Herrenstraße | Annerschbarrich

„Herrenstraße“

Mit 22 % Gefälle

die steilste Stadtstraße.

In der Herrenstraße wohnten

die Fuhrherren. Mit dem Bergbau

entwickelte sich im Oberharz ein Fuhrwesen,

das in damaliger Zeit einen Umfang annahm, von

dem wir uns heute kaum noch einen Begriff machen

können. Die alten konzessionierten, pensionsberechtigten

Bergfuhrherren waren angesehene und wohlhabende Leute, die

Tag für Tag dem Berg- und Forstfiskus mit einer stattlichen Anzahl von

Pferden dienten und in Sankt Andreasberg in der nach ihnen benannten Straße

ihre Häuser hatten. Bergstadtverein St. Andreasberg | Text auf „Dennert-Tanne“ in der

Herrenstraße, St. Andreasberg.

Werbung

Ils sont nombreux, grossiers …

„Da die Clausthaler Pochwerke nun alle von den Gruben so weit entfernt liegen, so schien es uns bey dem hiesigen Aufbereitungswesen ein vorzüglicher Mangel zu seyn, daß selbst das Ausschlagen der Pochgänge nicht an dem Treibeschacht, sondern erst vor den Pochwerken geschieht, so daß der ohnehin weite Transport bis in die letzern, noch durch die vielen Berge erschwert wird, die man ohne Noth – und wie es scheint, blos um den Fuhrherrn **) einen gleichförmgen

**) Ueber die Wichtigkeit, zu der sich die Clausthaler Bergfuhrleute erhoben haben, ist folgende Stelle aus des Baron von Dieterich Discours préliminaire zu den ‚Observations de M. de Trebra sur l’Interieur des Montagnes. Paris et Strasbourg. 1787. fol. p. XLIV. Merkwürdig; wo es heißt: „Les voituriers sont constamment la loi à l’administrations des mines du Hartz. Ces gens y sont corps, ils ont les droits exclusif de fournir toutes les voitures pour le transport des minerais aux différens ateliers, et du métal marchand aux magasins. Ils sont nombreux, grossiers, prompts à s’amenter, et capables de faire manquer le service, si quelquechose leut déplaît. Je dois rendre aux administrateurs, certe justice, de convenir qu’ils cherchoient les moyens de reméchier a cet ancien abus.“ – Außerdem verdienen auch noch die Beschwerden über die Rohheit, das Anmaßende und den Starrsinn der Oberharzer Erz- und Kohlenfuhrleute nachgelesen zu werden, die von Rohr a.a.O. VI. Abth. s. Cap. §. 45. S. 212. führt.“

§, 249.

Die Bezahlung der Bergfuhren geschieht treibenweise; und zwar 1 Oberharzer Treiben zu 40 Tonnen gerechnet. Vor dem Jahre 1728 wurden zu Clausthal von jedem Treiben der Dorotheer und Caroliner Erze nach den Innerst-Pochwerken, 7 Mfl. (= Mariengulden) Fuhrlohn gegeben. Hingegen im Jahr 1728 wurde nach den 3 neuen Pochwerken im Polsterthale von jedem Treiben Erz, 5 Mfl. Und 5 Mgr. (= Mariengroschen) bezahlt. Die Clausthaler Bergfuhrleute sollen übrigens eine besondere Instruction haben, die uns Gatterer *) aus einem Manuscripte mittheilt;

* S. Gatterers Beschreibung des Harzes Th. I. 1792. C.I.Abth. 16. von dem Harzer Wiesenbau und Viehzucht §. 175. S. 132-134.

nach welcher z. E.

  1. Die Ladung auf 1 Pferd über Berg und Thal 6 Centner seyn soll.
  2. Eine Tagesfuhre soll seyn 10 Stunden incl. 2 Stunden, die auf Fütterung und Laden gerechnet werden.

  3. Auf eine volle Tagesfuhre soll der tägliche Verdienst 21 Mgr. seyn, wenn der Haberpreis nicht unter 9 Mgr. und nicht über 12 Mgr. Stehet.

  4. Steigt der Haberpreis über 12 Mgr., so soll das, was 5 Himten Haber in der Woche mehr kosten, auf 6 Tage eingetheilt, und täglich so viel mehr Haberzulage gegeben werden, als es die Eintheilung auf 6 Tage ergiebt (vergl.oben §. 139) jedoch so, daß

  5. wenn der Haberpreis auf einige Wochen nur steigt, die Haberzulage nicht statt haben soll.

  6. Bey Schlittenbahne gelten dieselben Löhne wie bey Wagenfuhren.

  7. Bey der Berechnung der Weite des Weges wird genau auf die Lage der Orte, und dabey selbst auf 1/4 Stunde Rücksicht genommen.

  8. Bey Kohlenfuhren rechnet man auf 1 Pferd
    1 Karren Tannenkohlen, oder
    2 Malter Röstholz, oder
    35 Stück Wasen;
    würden aber buchene Kohlen gefahren, so soll
    1 Karren Buchenkohlen 1/3 mehr Fuhrlohn kostenals Tannenkohlen.

  9. Müssen die Fuhrleute des Nachts unterwegs bleiben, so wird auf 1 Pferd noch 1 Gr. über das festgesetzte Lohn gerechnet.

    Ende des vorigen Jahrhunderts schaffte man, und zwar im Jahr 1694, um diese Bergfuhren doch etwas wohlfeiler zu machen, statt der Pferde ungarische Ochsen an; welche man aber nicht lange beybehielt, weil jeder binnen 24 Stunden 99 Pfund Heu gefressen haben soll. *)

    Gegenwärtig hat man zu Clausthal allein 8 bis 9 Fuhrherrn, von denen jeder eben so viele Pferde hält.

*) S. Gatterer Th. V. S. 453. §. 175. – Calvör Th. II. S. 77. 1.

§. 250.

Erzwagen heißen hier Höhlwagen, und die Pocherze nimmt der Pochsteiger nach der Anzahl Treiben in Empfang, welches nach den Höhlen selbst berechnet wird; denn diese halten 5 bis 6 Tonnen, wie dies allemal an der Hinterwand des Kastens mit Zahlen eingeschitten ist. *)

Bildschirmfoto 2014-05-24 um 18.43.19

§. 251.

Von dem Bergamte werden die Gruben angewiesen, in was für Pochwerken sie ihre Erze sollen pochen lassen, wobei man die Absicht hat, daß die Gruben, welche die meiste Ausbeute geben, ihre Erze auf den entlegensten Pochwerken pochen und waschen lassen müssen, weil sie die weiten Transportkosten eher bezahlen können. **)

**) Vergl. Hr. Wille, Versuch einer Beschreibung der am Oberharze gelegenen Poch und Waschwerke im bergm. Journal 1793. St. 2. S. 104. Anm.

Bemerkungen über den Harz, von Johann Carl Freiesleben. Erster Theil. Bergmännische Bemerkungen. Mit drey Kupfern. Leipzig, in der Schäferischen Buchhandlung 1795, S. 174ff.“

 

Der letzte Fuhrherr

Der letzte Fuhrherr

Heinrich August Wilhelm Christian Bormann, genannt Christian, geb. 1858, vor dem Bormann-Haus am Brink in Buntenbock. Christian Bormann übernahm den Fuhrherrenbetrieb von seinem Vater, Heinrich Carl Wilhelm Bormann (1824 – 1894). Neben dem weißen Fuhrherrenkittel trägt er die typischen Manchesterhosen und Gamaschen, in der rechten Hand die Peitsche, in der Linken die obligatorische Tabakspfeife  | Bild: Fuhrherren Museum Buntenbock | Archiv Ottensen | um 1900.

Gewisse Fuhrherrn – auf dem Harze

Bergfuhren sind alle zu Transportirung bergmännischer Produkte und Bedürfnisse erforderliche Fuhren, s. Erzfuhren. Auf dem Harze sind zu Verrichtung derselben gewisse Fuhrherrn bestimmt, deren zu Clausthal 8 – 9 sind, von denen jeder eben so viel Pferde hält.

Bergfuhrleute, [Leute, welche die Bergfuhren verrichten. L.]

Swen Rinmann’s Königl. Schwedischen Bergraths und Ritter des Wasa-Ordens allgemeines Bergwerkslexikon – nach dem Schwedischen Original bearbeitet und nach den neuesten Entdeckungen vermehrt von einer Gesellschaft deutscher Gelehrten und Mineralogen. Erster Theil. Enthält A bis Berg. Mit Kupfern. Leipzig 1808. Bey Chr. Fr. W. Vogel, S. 626f.

In der Spinnstube

IMAG0166web

Spinnstuhl, 1. Hälfte 19. Jh, Biedermeier, Esche, Standort ursprüngl. Bormannshaus Buntenbock, Abb.: Bormann Archiv Ottensen.

IMAG0161web

Spinnrad, 1. Hälfte 19. Jh, Biedermeier, Abb.: Bormann Archiv Ottensen.

Der Spinnstuhl mit seiner charakteristischen einseitigen Armlehne und das Spinnrad gehörten seit jeher zum Mobiliar des Bormannshauses.

Zuletzt reine Dekorationsgegenstände, erinnerten Sie an die Arbeitsteilung im Haushalt eines Fuhrherrenhauses – wenn nicht der Fuhrherr vorzeitig zu Tode kam und die Witwe den Betrieb weiterführen musste – und an die abendliche Geselligkeit in der Zeit vor der Einführung von Radio, Fernseher und interaktiven Fitness-Spielen für den Hausgebrauch: Es gab zwei Spinnstühle von der selben Machart aber komplementär gefertigt, sodass die Frauen sich beim Gespräch einander zuwenden konnten.

Spinnrad und Spinnstühle standen zeitwährend in den repräsentativen, der Straße zugewandten, Räumen des Bormannshauses, im Parterre oder im Obergeschoss des Hauses. Die dort eingerichtete Stube war offensichtlich der Ort, an dem gemeinsam gesponnen wurde, mit Flachs oder Schafwolle  – oder in Gedanken.

„Auf dem Lande in den Regionen selbständiger Bauernschaft erhielt sich über das ganze 19. Jahrhundert die Sozialform der gemeinsam wirtschaftenden Haushaltsfamilie.  Dabei waren die Frauen arbeitsteilig und mitverantwortlich in den Arbeitsprozess integriert. Sie halfen in den Saisonschwerpunkten auch bei der Feldarbeit; im allgemeinen aber waren Haus, Stall und Garten ihr Revier, besorgten sie das Kochen und bewältigten den gesamten  textilen Bereich des Haushalts vom Flachsanbau über das Spinnen und Weben bis zum Nähen der Gebrauchsgegenstände. … Das Spinnen nahm eine sehr große Rolle im Leben der ländlichen Frauen ein und führte zur Einrichtung der winterlichen Spinnstuben, die seit Jahrhunderten Orte des geselligen Lebens der Dörfer bildeten.“

Aus: Ingeborg Weber-Kellermann, Frauenleben im 19. Jahrhundert, Empire und Romantik, Biedermeier, Gründerzeit, München (Beck), 4. Auflage 1988, S. 75f.

Wohlfeiler als Tabaksqualm

Nachrichten. Briefe über den Musikzustand von Rußland und besonders von Moskow. Erster Brief.

— — Glückliches Land, dessen Bewohner Liebhaber von Musik und Gesang sind, diese beyde Gaben als wohlthätige Geschenke des Himmels betrachten , und sich von ihnen durchs Leben begleiten lassen ; denen ein frohes gutes Volkslied oft zum Mithelfer bey schweren Tagsarbeiten wird, und deren Gesang und Saitenspiel jedes kleine Fest verherrlicht! Diese Freunde von Musik und melodischem Gesang sind die Russen. Wer in Petersburg gewesen , wird schon anfänglich sehr angenehm überrascht worden seyn, eine Clique Matrosen längst der Newa fahren zu sehn, die den Schlag ihrer Ruderstäbe mit recht artigen Chören, von 8 auch 13 stimmigen Chören oder auch mit sehr naiven Liedern begleiten. Der Nationalgeschmack will größtentheils Sätze aus Molltönen. Die Art ihres Vortrags bey allen hat etwas Feines , daß man nothwendig gezwungen wird, das natürliche Talent dieser Leute zu bewundern, und diesen Wasserbewohnern, bey aller Eile, die man haben kann, ein Viertelstündlein nach dem andern zu schenken. Noch bedienen sie sich einer Art kleinen Horns zum Akkompagnement. Der Umfang dieses Instruments beträgt eine Oktave. Ich kann nicht so ganz behaupten, daß der Gesang dabey etwas gewinne; denn wenn der Instrumentalist nicht sehr bescheiden seine Ragoke behandelt, so kömmt etwas von einem Pfauen-Ton heraus, der denn freylich nicht der angenehmste ist. Auch Fuhrleute, besonders wenn sie in großen Karavanen reisen, verkürzen sich ihren Weg mit Gesang, (welches denn auch, neben bey gesagt, nicht nur angenehmer, sondern auch wohlfeiler ist, als der deutschen Fuhrleute ewiges Tabaksrauchen.

Zigarrenetui, zweiteilig, Leder, 13,5 x 6,5 x 3 cm, Herkunft Großbritannien, vermutl. Ende 70er Jahre des 19. Jh. m. Prägung im Oval: Wappen des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland sowie Firmenname F. C. Hathaway.  Widmung in Goldprägung: "Den 11. Juni 1879." - vermutl. anlässl. d. Feier der Goldenen Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta zu Berlin. Vermutl. aus dem Nachlass Heinrich Carl Wilhelm Bormann 1824 - 1894, Bormann Archiv Ottensen.

Zigarrenetui, zweiteilig, Leder, 13,5 x 6,5 x 3 cm, Herkunft Großbritannien, vermutl. Ende 70er Jahre des 19. Jh. m. Prägung im Oval: Wappen des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Irland sowie Firmenname F. C. Hathaway.
Widmung in Goldprägung: „Den 11. Juni 1879.“ – vermutl. anlässl. d. Feier der Goldenen Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta zu Berlin.
Vermutl. aus dem Nachlass Heinrich Carl Wilhelm Bormann 1824 – 1894, Bormann Archiv Ottensen.

Ihre Art zu singen ist aber ganz von dem Gesang der erstem unterschieden. Sie bedienen sich einer fugenähnlichen Manier. Einer fängt das Thema immer an, und wird um einige Takte später vom zweуten unterstützet, und so gehet es denn der Reihe nach fort. Canon oder Fuge ist es freylich eigentlich nicht: wie sollten auch diese Leute dazugekommen seyn, da blos Natur und frohe Laune ihre Lehrmeister waren ? Weil sie aber alle so geschickt dem ewigen Unisono in ihren gesellschaftlichen Gesängen auszuweichen verstehen, so wird man darin einen neuen Beweis finden müssen, daß diese Nation mit vieler Anlage zur Musik gebohren sey: denn gute Volksmelodien scheinen mir eben so sicher ein Beweis von Naturtalent zu dieser Kunst zu seyn, als feine, scharfsinnige Volkssprüchwörter von Anlage zum Witz. Auch in diesem Punkte, obgleich er nicht hierher gehört, muß ich den Russen rühmen. Er hat in seiner Sprache eine sehr große Anzahl solcher Sprüchwörter, bedient sich der selben bey allen Gelegenheiten sehr gut , und kann darum auch für witzig erklärt werden. Da der gemeine Russe schon so empfänglich für Gesang ist, so ist es wohl ganz natürlich, daß die kultivirte und höhere Klasse es noch seyn müsse; und daß diese beym Singen nicht allein stehen bleibe , sondern auch voll Verehrung der Instrumentalmusik sey, werde ich in der Folge zeigen. …

Kesler in: Allgemeine Musikalische Zeitung. Dritter Jahrgang vom 1. Oktober 1800 bis 23. September 1801. Leipzig bei Breitkopf & Härtel, Sp. 656f.

Die letzte Reise

Auch auf Ausflügen in die Umgegend wurden bereits mancherlei Bekanntschaften gemacht. So in dem äußersten Hause des Bergdorfes Buntenbock, vor dem nicht umsonst, freundlich einladend, eine Quitscher mit ihren roten, herbstlichen Vogelbeeren stand. Ein sauber gekleideter Frachtfuhrmann, deren es sehr viele giebt und den die Gicht so an den Lehnstuhl fesselte, daß er nur zuweilen noch wie ein Vogel durchs Zimmer hüpfen konnte, winkte den Vorübergehenden, der ein Gespräch durchs Fenster anknüpfen wollte, in die Stube hinein und begann, da er Altertümliches und Sagen nicht wußte, alsbald aus seinem Leben zu erzählen. Besonders anziehend war mir, wie er zuweilen das Weihnachtsfest auf seinen Reisen festlich beging. Die biderbe Wirtin in einem Fuhrmannsgasthofe ging nämlich alsdann mit allen Frachtfuhrleuten, die sich gerade bei ihr befanden, in die Christmette, danach teilte sie Haselnüsse an sie aus. In ihrem Gasthause um die Weihnachtszeit war mein Fuhrmann erkrankt, und der Fuhrherr, einer seiner nächsten Anverwandten, schickte dem kranken Manne zuletzt ein Reitpferd, damit er heimreiten könne. Das war seine letzte Reise auf der Welt und der schwere Lehnstuhl am Ofen ist jetzt der einzige Wagen und das einzige Pferd, das er noch kennt.

Lehnstuhl - Mitte des 19. Jh. - ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Lehnstuhl – Mitte des 19. Jh. – ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Heinrich Pröhle: Aus dem Tagebuche eines deutschen Sammlers – Bergstadt Zellerfeld, im Spätherbst 1851 – in: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. 2. Aufl., Leipzig: Mendelssohn, 1886, S. 20.

Das meiste Holz … das meiste Geld

Was der Transport der Waaren zu Wasser und zu Lande, insonderheit aber hier bey weiten und nahen, guten und schlimmen Wegen, theuren oder wolfeilen Futter-Preiß, viel oder wenigen Zoll u. für einen grossen Unterscheid der Kosten mache, wissen die Herren Kaufleute, so starke Handlungen treiben, am allerbesten; Hier im Haarz aber weiset es noch mehr der Beutel und die Rechnungen aus, was für ein Unterscheid im Fuhrwerk und Flössen sey, und wie das Kohlenwesen das meiste Holz; also auch das Fahrwesen das meiste Geld wegnimmt. Dannenhero wäre es ja wohl nicht undienlich, auch darin gewissen Principia für die beste Menage zu haben.

Ich halte nun dafür, sie würden ohngefaehr darin bestehen: daß 1) so viel möglich, alle Holz-Fuhr, damit sie auch einander nicht verhinderten, den Winter; und alle Kohlen-Fuhr, den Sommer geschehe.

2) Daß den Winter bey der Holz-Fuhr insonderheit die Schlitten-Bahn in acht genommen werden müsste.

3) Daß auch zu dem Ende, wenn das Lohn von dieser oder jener Fuhr ausgemacht, von jeden Bedienten, der nur dazu helfen wolte, Land-Fuhrleute mit darzu angeschaffet werden könnten.

4) Daß der ohnfehlbaren Lohnung halber, von denen Röste- und Treib-Holz Administratoribus, wo nicht alle Wochen, doch alle Monate Verlags-Extracte übergeben werden müsten.

5) Daß die Haarz-Fuhrleute, vornehmlich im Einseitigen-Haarz, anwo es eben nötig ist, so dann, damit sie endlich der Vielheit halber, einander nicht gar verdürben, noch andern Leuten das Futter und die Victualien zu theuer machten, und die Sache doch ihre Grenze hätte, auf eine solch gewisse Zahl mit ihren Pferden besehet würde / als ohngefähr zur Erz- Weg- Kohlen- und der Bürger-Fuhren, da doch zu den letzten beyden auch noch Land, Fuhrleute mit zu zunehmen stünden, zusammen nöthig wären.

Insonderheit, daß 6) kein Pfählhauer zu Schacht-Holz, Pfähle-Pfosten- oder andern Holz-Fuhren selber Spannwerk mit halten, und die andern vervortheilen dürfte.

Item, daß 7) bey dem allen in Machung der Löhne, nicht allein auf die Weite und Last der Fuhr, sondern auch dabey auf den jedesmaligen Korn- und Futter-Preiß mit gesehen würde.

Ja daß 8) ihnen hernach auch kein zu vieler Zoll, ich meine unbillige Abzüge, an zu vielen Neigen-Gelde oder dergleichen gemacht;

 9) sie überal, und insonderheit die Einheimischen, mit Schmiede- und Rademacher-Kosten übersetzet werden dürften; und daß dann

10) und hauptsächlich, so viel mehr auf die Besserung, und im Stande-Erhaltung der nöthigen Wege gesehen und dafür gesorget würde, (…) derselben Wege, wegen der so viel wenigern Heye und Oerter, die ohndem zum besseren Forst-Haushalt nothwendig wieder erfordert werden, auch so viel weniger zu erhalten nöthig seyn würden.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 161.

Die Grenzen der Freiheit

Gleichwie der Nutzen hier, wie ordinair bey allen guten Bergwerken, hauptsächlich in Bergen, Erzen, Holz und Wasser, bestehet, also ist auch die Verordnung hier schon längst gewesen, daß die Einwohner nur allem in Bergleuten, Hüttenleuten, Waldleuten, Fuhrleuten, und deren benöthigten geist- und weltlichen Officiren, Künstlern, Handwerkern und Krämern, bestehen sollen.

Selbige nun zusammen, wohnen darin nach denen ihnen von Zeit zu Zeit verliehenen Berg-Freyheiten ganz frey in offenen Städten und Oertern, geben von allen ihren Sachen und Nahrungen dem Landes-Herrn, für ihren Schutz, nichts, sondern nur ein gewisses Pfarr- und Bau-Geld, und eine in neulichen Zeiten selbst mit beliebte Bier-Accise, die doch zum Berg-Bau und ihrer eigenen Subsistenz wieder mit angewandt wird, auch nach Gelegenheit der Zeit von ihnen selbst wieder mit aufgehoben werden kann.

Denn ihre alten Berg-Freyheiten bestehen sonderlich mit darin, daß die Einwohner auf den Bergstädten ohne alle Beschwerde selber Bier brauen, auch fremd Bier verschenken, und sonst allerley bürgerliche Handthierung und Nahrung treiben dürfen. Daß ihre kommende Victualien Zoll-frey seyn. Daß kein Vorkauf davon auf den Gassen, noch dem Markte, getrieben werden darf. Daß die Bergleute von allen Zins, Schoß, Steuer, Schaarwachen und Frohn-Diensten, befreyet seyn sollen. Daß sie von Bartholomäi bis Fastnacht, Hasen, Haselhüner, Schneppen und Vogel fangen, auch die Wasser, so zum Bergwerk gehörig, mit fischen dürfen. Daß denen Gewerken weder in Krieges- noch Friedens-Zeiten ihre Berg-Theile, wegen irgend eines Verbrechens eingezogen, noch weggenommen werden können. Daß alle neue Gruben die ersten 5. Jahre vom Zehenten frey seyn sollen, u. s. w.

Schnepfe (lat. Scolopax)

Schnepfe (lat. Scolopax)

Demnach werden über die vorgesagten nöthigen Leute regulariter keine andere (der sich sonst der Freyheit halber genug zu dringen,) mehr in den Haarz zu wohnen eingelassen, damit die unnöthigen, die Victualien nicht zu theuer machen, und die Forsten mit so viel mehrer Bau- und Feuer-Holz Consumtion nicht zu sehr beschweren; Immassen dann dafür gehalten wird, und auch an dem ist, daß eben die Forsten alhier dem Bergbau, Maas und Ziel setzen, und keine Berg- und Hüttenwerke mehr aufgenommen und betrieben werden können, als der Forsten Zustand und Ertrag vermag, sonsten es an Erzen bis an den jüngsten Tag nicht fehlen werde.

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Zufuhr des Getreydes, fetten Viehes und dergleichen Victualien so noch fehlen, kömmt auf der Südwest-Seite hauptsächlich aus der güldenen Aue von Nordhausen, und so am Haarze heraus, meist nach Osterode, und an der Nordost- Seite aus dem Anhaltischen von Quedlinburg, auch aus dem Halberstädtischen, und so theils über Elbingerode, mit nach dem Andreasberge, meist aber über Goßlar nach all den übrigen Bergstädten, und vieles auch mit der Seits aus dem Wolffenbüttelischen, Stifft-Hildesheimischen und Hannoverischen, wie dann diese nechsten Nachbaren, und insonderheit die Stadt Braunschweig das Garten-Gewächse, als Kohl, Rüben und dergleichen, häufig mit hergeben, auch das Eychsfeld etwas Haber, so, daß der Haarz auf allen Seiten gute Länder um sich herum hat, die was ausgeben und missen können; und auch keinen nähern und bequemern Debit dafür haben.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 42ff.