Das Zinnbörd

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In der guten Stube des Bormannshauses war der Blickfang das Zinnbord. Auf ihm waren Kannen, Kerzenleuchter, Teller und anderes Geschirr aus poliertem Zinn ausgestellt. Sie gaben Auskunft über den Wohlstand der Familie. Das „Silber des einfachen Mannes“, vermutlich importiert aus England, war nicht der einzige Stolz. In den Schubladen sammelten sich Silberbestecke, Tortenheber kunstvoll gestaltet mit einem Griff in Gestalt eines Segelschiffs, zierliche Teelöffel und Kuchengabeln. Man war nicht übermäßig reich, aber verhältnismäßig wohlhabend. „Wenn der Förster zu Besuch kam“, so erzählte die Großmutter, „gab es immer Arme Ritter“. In dem mit Ei und Milch getränkten Weißbrot lag wohl das Geheimnis der besonderen Aufmerksamkeit gegenüber dem Forstbeamten begründet. Dazu gab es vielleicht Zimt und Zucker aus der Dose, die ihren Platz auf dem „Börd“, wie es im Bormannshaus hieß, durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch behauptete.

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Ein Gedanke zu “Das Zinnbörd

  1. Jetzt verstehe ich endlich, was meine Mutter immer mit ihrem Besitz an Zinnkannen hatte… Sie zu zeigen und zu pflegen war ihr sehr wichtig. Vermutlich hat sie es sogar erklärt und ich habe mal wieder nicht so genau zugehört. Jedenfalls hat sie diese Tradition aus dem Harz mit ins Flachland genommen und gepflegt.

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