Tausend Jahre Bergbau und Leben am Rammelsberg: In den Führungen über und unter Tage vermittelt das WELTKULTURERBE RAMMELSBERG ungewöhnliche Einblicke in das Wirken der Menschen am nördlichen Harzrand.
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Fuhrleute am Rammelsberg

„Loehneysen – Bericht vom Bergwerck (Titelkupfer)“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons
Vor Zeiten da die Bürger oder Hütten-Herren in Goßlar / den Rammelsberg und die Schmeltzhütten innen hatten / wann das Erz aus den Gruben getrieben ward / da ward einem ieden Theil zugemessen / welcher eine eigene Hütten hatte / der verschmeltzte sein Ertz selber / die aber keine Hütten hatten / die verkaufften ihre Ertz / den Scherben umb vier Mariengroschen / das ist zwey gute Groschen / acht gute Pfennige Fürsten-Müntze /
Die meisten Gewercken / die keine Hütten hatten / die liessen ihre Theil einem andern umb einen jährlichen Zins über / es muste ein jeder sein Ertz / den Scherben umb vier Mariengroschen bezahlen / davon wurden die Arbeiter belohnet / was dann aufs Quartal übrig / oder im Vorrath war am Gelde / das theilte man unter die Gewercken aus / einem ieden / nach dem er viel Theil in einer Gruben hatte / und so sich das gewonn Ertz zu Ablohnen der Arbeiter nicht erstreckte / wie offt geschach / so musten die Gewercken wöchentlich zulegen / und solches mit Geld erstatten.
Es hatte ein ieder Hütten-Herr / für dem Berge seinen Bergknecht / der empfing das Ertz / das ward dann einem ieden in seine Rinne gemessen / das lieff in des Rinne herab / an die Ort / da man darzu fahren konte / welches alsdann die Fuhrleute auf die Hölwegen luden / und für die Hütten führten / und gehet in eine Höle sechs Scherben Ertz / Es hatte auch ein ieder Hütten-Herr seine eigene Fuhrleute zu Ertz / Holtz und Kohlen.
Es sind Anno 1540. als die Bürger in Goßlar den Rammelsberg noch inne hatten / eilff Hütten ganghafftig gewesen / als nehmlich an der Ocker drey / und an der Gran und Inderste achte / auf diesen Hütten ist wöchentlich alles Ertz / so aus dem Rammelsberge kommen / verschmeltzt worden.

Aufbereitungsanlage – Kupferstich von J. Wichmann (nach Holzschnitt von Moses Thym) aus Löhneyss „Bericht vom Bergwerck“. 2. Aufl. um 1660. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Bericht vom Bergwerck, wie man dieselben bawen und in guten Wohlstande bringen sol, sampt allen dazugehörigen arbeiten, Ordnung und Rechtlichen Prozessen, beschrieben durch G. E. Löhneyß, Stockholm und Hamburg, 1690, S. 79.
Infos zu Autor und Werk: http://blogs.ethz.ch/digital-collections/2013/02/
Der gemeine Harzer – für Fabrikarbeit schwer zu gewinnen
Noch gehören zum Harz: .. Die Hütten bei Uslar oder die Sollinger Eisen – und Kupferhütte, welche Erze von Lerbach und Westerhof und Roheisen von Gittelde über Moringen erhalten. Alles Silber erhält die Münze zu Klausthal, wo die 2/3 geprägt werden, die übrigen Produkte die Berghandlung gegen Baarzahlung und Materialienlieferung. Viel Blei wird in Schachtrupps Anlagen bei O st e r o d e , Eisen in der Herzberger Fabrik verbraucht; übrigens ist auf dem Harze wenig Fabrikatur. Von Eisenarbeiten liefert der Harz Töpfe, Oefen, Munition, feine Gußwaaren, Bleche und Drath; viele Nagelschmiede wohnen zu Lauterberg. Für feine Stahlwaaren scheint das meiste Harzeisen sich nicht zu eignen; zu mehreren Eisenfabriken fehlte auch das Holz. Auch möchte der gemeine Harzer für Fabrikarbeit schwer zu gewinnen seyn. Auf der Königs – und Ockerhütte werden, jetzt auch emaillirte Töpfe und Klaviersaiten gemacht; kupferne Kessel ebendaselbst und bei Uslar. Andere Erwerbzweige der Harzer sind das Fuhrwesen‘), die Viehzucht, unter deren Artikeln die Harzkäse oft weithin gesucht werden, Abrichten der Kanarienvögel, die Holzarbeiten, der Kleinhandel und das Einsammeln der Beeren. Das Spitzenkloppeln, wodurch das Erzgebürge übervölkert ist, ist auch nicht nach dem Geschmacke der Einwohner; dagegen diese auch nicht die Leiden der Hungersnoth erfahren, welche in theuern Zeiten das Erzgebürge heimsuchen. Zur Kenntniß der Hütten möge ein Auszug aus den Angaben von Villefosse, dienen.
‚) Die konzessionirten Fuhrleute werden wohl die Bergfuhrherren genannt.
Beschreibung des Königreichs Hannover von H. D. A. Sonne. Viertes Buch. Spezielle Chorographie. München, 1830. Im Verlage der literarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. S. 129.
SONNE (Heinrich Daniel Andreas) seit 1820 Rector am Pädagogio zu Ihlefeld (nachdem er seit 1801 – 1810 vom 5ten Lehrer bis zum Conrector aufgerückt war): geb. zu Göttingen am 26 Febr. 1780. §§. Erdbefchreibung des Königreichs Hannover, mit einer historisch – statistischen Einleitung. Sondershausen 1817. 8. — Recensionen in Seebode’s kritischer Bibliothek für das Schulwesen.
DAS GELEHRTE TEUTSCHLAND ОDER LEXICON der jetzt lebenden TEUTSCHEN SCHRIFTSTELLER. Angefangen von GEORG CHRISTOPH HAMBERGER, Professor der Gelehrten Geschichte auf der Universität zu Göttingen. Fortgesetzt von JOHANN GEORG MEUSEL, königl. Bayrischen geheimen, königl. Preuss. fürstl. Brandenburgischen und Quedlinburgischen Hofrathe, ordentl. Professor der Geschichtkunde auf der Universität zu Erlangen, und , Mitgliede einiger Akademien. Zwanzigster Band. Bearbeitet Von JOHANN WILHELM SIGISMUND LINDNER, Advocaten zu Dresden , u n d herausgegeben von JOHANN SAMUEL ERSCH, Professor und Ober – Bibliothekar auf der Univcrsität zu Halle. Fünfte, durchaus vermehrte und verbesserte Ausgabe. Lemgo, im Verlage der Meyerschen Hof- Buchhandlung, 1825. S. 520.
Bergfuhren sind alle zur Transportirung bergmännischer Produkte und Bedürfnisse erforderliche Fuhren. Auf dem Harze geschieht dies durch gewisse dazu berechtigte Fuhrleute.
Bergfuhrleute, Leute, welche die Bergfuhren verrichten.
Erzfuhren. In Ansehung derselben hat der Grundbesitzer, auf dessen Grund und Boden ein Berggebäude liegt, vor allen andern Fuhrleuten das Vorzugsrecht. S. Köhlers Anleitung zum Bergrechte, S. 139,
Invalidenkasse, auf dem Oberharze eine Kasse zur Unterstützung invalider Bergfuhrleute, Köhler und Holzhauer.
Handwörterbuch der Mineralogie, Berg-, Hütten- und Salzwerkskunde, nebst der französischen Synonymie und einem französischen Register. Von Carl Hartmann, Herzogl. Braunschweig. Hüttenbeamten, Ehrenmitgliede der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Erfurt. Erste Abtheilung A bis K. Ilmenau 1825. Gedruckt und verlegt bei Bernhard Friedrich Voigt.
Alte Fuhrherrenstraße (1972) – Die Alte Fuhrherrenstraße im Ortsteil Buntenbock führt vom Mittelweg am ehemaligen „Platz“ in Richtung auf die „Chaussee“, die Bundesstraße von Goslar nach Osterode.
Der frühere Name Hüttenweg mußte 1972 bei der Zusammenlegung mit der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld geändert werden, weil es in Clausthal-Zellerfeld bereits zwei Straßen ähnlichen Namens gab.
Den Namen Alte Fuhrherrenstraße wählte man, um die Erinnerung an das alte Fuhrherrendorf Buntenbock wachzuhalten. Von 1700 bis 1850 war die Blütezeit des Fuhrwesens in Buntenbock. Seite etwa 1750 traten „Fuhrherren“ auf. Die Fuhrherren fühlten sich als ein besonderer Stand. Selbst der König mußte ihren Erzwagen ausweichen, so wird berichtet. Was mit der schweren Last zusammenhing.
Allein im Transportwesen des Eisensteinbergbaus sind um 1800 etwa 560 Pferde mit 280 Fuhrleuten beschäftigt gewesen. Die Fuhrleute wohnten vor allem im Mittelteil des Ortes, der sich fast in einem Halbkreis um die beiden Junkernhöfe legte. Neben der Schmiede, die noch heute an dem alten Fahrweg liegt, sind auch die Gasthöfe, die zur Einkehr und zum Ausspann für Fuhrleute dienten, eine Erinnerung an die „goldene Zeit“ des Fuhrwesens und Buntenbocks.
Die Straßen in Clausthal – Zellerfeld – Buntenbock früher und heute: Namen – Bilder – Erl./ hrsg. von d. Bergstadt Clausthal-Zellerfeld. Zagest. von Friedrich Seidel, Clausthal-Zellerfeld (Pieper) 1983, S. 42.
Eisensteinsfuhr im Harz
„Bey der Eisensteinsfuhr von dem Elbingerröder Gruben bedient man sich bald der ein- und bald der zweispännigen Höhlen, je nachdem der Fuhrmann es für gut findet; nach den Andreasberger Gruben hingegen fährt man beständig mit ersteren, weil es hier auf dem Rückwege hin und wieder so steil bergunter geht, daß das hintere Pferd *) nicht im Stande seyn würde, ein zweispänniges (oder ganzes) Fuder aufzuhalten.
Im Winter, wo die meisten Eisensteinsfuhren geschehen, gibt es am Harz gewöhnlich Schnee genug, um sich der Schlitten bedienen zu können; es werden als darin die nämlichen einspännigen oder Halbfuderhöhlen, die sonst auf Karren liegen, auf Schlitten gelegt.
*) Man bemerke hier, daß bey dem Fuhrwerk am Harz überall die bekannten gabelförmigen Deichseln Statt finden, und zwei Pferde nicht neben, sondern vor einander gespannt werden.
Johann Georg Stünkel, Hüttenschreiber; Beschreibung der Eisenbergwerke und Eisenhütten am Harz, zum Gebrauch für reisende und zur Durchsicht für nichtreisende Freunde des Berg- und Hüttenwesens, Göttingen (Dieterich) 1803, S.159f
bei den bergleuten heiszt höhle, auch höle und hölle ein kasten von bestimmten dimensionen (ursprünglich aus gehöhlten baumstämmen), in welchem das erz auf die hütten geschafft wurde.Veith bergwörterb. 274. – Quelle: Wörterbuchnetz
Wenn die Fuhrleute die Erze von den steilen Hängen der Berge hinabführen, gebrauchen sie zweirädrige Karren, die hinten zwei bis auf der Erde schleifende Baumstämme nachziehen. Diese bremsen durch ihr Gewicht und hindern das zu schnelle Aufwärtsfahren der schweren, mit Erz beladenen Karren. Wenn sie nicht vorhanden wären, müßten die Fuhrleute häufig Ketten um die Räder legen. Wenn die Fuhrleute die Erze von weniger steilen Bergen hinabschaffen, benutzen sie Wagen, deren Kästen doppelt so lang sind als diejenigen der Karren. Die Seitenbretter sind so angebracht, daß sie aufgehoben und entfernt werden können, wenn das Erz durch die Fuhrleute wieder von den Wagen abgeladen werden soll; denn sie werden nur von Riegeln* gehalten. Die Fuhrleute fahren 30 oder 60 Erzfuhren hinab, die dann von den Gewerken abgeholt werden. Ihre Zahl verzeichnet der Steiger auf dem Kerbholz.
*Sie werden gegenwärtig Rungen genannt.
Georg Agricola; Vom Berg- und Hüttenwesen, München (DTV) 1977, S. 140f.
Abb: Sächsische Landesbibliothek Dresden, http://www.deutschefotothek.de
Fuhrherren, Fuhrleute, Fuhrknechte
Fuhrherren, Fuhrleute, Fuhrknechte
Buntenbock hatte in einst eine sehr zentrale und verkehrsgünstige Lage an alten Handels- und Transportstraßen wie z.B. die Alte Harzstraße und der Hundscher Weg. Von hier gut zu erreichen war der Oberharz mit der Clausthaler Hütte und den Gruben sowie den vielen am Wasser liegenden Pochwerken (Erzaufbereitungen), aber auch die Eisensteingruben um Lerbach und Osterode, deren Erz in die Eisenhütten in Osterode und an Harzrand transportiert werden musste. Außerdem musste Getreide vom Kornmagazin in Osterode auf den Oberharz gebracht werden, Holzkohle aus dem Solling herangeschafft werden und Holz aus dem Wald in die Städte und zu den Bergwerken transportiert werden…
ERZFUHRMANN, m. auriga aeris, der das erz in die schmelzhütte fährt.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 28.07.2013.