Mei Blick gieht links niewer nohng Amthaus, wos dan grußen Platz an disser Seit su schien obschließt. Ä prächtiger Bau, äne Zier for dr ganzen Schtadt. War alle ist do in frieherer Zeit aus- un ängegange, war is do net alle zu Gast gewasen bei dan jeweiling Barkhauptmann: v. Meding, v. Knesebeck, v. Linsingen, Ottiliae!
Unner altes hannoversches Kenigshaus hot ahch Clasthol besucht un do länger verweilt. De Harzer hab se doch will garen gehatt.An Mittwoch, den ärschten Oktober 1856 kam dr Kenig Georg V. mit dr Kenigin Marie, dn Krunprins Ernst August un dan bäden Prinzessinne Friederike un Mary in Clasthol ahn. Ä greßrer Aufwand ist wull of dn Harz noch net gemacht als wie bei disser Gelahnghät.
An Nohchmittohk wir de Königsfamilig dorch dn Harr Barkhauptmann v. Knesebeck un än Regierungsrath bei dar prächtig Ehrenpfort, die interhalb dr Lerbacher Eisenhitt aufgefiehrt war, in Empfang genumme un begrißt, von do gängs mit Fuhrleit als Vierreiter dorch Schpalljehs von Waldarptersch, Hitten-, Bark- und Puchleit bes an dr zwäten Ehrenpfort, die uhm vor Clasthol ahngelegt war un die sich wunderbar schien ausnahm. Hie wurn de huhng Gäst von Clastholer Magistrat, von dr gansen Gästlichkät, Bark- und Hittenbeamten un dan Bergerschaftsvertratern empfange un begrißt un denn wieder dorch än ununterbrochne Schpalljeh von Bergern dr Osterederschtroß nunter bes nohng Amthaus gebrocht, wu de Kenigsfamiilig for dr nächsten Zeit Quartier namme wollte.
Alles schteckte in Grien un kä Haus war ohne Zier. Su ne Menschenmeng war will noch net of de Bän gewasen un besundersch of dr Osterederschtroß.An Ohmd war äne gruße barkmännsche Aufwartung vor’n Amthaus. Disse Aufziehg kännt ju jeder Harzer; se sän, besundersch an Ohmd, bei dan vielen brenneten Gruhmlichtern, su ähngartig schien, daß se ä Jeder garen wiedersieht. De Barkmusiker in ihren schmucken Ohneform, dar korzen schwarzen Jack mit dicke goldne Schmier, dan griene Schachthut mit silberne Schlegel un Eisen un blanken Hinterlader, machte Morring- un Tafelmusik un war fast schtännig an dr Arpt.
Jeden Tohk machte nu dar Kenntliche Besuch Ausflieg un alles, wos es Sahn wart, han se in Ahngschän genumme. Wu se hinkame, war Alles in schännsten un frischsten Schmuck; ich will mant nenne de Prinzenlaube, de Barkwarkswohlfahrt un de Bitt. Hie warsch äne wahre Pracht. Än Tohk wir nohch dan neue Richtschacht in Burgstedter Zuck gefahren, dar for dan alten Dortheer Schacht abgesunken waren sollte. Har krehg in dr Taaf von dr Kenigin Marie sän Name un hieß von nun ahn: Kenigin Marie-Schacht.
An Freitig Ohmd war wieder äne Aufwartung von Berger un Schutzen, die ahch mit viel’n Glans verlief.An Mantig Mittohk ließ de Kenigsfamilig von Amthaus rob „rappen“ un Alt und Jung nahm Ahnthäl an dissen saltne un äntregling Vergnieng. Weil es Rappen in dr Walt immer saltner wärd un dorim mannig Äner zunt gar net meh wäß, wos dos ähngtlich is, su will ichs hie sahn: de Kenigin un ihre Kinner hatten kläne Kerb vull neies Silwer- un Kuppergald un schräten dos nu mit vullen Händen uhm von Balkon rob.
Es Rappen hatte ju Käner gelarnt – wu sollter dos ahch larne! –un doch verstanden se’s Alle. De arm‘ Leit, for dies beschtimmt war, un de Kinner un ahch noch Annre han kän Pfifferling liehng loßen un dr Amthausdiener hatte net nethig, harnohcher wos zesammezefahng. Es war wie gelackt do.
An dissen Mantig Ohmd war ahch äne wunderschiene Illumenation, bei dar ower ahch in’n klänsten Gassel Lichter in de Fanster schtanden. Hibsche Transparente mit sinning Inschriften brochten denn noch äne ahngenahme Obwachslung drzwischen. Ä paar drvon sän mr noch bekannt geworr’n un ich will se mit harsetzen: dr alte Kemena hatte geschriehm:
„Einst sprach Dein Ahn:
Der Harz ist doch die beste Perl‘ in meiner Kron!
Sprich Du es auch, geliebter König, lehr‘ es Deinem Sohne
Und achte nicht des Landes Wahn!“ (?)An Finans-Revisor Lahmeyer (schpätern Ewerbarkrath) sän Haus war zu lasen:
„Des Königs Huld, der Königin Herz,Des Waldes Gedeihn und Tausend Jahr Erz –
Wenn das der Himmel dem Harz bescheert,
Dann hat er nichts weiter, was er begehrt!“Dr Ey in „Drei Linden“ an dr Osterederschtroß hatte ä schienes Transparent gemacht; seine Inschrift ließ sich dr blinde Kenia bei sän Dorchfahren laut un vernehmlich zwämol vierlasen. Sie lautete:
„Georg V. und Marie
Heil, Heil auf ihrem Thron!
Wenn ihre Gnad‘ doch mir verlieh‘
Hier eine Konzession!“Es blie ower bän Alten – har krehg käne.
Ahch ä Peitschen-Schtanderle han de huhng Herschaften vorn Amthaus zu hären gekrehng, wie’s de Barkfuhrharrn mit ihren Fuhrleiten bei festling Gelahnghäten auffiehrten.
Mr hots wull noch nerringst annerschtwu gehärt. Un wenns ahch blus Peitschen waren, wu se drmit knallten – es härte sich doch gut ahn. Se waren gut ängeibt, un in frischgewaschne blae Kittels mit weißer Schullerschtickerei, dan bräten schwarzen Filzhut of dn Kopp, traten se denn, daß se sich net gehngseitig in’n Gesicht schluhng, su weit ausänanner ahn, wie de Hulane, wenn se ihre Lanzen-Iwunge machen. Un denn gäng’s ower lus, in schännsten Takt – pfatsch, patsch, pfaaatsch! daß än Hären un Sahn verging.De Kenigswoch war zu End gegangen; äne ganze Woch‘ hatte es Hannoversche Königshaus unter seine liehm Harzer verweilt; se hatten sich känne gelarnt. Su ruhig un sicher wie in sein‘ ahngeschtammten Ferschtenschloß in Hannover hatte dr Landesvater do in Amthaus sei Haupt niederlehng känne. Un do waren de Harzer ahch schtols drauf. Dr Kenig hatte mt seiner ganzen Familig viel Fräd‘ bei uns erlabt, un wenn ’ne ahch es Ahnglicht, de herrlichste Gottesgab, versaht war, so hottersch doch in jeder Schtunne vermumme, wie ne seine Harzer Landskinner zugethan waren.
An Mittwoch den 8. Oktober verließen unnre Gäst Clasthol wieder un fuhren nohch Blankenburg zu, wu se dn Herzog Wilhelm von Braunschweig, ihren huhng Verwandten, än Besuch zu machen gedachten. Dr Obschied war of bäden Seiten harzlich un aufrichtig. Ä lautes tausendschtimmig „Glick auf!“ im „Of Wiedersahn!“ tente noch hinter de Wohngs har ….
Aus: Erinnerunge aus alter Zeit. Von än alten Clastholer. Erschter un Zwäter Thäl. Sonderabdruck aus den „Öffentlichen Anzeigen für den Harz“, Clausthal (Pieper’sche Buchdruckerei – Bruno Reiche) 1907, Erschter Thäl, S. 31ff.
Abb.: Georg V., König von Hannover, seine Frau Marie von Sachsen-Altenburg und die Kinder Kronprinz Ernst August, Prinzessin Friederike und Prinzessin Marie, Druck der Hof- und Steindruckerei Julius Giere, Hannover, Datum unbekannt, vermutl. 1854 – 1856,
Quelle: Commons.wikimedia
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