Die Trift im Schnee

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Die Trift im Schnee | Buntenbock | Fotografie 40er Jahre 20. Jh. | Nachlass Louise Höhlein | Archiv Ottensen

 

An der Trift

Im Ortsteil Buntenbock schließt der Mittelweg südlich zur Straße An der Trift an. Es ist die alte „Kuhtrift“, auf der in früheren Jahren die Kuhherde in den Wald getrieben wurde. 1885 hatte Buntenbock eine Herde mit 204 Kühen. Im Jahr 1969 erfolgte der letzte Kuhaustrieb. An der Trift liegt das Hildesheimer Haus (Kindererholungsheim – Anm. d. Red.: heute Pensionsbetrieb).

Bergstadt Clausthal-Zellerfeld (Hg.), zsgest. von Friedrich Seidel; Die Straßen in Clausthal – Zellerfeld – Buntenbock einschließlich der Außenbezirke früher und heute, Namen – Bilder – Erläuterungen, 128 Abbildungen, Clausthal-Zellerfeld 1983, S. 107.

400 Jahre Buntenbock | 1615-2015 | andere sagen …

Louis-Henri Brévière, The Life and adventures of Robinson Crusoe, London 1853.

Louis-Henri Brévière, The Life and adventures of Robinson Crusoe, London 1853.

 

Der Ursprung vom Buntenbock.

Wo jetzt Buntenbock ist, soll früher nur ein Sägemühlenhof gestanden haben; Andere sagen, auf dem alten Hofe, aus dem Buntenbock entstanden (es soll der jetzige Bormann’sche Hof sein), habe die einzige adelige Familie des Oberharzes gewohnt und von der Viehzucht gelebt.

Seinen Namen aber soll der Ort auf folgende Weise erhalten haben. Der Besitzer des ersten Hofes, aus dem Buntenbock entstanden ist, stellte einer Dirne nach und diese versprach ihn zu erhören, wenn er ihr einen bunten Bock schenkte, der die Zierde seines Hofes war. Da schenkte er ihr den bunten Bock und hat diesen auch nachher an seinem Thorwege abmalen lassen, zum Andenken an die Lustbarkeit, die er mit der Dirne genossen hat. Einige Alte, die noch nicht lange verstorben sind, wollten ihn noch dort gesehen haben.

Harzsagen, Erster Band. Gesammelt und mit Anmerkungen herausgegeben von Dr. Heinrich Pröhle. Erster Band: Sagen des Ober-Harzes. Neue Ausgabe. Leipzig: Hermann Mendelssohn. 1859. S. 145.

1615-2015 | Über die Gründung des Dorfes Buntenbock | Teil 1

Carl Bormann (1874 - 1942) | Aufnahme um 1940 | Foto: Privat

Carl Bormann | um 1940 | Foto: Privat

Von Carl Bormann (1874 – 1942)

In der älteren Harzliteratur findet man stets die Behauptung verzeichnet, Buntenbock sei eine Niederlassung auf dem Oberharz, die ihre Entstehung dem Bergbau nicht zu verdanken habe, sondern die Gründung des Ortes stände mit den beiden Junckernhöfen dortselbst – die der Viehzucht gedient hätten – in engster Beziehung.

Die neueren Forschungen, insbesondere die Ausschüffungen des Herrn Professor Dr. Wenke über die Gründung des Ortes, haben obige falsche Meinung wohl für immer beseitigt und der Beweis, daß der Ursprung der Siedlung mit der früheren Hütte „tom Galme“ in Zusammenhang zu bringen sei, ist als geglückt zu betrachten.

Die Hütte „tom Galme“ und die Ziegenbugeswiese – woran heute noch in der Gemarkung des Ortes die Flurnamen „In der Galmecke“, Ziegenbergerwiesen erinnern – werden nach Denker in einer alten Urkunde vom Jahre 1355 schon erwähnt. Die Ziegenbugeswiese muß in der damaligen Zeit eine viel größere Ausdehnung gehabt haben. als dieselbe heute besitzt.

Wahrscheinlich gehörte derjenige Teil des jetzigen Forstortes Ziegenbergs d ist 35 + 36, welcher heute im Volksmunde den besonderen Namen Gertschelenbleek, Gertschenbleek führt, zu der Ziegenbugeswiese. Mehrere ältere Leute des Ortes haben einen Teil des Gertschlenbleeks noch als Wiese gekannt und der Aufforstung mit beigewohnt.

Den damaligen Besitzern wurden andere Flächen des Forstfiskus zur Urbarmachung zum Tausch überwiesen, die nun als Wiesen in Nutzung kamen. Es sind dieses die Wiesen bei der Badeanstalt Buntenbock, die durch einen noch gut erhaltenen Grenzgraben sich räumlich von der älteren Wiesenflur scheiden.

In einer alten Urkunde über die Weidegerechtsame der beiden Junkernhöfe zu Buntenbock wird bei Aufzählung der Forstorte und Wiesen, die von dem Viehbeständen der beiden Höfe behütet werden können, auch das Gerschlenbleek genannt.

Die Gründung der Siedlung ist wohl bestimmt auf das Vorkommen von Eisenerz zurückzuführen, denn dieses tritt auf den Fluren Gerschlenbleek, Ziegenberg, Kehrzug und Clausberg zu Tage.

Viele kleine Pingen, Schächtchen, Stollen bestätigen, daß in den früheren Zeiten ein eifriger Abbau des Eisenerzes stattgefunden haben muß. Die Erze verschmolz man nun in nächster Nähe ihrer Fundstätten, denn Holz war auch in großer Fülle vorhanden. Recht viele Feuer müssen im Betriebe gewesen sein, wie die verschiedenen Schlackenfundstätten in der Gemarkung des Ortes beweisen.

Man findet z.B. Schlacken beim Hotel Schützenhaus, auf der Wiese am Schubertsbrink, auf der Wiese in der Galmecke und bei der Ziegelhütte Tiefe, ausgefahrene jetzt verlassene Wege führen zu diesen Stollen.

Die Hüttenstätten haben jedoch nur ausschließlich Eisenerze verschmolzen und niemals sind hier Erze des Rammelsberges verhüttet, denn die Zusammensetzungen der Schlacken stellen diese Tatsache ohne weiteres fest. Das fertige Eisen brauchte der Rammelsberg um in großer Menge einmal zur Herstellung von Gezähstücken, zum anderen als Zuschlag bei der Verhüttung seiner Bleierze.

Hardanus Hake [1572 – 1611], Pastor zu Wildemann, sagt schon in seiner Bergchronik vom Harz, daß „unsere“ Vorfahren „aber im Anfang des Bergwerks und dieser letzten aufnehmung nicht alleine große Mühe und arbeit gehabt, wie man die Ertze recht puchen möchte, sondern auch fürnemlich im schmelzen, und haben erstlichen am Markt, da itzund das Rathaus stehet, einen Windofen gehabt, in dem haben sie sich unterstanden die Ertz zu gut zu machen, … haben mit holtze geschmultzen und viel eisen fürgeschlagen, ehe sie den Schlich zum Fluße gebracht. Wenn sie denn lange geschmultzen, haben sie es in einen König getrieben, und ist eitel sutelei und schmierwerk gewest ….“

Goslar wird nun diese Kunst des Schmelzens wohl schon viel früher und auch besser gekannt haben, besonders in der richtigen Anwendung der Eisenzuschläge, die im Übermaß dem Schmelz gut zugegeben ein Schmieren des Ofens veranlaßten.

Der Hunscherweg nun, der in der Nähe von Buntenbock und am süd-östlichen Teil des Gerschlenbleeks vorbeiführt, war der geeignetste Verbindungsweg mit Goslar für den Transport des fertigen Eisens. Als selbstverständlich darf es deshalb wohl betrachtet werden, daß wo solch lebhaftes Treiben herrschte, nunmehr auch der Gedanke kam, sich hier anzusiedeln und auch Flächen urbar zu machen für Nutzung als Viehweiden und selbst Vieh zu halten, deren Milch für die Bewohner als Nahrung groß nötig war.

Das Gerschlenbleek, sowie die Flur der jetzigen Ziegenbergswiesen waren zur Herstellung dieser Viehweiden wie geschaffen, die noch nicht eingeteichte Innerste lag in nächster Nähe und war eine gute Viehtränke. Große, starke Bäume werden hier nicht gestanden haben, sodaß die Rodungen leicht von statten gingen und in wo möglich kurzer Zeit entstand die frühere Ziegenbugeswiese.

Eisenbergbau und Hüttenbetrieb blühten nun weiter. Wie lange jedoch dieser glückliche Zustand für die Siedlung währte, darüber sind keine glaubhaften Zeugnisse verbanden. Mit dem Erliegen des Rammelsberger Bergbaus 1376, welches Jahr Löhneysen in seinem Bericht vom Bergwerk angibt, wird jedenfalls auch die Hütte „tom Galme“ zum Stillstand gekommen sein. Pest und andere Krankheiten werden hier die Bewohner hinweggerafft haben und die Ursache gewesen sein, daß der Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte.

Der Rammelsberger Bergbau wurde nun nach 100 Jahren 1476 wieder aufgenommen, jedoch die Inbetriebsetzung der Hütte „tom Galme“ erfolgte als solche nicht die günstige Lage der Siedlung, insbesondere der Hütten an dem Hunscherweg gibt aber der Wahrscheinlichkeit Raum, daß die bereits kultivierte Fläche nach der Wiederaufnahme des Rammelsberger Bergbaus erneut in Besitz genommen wurde.

Die alten Hütten wurden nun zu Sägemühlen eingerichtet, die Gräben für die Aufschlagwasser wurden weiter hergestellt und Teiche als Sammelbassins angelegt. Die Wiesen bei den Sägemühlen wurden vergrößert nach und nach kam nun die Flur links der Innerste urbar gemachte Fläche hinzu (Junkernfeld), die Viehzucht fand immer mehr Aufnahme, sodaß die Siedlung ein ganz anderes Gepräge annahm.

[Die geschnittenen Bretter fanden Verwendung bei den Bergwerken des Oberharzes. Der Transport ging jetzt nicht mehr auf dem Hunscherwege, sondern auf den neben der Buntenböcker Trift laufenden Wege, der Clausthal bei der Marie Hedwig berührt und zum Rosenhof hinab führt.]

In den Altertümern des Harzes von Honemann [1704 – 1772] wird die Siedlung als ein geringer Bergflecken Buntenbock erwähnt, welcher ums Jahr 1590 schon bestanden hätte, der Name selbst findet aber erst 1615 eine schriftliche Bestätigung, indem der Ort zur Landessteuer herangezogen wurde.

Fortsetzung folgt.

Von nun an geht’s bergauf!

Außer dem eigentlichen Betriebe mit den Hauungs-, Cultur- und anderen Arbeiten, der Köhlerei und den Sägemühlen, zu denen in einigen Inspectionen die Torfgewinnung noch hinzugekommen ist, hat die Forstverwaltung auch den Wegbau wahrzunehmen, welcher am Oberharze in den letzten zwanzig Jahren sich sehr ausgedehnt hat.

Früher waren sämmtliche Wege von solcher Beschaffenheit, daß die Erz-, Schliech- und Kohlenfuhren nur mit Hülfe einer großen Anzahl sehr kräftiger Pferde beschafft werden konnten, das Fuhrwerk aus dem flachen Lande aber fast gänzlich außer Stande war, die Harzorte zu erreichen.

Es mußten deshalb die Lebensmittel und andere Gegenstände aus dem flachen Lande heraufgetragen oder auf Pferden oder Eseln von den Treibern herbeigeschafft werden, – wie zum Theil auch noch geschieht, – größere Transporte für den Bergwerks- und Forsthaushalt aber vorzugsweise auf Schlitten vorgenommen werden, so daß sie wesentlich auf den Winter hingewiesen waren und von der Menge und Dauer des Schnee’s abhingen.

Die vor dreißig Jahren begonnene Verbesserung der Harzwege umfaßte zunächst die Hauptstraßen, welche den Oberharz von Süden nach Norden und von Westen nach Osten durchkreuzen, hat aber seit dem Erscheinen des Hausmann’schen Werkes noch solche Fortschritte gemacht, daß nur wenige Strecken zwischen den Orten und für wichtigere Betriebszwecke noch neuer Anlagen bedürfen.

Die sehr großen Kosten dieser Weganlagen, welche allerdings durch beträchtliche Ersparungen in dem gesammten Haushalte und durch die Vortheile eines leichten Verkehrs für den ganzen Bezirk sich im Ganzen sehr nützlich bewährt haben, sind aus mehreren Gründen, hauptsächlich aber wegen der dem Forstbetriebe zunächst erwachsenden Verringerung mancher Kosten und besseren Verwerthung des Materials, größten Theils den Forstcassen zur Last gefallen.

Es kam hinzu, daß die Mehrzahl der Wege ursprünglich für den Forstbetrieb bestimmt war, und daß es bei denen auf gewisse Jahreszeiten sich zusammendrängenden Arbeiten wieder – in anderen Zeiten – für das unentbehrliche Personal an Beschäftigung fehlte.

 

Friedrich Ludwig Christian Jugler; Der oberharzische Silberbergbau am Schlusse des J. 1849 und der Ernst-August-Stollen. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde. Herausgegeben von Dr. C. J. B. Karsten und Dr. H. v. Dechen. Sechs und Zwanzigster Band. Erstes Heft. Mit vierzehn Steindrucktafeln. Berlin 1854, S. 174f.

Alle reden vom Wetter …

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Max Baur: Auf der Waldwiese, Verlag Max Baur, Wernigerode 1963.

Der Oberharz hat kalte, schwere und neblichte Luft und daher einen sehr schnellen Wechsel der Temperatur. So weit das Nadelholz vorherrscht, liegt der Schnee acht Wochen im Jahre länger, als da, wo das Laubholz anfängt. Das Heizen der Stuben dauert auch im Sommer fort; die heißen Stuben gewähren dem Bergmann ein Schwitzbad, welches oft die häufigen Erkältungen unschädlicher macht. Engbrüstigkeit, Gicht, Auszehrung , Koliken sind häufige, auch durch die Art der Arbeiten hervorgebrachte, Uebel; weit besser befinden sich die Wald- und Kohlenarbeiter und die Fuhrleute, von denen viele ein hohes, kräftiges Alter erreichen.

Der Frost dauert bis zum Ende Mays, der kurze, oft glühende, Sommer kaum sechs Wochen; auf diesen folgt gewöhnlich vier Wochen lang ein angenehmer Herbst, welcher den Mangel des Frühlings ersetzt. Oft gehen die Winter zu reißenden Stürmen über, welche ganze Tannenwälder niederzuwerfen vermögen; Gewitter bilden sich sichtlich an den Spitzen der Berge, oft von starken Regengüssen begleitet.

Ist die Oberfläche des tiefen Winterschnees erst hart gefroren, so folgt, besonders auf den Plateaus, ein klares und heiteres Wetter, und die Verbindung der Menschen durch Schlitten wird lebhaft, welche über Flüsse und Tiefen weggleiten. In höheren Gegenden werden dann selbst die Häuser unter dem Schnee begraben.

In Klausthal baut der Harzknabe Bastionen von Schnee auf den Dächern und unsichtbar hinter denselben wirft er auf die Vorübergehenden mit Schneebällen. In Andreasberg höhlt man bei tiefem Schnee Gänge aus, wodurch die Verbindung mit den Nachbarn erhalten wird. Dann kann man auf gefrorenen Schneeflächen den Brocken von allen Seiten besuchen; die Spitzen der Tannen ragen, wie niedrige Gesträuche, aus dem Schnee hervor und man ist in Gefahr, das Brockenhaus nicht zu sehen, auf dessen mit Schnee bedecktem Dache man vielleicht schon steht.

Aber ein dichter Nebel folgt dem klaren Winterwetter, wenn die gemilderte Luft das Auftauen des Schnees vorbereitet. Dann schwellen die Harzbäche zu Strömen an und hemmen da die Verbindung, wo man im Sommer vielleicht vergeblich, einen Fluß sucht. Wer an Rheumatismen leidet, darf nicht auf den Harz ziehen; allein der geborene Harzer kann bei mäßiger Lebensart ein hohes, kräftiges Alter erreichen.

Sonne, Heinrich Daniel Andreas (1780 – 1832); Allgemeine Beschreibung des Hannover’schen Landes und Staates,  München 1829, S. 83ff.

Der Bergmann achtet ferner darauf, ob die Wege, die die Umgegend mit den Gruben verbinden, gut oder schlecht, kurz oder lang sind. Denn die an nutzbaren Mineralien reichen Orte liefern sehr oft keine Ackerfrüchte, und somit muß alles zum Lebensunterhalt für die Arbeiter und die übrigen Leute nötige zugeführt werden. Schlechte und lange Wege bereiten daher den Lastträgern und den Fuhrleuten viele Schwierigkeiten und erhöhen die Kosten für die zugeführten Dinge, so daß diese um so teuer bezahlt werden müssen.

Georg Agricola; Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, vollständige Ausgabe nach dem lateinischen Original von 1556, übersetzt und bearbeitet von Carl Schiffner u.a., München (DTV) 1977, S. 26.