Alles was der Mensch einem Thier wird lehren/ das muß er bloß durch Zeichen thun; es sey mit Ruffen oder mit Weisen/ oder mit so oder so das Thier anzugreiffen oder zu leiten. Wenn sie nun darzu so oder so gewohnet/ bewegen sie sich/ geben einen Thon oder Gelaut/ oder gehen und kehren wiederumb/ oder thun das eine oder das andere/ darzu sie/ ihrer Arth nach/ bequem seyn. Das weiß ein Fuhrmann an dem Wenden seiner Pferde/ das siehet man an den Hunden. Das thun die täglich/ welche den Sang-Vögeln solche Weisen lehren/ als sie wollen. Also lernet ein Nachtigal oder Lerche von sich selbst/ nachdem sie dieses oder das Geläute am meisten hören/ oder da der Lufftstreich zu solchen Klang bequem darzu ist/ und auch die Liederlein/ die der Vogel zu singen hat/ oder so oder so darvon bewogen/ und durch Stetigkeit und mannigfältige Wiederholung darzu gewohnet ist.
Balthasar Bekker; Die bezauberte Welt oder Eine gründliche Untersuchung des Allgemeinen Aberglaubens/ Betreffend/ die Arth und das Vermögen/ Gewalt und Wirckung des Satans und der bösen Geister über den Menschen/ Und was diese durch derselben Krafft und Gemeinschafft thun: So aus natürlicher Vernunft und H. Schrifft in 4 Büchern zu bewehren sich unternommen hat, Balthasar Bekker, S. Theol. Doct. und Prediger zu Amsterdam Nebst des Authoris generale Vorrede über diese seine 4 Bücher; Wie und welcher Gestalt dieselbe zu lesen/ der Zweck seines Vorhabens/ und dann die Ordnung/ so er darinnen gehalten, aus dem Holländischen nach der letzten vom Authore vermehrten Edition. Gedruckt zu Amsterdam/ bey Daniel von Dahlen/ bey der Börse/ Anno 1693. In die Deutsche Sprache übersetzet.
IV. Buch, S. 54.