Holz zu jeder Jahreszeit

Holzfuhr im Winter – hier für den Eigenbedarf – Aufnahme um 1900 bei Buntenbock.

Das Feuerholz wurde vor alters wie die Kohlen in zweiräderigen Karren gefahren, auf welchen statt des Korbes zwei niedrige Wagenleitern angebracht waren, zwischen denen das Holz aufrecht und hoch aufgetürmt stand. Ein solcher Karren faßte 2 alte Harzmalter à 30 Kubikfuß, also etwa 1 1/2 m. Auf den jetzigen Leiterwagen zieht ein Pferd 1 Harzmalter à 80 Kubikfuß = 2 m. Doch wird bei den besseren Waldwegen im Sommer meist zweispännig zu Walde gefahren. Ein großer Teil des Brennholzes muß indes „gerückt“ werden: es ist von steilen Berghängen durch ein tiefes Tal und wieder hoch hinauf zu schaffen, so daß den Zugtieren bis zum Beginn der Hochebene nur die halbe Ladung zugemutet werden kann.

Manche Forstorte liegen so ungünstig, daß die Abfuhr des Holzes vorteilhaft bis zu guter Schlittenbahn aufgeschoben wird. An frosthellen Wintertagen begegnen uns oft ganze Karawanen, und wir müssen, da ein anderes Ausweichen unmöglich und von Rohrs‘ Urteil über die Fuhrknechte (siehe S. 149) noch immer nicht ganz unzutreffend ist, uns seitwärts in den tiefen Schnee stellen, bis die letzten Schlitten vorüber sind.

Die einen fahren Schachtholz für die Gruben. Die langen, starken Fichten, denen nur die äußerste Spitze und die Zweige genommen sind, hat man mit dem Stammende zu Zweien oder Dreien auf dem „Knäbchen“, einem ganz kurzen, festen Schlitten, mittels Ketten befestigt, das Zopfende schleift aufdem Schnee und macht den Weg spiegelglatt. In dem schmalen Fahrgleise gehen die vor das Knäbchen gespannten Pferde hinter einander.

Andere Fuhrleute haben Brennholz geladen, und in langem Zuge, Schlitten hinter Schlitten, vor jedem ein Pferd, kommen sie dort über den Berg. Jetzt machen sie für einen Augenblick Halt. Der Atem der dampfenden Pferde wird sofort zu Reif. Um sich zu erwärmen, versuchen sich die Fuhrleute im Knallen, und weithin schallt’s wie Flintengeknatter durch den stillen Wald. Wenn die Pferde sich erholt haben, ziehen sie von selbst wieder an, und mit leisem Glockenklingen geht der Zug weiter.

Friedrich Günther; Der Harz, S. 547f. s. auch Karl Thiele, Fuhrleute.

Von nun an geht’s bergauf!

Außer dem eigentlichen Betriebe mit den Hauungs-, Cultur- und anderen Arbeiten, der Köhlerei und den Sägemühlen, zu denen in einigen Inspectionen die Torfgewinnung noch hinzugekommen ist, hat die Forstverwaltung auch den Wegbau wahrzunehmen, welcher am Oberharze in den letzten zwanzig Jahren sich sehr ausgedehnt hat.

Früher waren sämmtliche Wege von solcher Beschaffenheit, daß die Erz-, Schliech- und Kohlenfuhren nur mit Hülfe einer großen Anzahl sehr kräftiger Pferde beschafft werden konnten, das Fuhrwerk aus dem flachen Lande aber fast gänzlich außer Stande war, die Harzorte zu erreichen.

Es mußten deshalb die Lebensmittel und andere Gegenstände aus dem flachen Lande heraufgetragen oder auf Pferden oder Eseln von den Treibern herbeigeschafft werden, – wie zum Theil auch noch geschieht, – größere Transporte für den Bergwerks- und Forsthaushalt aber vorzugsweise auf Schlitten vorgenommen werden, so daß sie wesentlich auf den Winter hingewiesen waren und von der Menge und Dauer des Schnee’s abhingen.

Die vor dreißig Jahren begonnene Verbesserung der Harzwege umfaßte zunächst die Hauptstraßen, welche den Oberharz von Süden nach Norden und von Westen nach Osten durchkreuzen, hat aber seit dem Erscheinen des Hausmann’schen Werkes noch solche Fortschritte gemacht, daß nur wenige Strecken zwischen den Orten und für wichtigere Betriebszwecke noch neuer Anlagen bedürfen.

Die sehr großen Kosten dieser Weganlagen, welche allerdings durch beträchtliche Ersparungen in dem gesammten Haushalte und durch die Vortheile eines leichten Verkehrs für den ganzen Bezirk sich im Ganzen sehr nützlich bewährt haben, sind aus mehreren Gründen, hauptsächlich aber wegen der dem Forstbetriebe zunächst erwachsenden Verringerung mancher Kosten und besseren Verwerthung des Materials, größten Theils den Forstcassen zur Last gefallen.

Es kam hinzu, daß die Mehrzahl der Wege ursprünglich für den Forstbetrieb bestimmt war, und daß es bei denen auf gewisse Jahreszeiten sich zusammendrängenden Arbeiten wieder – in anderen Zeiten – für das unentbehrliche Personal an Beschäftigung fehlte.

 

Friedrich Ludwig Christian Jugler; Der oberharzische Silberbergbau am Schlusse des J. 1849 und der Ernst-August-Stollen. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde. Herausgegeben von Dr. C. J. B. Karsten und Dr. H. v. Dechen. Sechs und Zwanzigster Band. Erstes Heft. Mit vierzehn Steindrucktafeln. Berlin 1854, S. 174f.

Alle reden vom Wetter …

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Max Baur: Auf der Waldwiese, Verlag Max Baur, Wernigerode 1963.

Der Oberharz hat kalte, schwere und neblichte Luft und daher einen sehr schnellen Wechsel der Temperatur. So weit das Nadelholz vorherrscht, liegt der Schnee acht Wochen im Jahre länger, als da, wo das Laubholz anfängt. Das Heizen der Stuben dauert auch im Sommer fort; die heißen Stuben gewähren dem Bergmann ein Schwitzbad, welches oft die häufigen Erkältungen unschädlicher macht. Engbrüstigkeit, Gicht, Auszehrung , Koliken sind häufige, auch durch die Art der Arbeiten hervorgebrachte, Uebel; weit besser befinden sich die Wald- und Kohlenarbeiter und die Fuhrleute, von denen viele ein hohes, kräftiges Alter erreichen.

Der Frost dauert bis zum Ende Mays, der kurze, oft glühende, Sommer kaum sechs Wochen; auf diesen folgt gewöhnlich vier Wochen lang ein angenehmer Herbst, welcher den Mangel des Frühlings ersetzt. Oft gehen die Winter zu reißenden Stürmen über, welche ganze Tannenwälder niederzuwerfen vermögen; Gewitter bilden sich sichtlich an den Spitzen der Berge, oft von starken Regengüssen begleitet.

Ist die Oberfläche des tiefen Winterschnees erst hart gefroren, so folgt, besonders auf den Plateaus, ein klares und heiteres Wetter, und die Verbindung der Menschen durch Schlitten wird lebhaft, welche über Flüsse und Tiefen weggleiten. In höheren Gegenden werden dann selbst die Häuser unter dem Schnee begraben.

In Klausthal baut der Harzknabe Bastionen von Schnee auf den Dächern und unsichtbar hinter denselben wirft er auf die Vorübergehenden mit Schneebällen. In Andreasberg höhlt man bei tiefem Schnee Gänge aus, wodurch die Verbindung mit den Nachbarn erhalten wird. Dann kann man auf gefrorenen Schneeflächen den Brocken von allen Seiten besuchen; die Spitzen der Tannen ragen, wie niedrige Gesträuche, aus dem Schnee hervor und man ist in Gefahr, das Brockenhaus nicht zu sehen, auf dessen mit Schnee bedecktem Dache man vielleicht schon steht.

Aber ein dichter Nebel folgt dem klaren Winterwetter, wenn die gemilderte Luft das Auftauen des Schnees vorbereitet. Dann schwellen die Harzbäche zu Strömen an und hemmen da die Verbindung, wo man im Sommer vielleicht vergeblich, einen Fluß sucht. Wer an Rheumatismen leidet, darf nicht auf den Harz ziehen; allein der geborene Harzer kann bei mäßiger Lebensart ein hohes, kräftiges Alter erreichen.

Sonne, Heinrich Daniel Andreas (1780 – 1832); Allgemeine Beschreibung des Hannover’schen Landes und Staates,  München 1829, S. 83ff.

Überhaupt – der Schnee!

Chaussee-Arbeiterhütte im Winter | Buntenbock im Oberharz um 1900 | Fuhrherren Museum Archiv Ottensen

Chaussee-Arbeiterhütte im Winter an der Straße von Osterode nach Goslar | Höhe Buntenbock im Oberharz | Fotografie um 1900 | Fuhrherren Museum Archiv Glücksburg

Als Anhang zur Darstellung des Forsthaushaltes auf dem Hannoverschen Harze, erlaube ich mir hier noch einige Bemerkungen über den Zustand der dortigen Wege. Der Harz war in früherer Zeit wegen seiner schlechten Wege berüchtigt und nicht mit Unrecht. Vormals erleichterte nur zur Zeit des Winters die Schlittenbahn den Transport schwerer Lasten und die Communication zwischen den verschiedenen Ortschaften auf dem Gebirge und zwischen diesen und dem Lande. Im Sommer war es wegen der gänzlich ungebahnten Wege und besonders wegen der vielen, tiefen Hohlwege äußerst beschwerlich, mit sogenannten runden Geschirr, d.h. mit Wagen und Karren fortzukommen.

Selbst die Poststraße, welche von Osterode über Clausthal nach Goslar führt, war, zumal für Landfuhrwerk wegen der schmaleren Harzspur, nur mit Schwierigkeit und oft nicht ohne Gefahr dass Fuhrwerk zu zerbrechen, zu befahren. Wie sehr hemmend für den Verkehr dieser Zustand der Wege war, wie viel dadurch an Zeit verloren ging und wie sehr die Kosten des Transportes von Materialien und Producten dadurch erhöhet wurden, begreift sich leicht. Diesen Uebeln ist nun größtentheils abgeholfen worden. Die Verbesserung der Wege ist hinter den großen Fortschritten, die alle übrigen Theile des Harzhaushaltes in neueren Zeiten gemach, nicht zurück geblieben und schon jetzt sind die großen und mannigfaltigen Vorteile wahrnehmbar, die daraus für den Harz und für den Verkehr zwischen ihm und dem Lande entspringen.

Von Osterode über Clausthal nach Goslar führt gegenwärtig eine Chaussee, deren nördlicher Theil von Zellerfeld nach Goslar beinahe ganz nur und trefflich angelegt worden. Bei dem südlichen Theil derselben von Osterode nach Clausthal hat man die frühere Linie der Straße beibehalten, weil eine gänzliche Umlegung derselben mit sehr großen Kosten verknüpft gewesen sein würde; daher freilich die große Steilheit der Strecke von Osterode bis gegen den Ziegelkrug, nur an einzelnen Stellen hat vermindert werden können. (…)

Obgleich der Wegebau am Oberharz durch die hohen Bergrücken und steilen Einhänge oft sehr erschwert wird, so begünstigt ihn doch auf der anderen Seite in den mehrsten Gegenden das vorzügliche Material. Wo Granit, Hornfels, Quarzfels, Kieselschiefer, Diabas in der Nähe zu Gebote stehen, oder wo es gar, wie in einigen Harzthälern, möglich ist, große Vorräte alter Schlacken zu benutzen, ist die Anlage guter Wege und ihre Erhaltung nicht so schwierig und kostbar als im Lande, wo entweder überall kein gutes Material zu erlangen ist, oder wo man das gute oft mehrere Meilen weit heranfahren lassen muß.

Auch wird am Harz die Unterhaltung der Wege durch die längere und weniger unterbrochene Dauer der Schneedecke erleichtert. Die Schlittenbahn wird am Harz für den Transport des Holzes, Eisensteins und mancher anderer Materialien und Produkte immer den Vorzug behaupten, mögen die Chausseen auch von noch so vorzüglicher Beschaffenheit seyn. Überhaupt ist der Schnee von sehr großer Wichtigkeit für den ganzen Harzhaushalt, nicht allein in der eben erwähnten Beziehung, sondern auch für die Versorgung der Bergwerksteiche mit Aufschlagewasser und für die Schwellung einiger Gewässer zum Betriebe der Holz-Flößung; daher in Jahren, in denen am Harz Mangel an Schnee ist, bei manchen Theilen des Haushaltes leicht große Verlegenheiten eintreten.

Ueber den gegenwärtigen Zustand und die Wichtigkeit des Hannoverschen Harzes,. Von Dr. J. Fr. L. Hausmann, Königlich Großbritannisch-Hannoverschem Hofrathe und ordentlichem Professor an der S. A. Universität zu Göttingen, Ritter des Königlichen Guelphen-Ordens, der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen und anderer gelehrten Gesellschaften Mitglied. Mit sechzehn Anlagen. Göttingen, in der Dieterichschen Buchhandlung. 1832. 301ff.

Fuhrmannslerche

fuhrmannslerche, f., kommt nur in der redensart vor die fuhrmannslerchen singen. man sagt dies von dem weit hörbaren knirren der räder eines fuhrwerks, wenn diese sich über den gefrornen schnee, überhaupt auf einem gefrornen wege bewegen. s. liter. centralbl. 1865 sp. 670. die peitsche knallte und wir fuhren dahin durch die schneebedeckte landschaft. die räder gaben jenes unheimliche kreischen von sich, von dem man sagt: die fuhrmannslerchen singen. im feuilleton der Leipz. modenzeitung 1865 nr. 4 s. 31. gewöhnlich jedoch hört man nur die lerchen singen, zumal da im winter, bei schnee und eis, an den vogel selbst sich nicht denken läszt.

Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 04.01.2014.