holz zu Nutze machen. Aus alledem dürfte man wohl zu der Annahme berechtigt sein, daß Buntenbock in der Rentabilitätsfrage der neuen Bahn keine belastende Rolle spielt.“

Denkschrift über den Bau einer Eisenbahn Clausthal – Osterode – Göttingen. Im Auftrage des Arbeitsausschusses (federführende Stelle: Industrie- und Handelskammer zu Göttingen) bearbeitet von Bürgermeister a. D. Storch, Göttingen 1913.

Anmerkung:

Die Idee einer Anbindung des Oberharzes an den Fernverkehr durch den Bau einer Bahnstrecke Goslar – Clausthal – Osterode über Buntenbock kam bereits Ende des 19. Jahrhunderts auf. Die Pläne nahmen seit 1910 konkrete Gestalt an, die Trassenführung war 1914 abgesteckt und die Schneisen geschlagen. Der 1. Weltkrieg führte zum vorzeitigen Ende des Projekts .

In den 20er Jahren wurde das Projekt noch einmal aufgegriffen, um die strukturschwache Region Oberharz-Göttingen zu fördern. Am 26. Januar 1924 trafen sich führende Vertreter der Region in der Handelskammer Göttingen ein und erörterten die Projektidee. „Bürgermeister Merten-Clausthal wies darauf hin, daß das wirtschaftliche Leben infolge fehlender Bahnverbindungen in Clausthal und Zellerfeld stagniere. In früheren Zeiten habe man ausgzeichnete Straßen durch den Harz gebaut, seitdem der Verkehr auf die Bahnen übergegangen sei, habe man den Südwestharz völlig vernachlässigt. Diese Zurücksetzung müsse jetzt endlich wieder gutgemacht werden.“ (Hildebrandt, a.a.O., S. 69) Unter Federführung der Handelskammer Göttingen und Mitarbeit des ehemaligen Bürgermeisters von Clausthal Storch (1909 – 1921) wurde eine Denkschrift verfasst und ein Arbeitsausschuss gebildet. Die Verkehrspläne des NS-Regimes (Ausbau der Autobahnen), der 2. Weltkrieg und die Verkehrspolitik seit der Nachkriegszeit führten zum endgültigen Aus des Projekts. (Hildebrandt, a.a.O., S. 69)

vgl. Hildebrandt, Werner: Der geplante Bahnbau Clausthal-Buntenbock-Osterode. Allgemeiner Harz-Berg-Kalender 1987, Clausthal-Zellerfeld, S. 66ff.

Braindrain nach Sachsen

freiberg-sw-Web

Auffindung des Silbers bei Freiberg durch Harzer Fuhrleute | Postkarte um 1910 | nach Aufnahmen v. Hofphotograph Otto Hertel, Freiburg i Sa., Erbischestr. 11.

Harzer Fuhrleute sollen im 12. Jahrhundert den Reichtum Freibergs begründet haben. Die Legende berichtet, dass den Fuhrleuten im Jahre 1168, beim Herausheben eines in einer Fuhrt des Lößnitzbaches (Erzgebirge) eingesunkenen Wagenrades, hellglänzende Bleierzbrocken aufgefallen seien, s. besucherbergwerk-freiberg.de. Nach Goslar zurückgekehrt, ließen sie den Silbergehalt des Erzes untersuchen. Ergebnis: Der Silberanteil war weit höher als der im Harzer Gebiet. Viele Harzer Fachkräfte und Unternehmer machten sich auf ins Erzgebirge. Der Boom begann – das „Erste Berggeschrey“.

Annaberger-Bergaltar2web

Fuhrmann mit Karren | Einspänner | Erzgebirge| Annaberger Bergalter Detail| Hans Hesse 1522|1523 | Quelle: Wikimedia Commons

Fuhrmann-Annaberg-Hesse

Fuhrmann mit Karren | Zweispänner | Annaberger Bergalter Detail| Hans Hesse 1522|1523 | Quelle: Wikimedia Commons