Das Clima und die Witterung dieses Haarzes, ob er wol als eine kleine Schrumpel auf der Erd-Kugel nur etwan ein 3. bis 350. Lachter mehr Höhe, wie das umliegende Land hat, ist doch gleich so verändert und rauh, daß der Winter hier ordinair ein halb Jahr dauret, und daß, gleich wie man das Wasser hier am grössesten mit nöthig hat, also es auch hier vielmehr Nebel, Schlecker (Anm. d. Red.: nasskaltes Wetter), Schnee und Regen giebet, als im Lande, aber solches daher rühret, weit die Wolken so noch übers Land hingehen, sich hier an- und auf den Bergen mehr brechen und niederlassen, auch die Sonne die Nebel, wegen ihrer mehren Schrege in respect der Berge, nicht so diluiren (Anm. d. Red.: auflösen) und zertheilen kann, als tieffer im Lande, und ist die Nässe und Kälte bey Herbst- und Winters-Zeiten so durchdringend, daß nicht allein deswegen viel mehr Feuer-Holz mit darauf gehet, und die Häuser und Gebäude viel fester als im Lande verwahret werden müssen, sondern auch die Bau-Materialien, und sonderlich die, so hier oben nicht gewachsen sind, als Holz vom Lande, und gebackene Ziegel- und Barn-Steine, die im Lande ofte 50 bis 60. und letztere wol 2. bis 300. Jahr halten, hier in 10. bis 20. ja die Ziegel, wenn sie nicht recht gut und gahr sind, gleich in den ersten 2. bis 3. Jahren destruiret werden.
Gleichwol aber leben doch die Menschen, die in solcher Luft auf der Erden, und nicht in den Gruben oder Hütten zu thun, und sonst zu leben haben, eben so lange als im Lande.
Getreyde auch, als Weitzen, Röcken, Gersten Haber und Obst, wird hier oben im Haarz, weil es selten reiff wird, nicht sonderlich gepflanzet noch bestellet, sondern nur etwas Kohl oder Rüben in den Gartens, und bestehet überigens die ganze Erndte in Heu, und die Bestellung davon, darin: daß jeder, wer kan, seine Wiesen alle Jahr dünget.
Dennoch ist der Boden, wenn nur mehr Sonne da wäre, fast durchgehens fett und gut, so, daß das Graß im Walde bey warmen Sommer-Tagen viel stärker als sonst ordinair im Lande wächset, und die Vieh-Weyde hier im Haarz fürs Publicum ein grosses mit beyträget, auch alles Vieh, Wildpret und Fischwerk hier delicater ist, als im Lande. Insonderheit bestehet auch seine Güte, nechst den Erzen, noch darin, daß er, wie gesaget, viel Wasser, gut Holz, und fast durchgehends harte Wege hat, sonsten, wenn auch nur letzteres fehlete, schwerlich Bergwerke darin zu treiben wären.
Landwirtschaft in Buntenbock i. Oberharz | Grasmahd auf dem Unteren Feld | Sommer 1957 | Foto: Gerd Dasenbrook
Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 21
Bose, oder Böse, (Christian), ein gelehrter Mineraloge, aus dem Hildesheimischen, geboren 1674. Der Brandenburgische Gesandte in Dänemark von Viereck schickte ihn in verschiedene Länder, und nachher nahm er selbst eine Reise nach Italien und England vor, um mineralogische Kenntnisse zu sammeln. Anfangs war er in Hannöverischen Diensten beym Forstwesen, sodann wurde er Berg- und Hütteninspector in Schmalkalden, und richtete das Bergwesen auf vielerley Art vortheilhafter ein. 1760 starb er. Sein Sohn Carl Adolph Christian ist Casselischer Berggrat.
Johann Herkules Haid; Neues Historisches Hand-Lexikon. Oder kurzgefaßte biographische und historische Nachrichten von berühmten Patriarchen, Kaisern, Königen, Fürsten, großen Feldherren, Staatsmännern, Päbsten, Erz- und Bischöffen, Kardinälen, Gelehrten aller Wissenschaften, Mahlern, Bildhauern, Künstlern und anderen merkwürdigen Personen beyderley Geschlechts, besonders neueren Zeiten, zweite, durchaus verbesserte Auflage. Ulm 1800. In der Stettinischen Buchhandlung. Sp. 233.