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„Wer aus den sanftern, zahlreich bewohnten Ebenen und anmutigen Gefilden verweichlicht hierher kommt, von mühsam erstiegenen Höhen in abschüssige Tiefen hinabblickt, und selbst in den wärmern Jahreszeiten frostig den fast das ganze Jahr hindurch erheizten Stuben dieses Gebirgsvolks zueilen muß, um sich von der ungewohnten nasskalten Luft wieder zu erholen: für den kann dies Land der Berge freilich wenige, oder gar keine Reize haben.
Er bedauert vielmehr die Bewohner der Höhen wegen der heftigen und empfindlichen Winde; die Thalbewohner hingegen, wegen ihrer schweren und gefahrvollen Arbeit und Bestimmung. –
Die Harzer hingegen , welche nun einmal an ihre Lebensart gewöhnt sind, und die anderweitigen Vorteile und Annehmlichkeiten ihrer gebirgigen Vaterlandsgegend hinlänglich kennen und zu schätzen wissen, urteilen ganz anders. Für sie haben diese wilden Gegenden eine erhabene Schönheit.
Unter einer beneidenswerten Zufriedenheit und vollkommenen Genügsamkeit fließt ihnen, halb abgeschieden von der überigen Welt, ein Tag wie der andere ruhig und gleichförmig dahin.
Mancherlei Erzeugnisse der Oberfläche und eine Menge unterirdischer Reichtümer beschäftigen und nähren Sie.
Der Bergmann holt Erze aus dem Innern der Erde hervor; der Holzhauer fället hartes und weiches, laub- und nadeltragendes Holz; der Köhler läßt seinen Mieler rauchen; der Fuhrmann bringet die gewonnenen Erze, das gefällete Holz, die geschwählten Kohlen an den Ort ihrer Bestimmung; der Hüttenmann scheidet durch seine vulkanische Arbeit Metalle von Schlacken, Hausmütter besorgen und befriedigen ihre Wirtschaft und die Bedürfnisse der Ihrigen.
Alle sind im angewiesenen Wirkungskreise in froher Tätigkeit, und Jeder hat für den seinigen eine gewisse ihn und Andere beglückende Hochachtung, die immer mit einer vorzüglichen Anhänglichkeit an Stand und Beruf verbunden zu seyn, und den Wohlstand und die bürgerliche Glückseligkeit der ganzen Gesellschaft, so wie des einzelnen Gliedes derselben mit sich zu führen pflegt.
Mit einem Wort, die Harzer sind bey harter Kost und härterer Arbeit gesund und vergnügt; und für ihr bergiges Land so eingenommen, wie die Schweizer für das ihrige.
Von Kindheit an, an die mancherlei Eigentümlichkeiten ihres Landstrichs und ihrer Lebensweise gewöhnt, können sie in dem flachen Lande nicht lange aushalten. Diese ihre Sehnsucht nach vaterländischer Heimat ist eben nicht kleinliche Anhänglichkeit am Alten, noch weniger entehrende Schwäche; Nein! sie haben dieselbe mit Allen gemein, die plötzlich aus einer wohlbehaglichen Lage in eine ganz andere versetzt werden.
Die grüne Nacht, die dichten Wälder, der mannigfaltige Vogelgesang, die Viehheerden auf dem zwischen den Bergen sich fortschlängelnden fruchtbaren Wiesengrunde, die rauschenden, wasserreichen Flüsse und Bäche der Harzthäler, das aus den Hüttenwerken aufsteigende dicke Rauchgewölk, das dumpfe Getöse der Hammer und Puchwerke, welches mit dem Klappern, Stampfen und Rauschen der Mahl-, Oehl- Säge und Lohmühlen abwechselt. –
Das alles verschafft den fast durchgehends treuherzigen Harzer umher Veränderungen und größerer Vergnügen. als sie im flachen Landes finden; und behagt ihnen so sehr, daß sie darüber manche Ungemächlichkeit entweder ganz übersehen, oder doch nicht hoch in Anschlag bringen. Ohne Murren tragen sie sich Lebensmittel in schweren Lasten über hohe Berge nach ihren Wohnungen und ihre Sorgen reichen mehrentheils nur von einem Lohntage zum anderen.
Die Wirkung der heitern, obgleich empfindlichen Berglust ist den meisten Einwohnern im Gesichte zu lesen.
Samuel Christoph Wagener; Reise durch den Harz und die Hessische Lande, besonders in Hinsicht auf Naturschönheiten , Anbau und Altertümer, von dem Verfasser der Briefe: Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft, Braunschweig 1797, in der Schul-Buchhandlung, 32ff.
Richter, Ludwig: – Der Hübichenstein (Ausschnitt). Stahlstich von Geissler nach Ludwig Richter. – (1838). – * Im Vordergrund ein Pferdekarren, Mädchen beim Wasserholen. Aus: d – Graphik –
Buntenbock; 1/2 St. v. Clausthal liegt dieser Bergflecken von 40 H., dessen Einw. (550) meistens Köhler und Fuhrleute sind, und Viehzucht treiben, und dessen einzige Merkwürdigkeit die seyn mögte, daß es keine Sperlinge daselbst giebt.
Kaspar Friedrich Gottschalck, Taschenbuch für Reisende in den Harz, 3. verbesserte Aufl. mit einer Karte, Magdeburg (Verlag Wilhelm Heinrichshofen) 1823, S. 126.
„Doch auch hier – wie überall im Harz – empfängt den Fremden altgermanische Gastlichkeit, jene Treuherzigkeit, die den Gast schnell mit dem Wirt befreundet, und beiden das Scheiden verbittert, und mit ihnen verbindet sich ein unerwarteter Hang zur Geselligkeit, der nur in freundlichen, freien, offenen und zufriedenen Herzen erblüht, der früher sich nicht schrecken ließ durch den gefährlichen Felsweg, durch den engen Pfad am Rande der Abgründe, der jetzt durch die neuerdings, überall durchgezogenen bequemen Kunststraßen für Pferd und Wagen jeder Art die gewünschte Erleichterung findet und der selbst im tiefsten Winter, wenn der Schnee mannshoch sich häuft und die Tannenwälder, mit ungeheuren Grabtüchern bedeckt, in toter Majestät schaurig daliegen, im Hindernis einen Sporn findet, mit dem weithin klingenden Schellengeläut fliegender Schlitten die öde Wildnis belebt und Ort mit Ort, Freund mit Freund zu fröhlichen Festabenden verknüpft – Welche Mannigfaltigkeit von Genüssen und Ergötzlichkeiten eine Wanderung durch solche Gegenden für jedes Gemüt, das die notwendige Empfänglichkeit mitbringt, darbietet, läßt sich aus dem Gesagten abnehmen.
Jeder Geschmack wird nicht leer ausgehen.“
Wilhelm Blumenhagen (1781-1839); Der Harz, mit 30 Stahlstichen nach Ludwig Richter, Reihe: Das malerische und romantische Deutschland in 10 Sektionen, München (Verlag Lothar Borowsky, o. J., S.12f.
Über Buntenbocks Gründung und die Entstehung seines Namens ist wenig überliefert. Buntenbock entstand wahrscheinlich um 1300 als Siedlung um zwei Eisenhütten. Der Name stammt vermutlich aus dem Mittelhochdeutschen und bezieht sich auf die Lage Buntenbocks auf hügeligem Gebiet an einem Bach, nämlich der Innerste. Fest steht, dass Buntenbocks frühe Bewohner vom Fuhrwesen lebten und nicht wie in Clausthal und Zellerfeld aus dem Erzgebirge stammten, sondern aus Lerbach, Osterode und dem Südharzvorland. Buntenbock ist nämlich eine niederdeutsche Sprachinsel im Oberharz, dessen oberdeutsche Mundart von den erzgebirgischen Bergleuten geprägt wurde, die sich im 16. Jh. hier niederließen. Nach dem Erliegen des Hüttenbetriebes entwickelte sich Buntenbock ab 1550 mehr und mehr zu einem bedeutenden Ort des Fuhrwesens für den wieder aufkommenden Bergbau des Oberharzes.
Schlossgärtnerin und Kunsthistorikerin M.A.
"Le jardin, c’est la plus petite parcelle du monde et puis c’est la totalité du monde." michel foucault
Projekt Harzer Fuhrherren Museum Buntenbock
Chronicling an ever-changing city through faded and forgotten artifacts
The Lewis Walpole Library, Yale University
Architectural Historian
Fotografie zwischen Nord- und Ostsee - ein Fotoprojekt C O P Y R I G H T Bilder und Texte sind durch das Urheberrecht geschützt. Keine Nutzung ohne meine schriftliche Genehmigung. Ungenehmigte Vervielfältigung oder Verwertung werden verfolgt!