Der Heerwurm

17. Der Heerwurm.
Auf Klausthal erzählt man vom Heerwurm, welcher lang und dick ist und viele Köpfe hat. Legt er sich vor den Frachtfuhrleuten her über die Straße, so bedeutet dies Krieg.

29. Die lange Schlericke.
Nicht weit vom Zellerfeld und vom Schulenberg liegt ein langes und breites Thal, das heißt die Schalk. Darin soll’s sonst nicht recht sicher gewesen sein. Es haben aber gewöhnlich viele Heidelbeeren da gestanden, und die sind denn auch jedesmal von vielen Leuten geholt. Viele Burschen holen nun auch einmal Heidelbeeren, werden aber unten im Thale die lange Schlericke gewahr, das ist eine Jungfer mit Schlüsseln gewesen. Dem Einen winkt sie, ihr zu folgen. Er ist zwar erst ängstlich, geht aber doch hin. Sie führt ihn in einen aufgeschlossenen Berg, durch fünf große herrliche Zimmer, und endlich in einen schönen Saal, der roth ausgeschlagen ist. Hier spricht sie zu ihm: »Ist gut, daß du mitgekommen bist, sonst wär’s euch übel ergangen.« Danach öffnet sie einen Kasten und gibt dem jungen Manne, der ganz verwundert gewesen ist, einen großen Beutel voll Gold. Darauf entläßt sie ihn aus dem Berg und der junge Mensch ist dadurch sehr reich geworden.
Man erzählt auch, die Schalk sei ein verwünschtes Schloß und um sie her liege das ganze Groß- und Kleinwild in kleinen Steinen abgebildet umher, Hirsche, Rehe, Hasen, Katzen und Hunde, sagt man, seien um das Schloß her verwünscht. Die Jungfrau von der Schalk sah nicht lieblich aus, wie wol andere Schlüsseljungfrauen, sondern sehr verwildert, und hatte eine schmuzige Nase. So hat sie unzählige Frauen aus den Erdbeeren fortgejagt. Einen noch lebenden Hirten vom Zellerfeld, der sie rief, verfolgte sie eine ansehnliche Strecke weit, sodaß er vor Schrecken erkrankte und seine Heerde im ganzen Walde sich zerstreute. Am meisten aber trieb sie mit den Fuhrleuten ihr Unwesen, wovon ich nur eine Geschichte statt vieler erzähle. Wie ein Fuhrknecht an den schalker Teich kommt, steht sie dort auch wieder an der Schalk. Der Knecht sieht sie nicht, die Pferde aber, wie sie denn nun gar fein sind, spitzen sogleich die Ohren und haften unbeweglich an der Stelle. Endlich kommt der Fuhrherr herbei, der erkennt sogleich die Ursache und beginnt zu donnerwettern, daß die Schlüsseljungfer schon wieder da sei, und diese verschwindet. – »Sie muß jetzt auch wol erlöst sein«, sagte eine Frau, die das erzählte – »denn sie läßt sich nicht mehr sehen.«

http://gutenberg.spiegel.de/buch/harzsagen-erster-band-6329/9

https://www.projekt-gutenberg.org/taschenb/kriecht/chap072.html

Neuerscheinung!

Das Heft Die Kultur des Fuhrmannsstandes im Harz von Lutz Wille ist jetzt im Papierflieger-Verlag Clausthal-Zellerfeld erschienen. Das kleine monographische Werk widmet sich dem Fuhrwesen im Harz und füllt damit, zumindest im Printbereich, eine Lücke in der historischen Darstellung des Harzer Bergbauwesens.

Das Heft kann im Buchhandel, zum Beispiel in der Grosse’schen Buchhandlung in Clausthal-Zellerfeld bestellt werden:
Lutz Wille; Die Kultur des Fuhrmannstandes im Harz, Clausthal-Zellerfeld 2022, 64 Seiten, ISBN 978-3-86948-854-7.

Klappentext:

Die Kultur des Fuhrmannsstandes im Harz
Im Montanrevier Harz waren Fuhrleute über Jahrhunderte die Schnittstelle zwischen Bergbau, Holzwirtschaft und Köhlerei. Sie bildeten einen eigenen, selbstbewussten Stand, hatten ihre eigenen Traditionen und erbrachten berufstypische kulturelle Leistungen. Den erhaltenen Spuren geht das Heft (DIN A5-Format) auf 64 Seiten nach. Am Anfang steht eine Skizze über
Fuhrwesen und Fuhrleute im Harz. Darauf wird auf das Fuhrmannsdorf Buntenbock mit seinen Fuhrherrenhäusern eingegangen und als typische Vertreter Ihres Standes die Entwicklung der Fuhrmannsfamilie Bormann in Buntenbock durch die Jahrhunderte verfolgt.
In weiteren Abschnitten werden die Trachten der Fuhrleute und die Traditionen des Harzer Peitschenkonzert vorgestellt. In einzelnen Schritten wird die Anfertigung einer Fuhrmannspeitsche beschrieben. Darauf folgen Volksdichtungen, Sagen und Volkslieder, welche den Fuhrmannsstand zum Inhalt haben. Im Anhang geben wichtige Archivalien Auskunft über das Zusammenwirken von Bergbaubehörden und Fuhrherren. Das Heft ist reich mit guten Fotos versehen und gibt einen
interessanten Einblick in das kulturelle Vermächtnis des Fuhrmannsstandes.

Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit 3

1. Das Fuhrwesen im Harz – Eine Skizze 6

1.1 Umfang des Fuhrwesens 6

1.2 Der Fuhrpark 7

1.3 Die Wegeverhältnisse 7

1.4 Die Kohlenstraßen ins Mansfelder Land 9

1.5 Die Oberharzer Bergfuhrleute (Fuhrherren) 10

1.6 Über Fuhrlöhne 10

1.7 Fuhrleute im Mittel- und Unterharz 12

1.8 Ende der Konzessionierung im Oberharz 12

1.9 Versicherungen für Fuhrleute 12

1.10 Ende des Fuhrwesens 13

2. Buntenbock und seine Fuhrherrenhäuser – Das Gärtner-Haus 14

3. Die Fuhrherrenfamilie Bormann in Buntenbock 16 von Dietrich Kreller

4. Die Trachten des Fuhrmannsstandes 20

5. Die Schulterpassen der Fuhrmannskittel 22

6. Die Traditionen des Peitschenkonzerts 26

7. Die Anfertigung einer Fuhrmannspeitsche 30

8. Das Fuhrmannsleben in Sage und Volksdichtung 32

8.1 Mien Beruf 32

8.2 Langholzfahrer im Forst von Wernigerode 34

8.3 Das Ilfelder Nadelöhr 38

8.4 Goslarer Fuhrleute entdecken Silbergänge bei Freiberg 39

8.5 Harzer Fauherliede und Göttinger Studenten 40

8.6 Die abenteuerliche Reise des Wilhelm Wiele (Auszug) 41

8.7 Das Gebet eines Pferdes 45

9. Das Fuhrmannsleben im Volkslied 46

9.1 Wir Holzfuhrleute müssen sein 46

9.2 Ich habe einen bunt bestickten blauen Kittel an 47

9.3 Das Benneckensteiner Tempo 48

9.4 Lustig ist das Fuhrmannsleben 49

9.5 Der Harzburger Holzhacker 50

9.6 Auf, auf, ihr Fuhrleut´ 51

Anhang

10.1 Aus Clausthaler Bergamtsprotokollen 52

10.2 Instruktion für die Berg-Fuhrleute in Clausthal 54

10.3 Strafverfügung gegen einen Benneckensteiner Fuhrknecht 55

10.4 Schreiben von Oberharzer Fuhrherren

an das Handelsministerium in Berlin 56