400 Jahre Buntenbock | 1615-2015 | andere sagen …

Louis-Henri Brévière, The Life and adventures of Robinson Crusoe, London 1853.

Louis-Henri Brévière, The Life and adventures of Robinson Crusoe, London 1853.

 

Der Ursprung vom Buntenbock.

Wo jetzt Buntenbock ist, soll früher nur ein Sägemühlenhof gestanden haben; Andere sagen, auf dem alten Hofe, aus dem Buntenbock entstanden (es soll der jetzige Bormann’sche Hof sein), habe die einzige adelige Familie des Oberharzes gewohnt und von der Viehzucht gelebt.

Seinen Namen aber soll der Ort auf folgende Weise erhalten haben. Der Besitzer des ersten Hofes, aus dem Buntenbock entstanden ist, stellte einer Dirne nach und diese versprach ihn zu erhören, wenn er ihr einen bunten Bock schenkte, der die Zierde seines Hofes war. Da schenkte er ihr den bunten Bock und hat diesen auch nachher an seinem Thorwege abmalen lassen, zum Andenken an die Lustbarkeit, die er mit der Dirne genossen hat. Einige Alte, die noch nicht lange verstorben sind, wollten ihn noch dort gesehen haben.

Harzsagen, Erster Band. Gesammelt und mit Anmerkungen herausgegeben von Dr. Heinrich Pröhle. Erster Band: Sagen des Ober-Harzes. Neue Ausgabe. Leipzig: Hermann Mendelssohn. 1859. S. 145.

1615-2015 | Über die Gründung des Dorfes Buntenbock | Teil 1

Carl Bormann (1874 - 1942) | Aufnahme um 1940 | Foto: Privat

Carl Bormann | um 1940 | Foto: Privat

Von Carl Bormann (1874 – 1942)

In der älteren Harzliteratur findet man stets die Behauptung verzeichnet, Buntenbock sei eine Niederlassung auf dem Oberharz, die ihre Entstehung dem Bergbau nicht zu verdanken habe, sondern die Gründung des Ortes stände mit den beiden Junckernhöfen dortselbst – die der Viehzucht gedient hätten – in engster Beziehung.

Die neueren Forschungen, insbesondere die Ausschüffungen des Herrn Professor Dr. Wenke über die Gründung des Ortes, haben obige falsche Meinung wohl für immer beseitigt und der Beweis, daß der Ursprung der Siedlung mit der früheren Hütte „tom Galme“ in Zusammenhang zu bringen sei, ist als geglückt zu betrachten.

Die Hütte „tom Galme“ und die Ziegenbugeswiese – woran heute noch in der Gemarkung des Ortes die Flurnamen „In der Galmecke“, Ziegenbergerwiesen erinnern – werden nach Denker in einer alten Urkunde vom Jahre 1355 schon erwähnt. Die Ziegenbugeswiese muß in der damaligen Zeit eine viel größere Ausdehnung gehabt haben. als dieselbe heute besitzt.

Wahrscheinlich gehörte derjenige Teil des jetzigen Forstortes Ziegenbergs d ist 35 + 36, welcher heute im Volksmunde den besonderen Namen Gertschelenbleek, Gertschenbleek führt, zu der Ziegenbugeswiese. Mehrere ältere Leute des Ortes haben einen Teil des Gertschlenbleeks noch als Wiese gekannt und der Aufforstung mit beigewohnt.

Den damaligen Besitzern wurden andere Flächen des Forstfiskus zur Urbarmachung zum Tausch überwiesen, die nun als Wiesen in Nutzung kamen. Es sind dieses die Wiesen bei der Badeanstalt Buntenbock, die durch einen noch gut erhaltenen Grenzgraben sich räumlich von der älteren Wiesenflur scheiden.

In einer alten Urkunde über die Weidegerechtsame der beiden Junkernhöfe zu Buntenbock wird bei Aufzählung der Forstorte und Wiesen, die von dem Viehbeständen der beiden Höfe behütet werden können, auch das Gerschlenbleek genannt.

Die Gründung der Siedlung ist wohl bestimmt auf das Vorkommen von Eisenerz zurückzuführen, denn dieses tritt auf den Fluren Gerschlenbleek, Ziegenberg, Kehrzug und Clausberg zu Tage.

Viele kleine Pingen, Schächtchen, Stollen bestätigen, daß in den früheren Zeiten ein eifriger Abbau des Eisenerzes stattgefunden haben muß. Die Erze verschmolz man nun in nächster Nähe ihrer Fundstätten, denn Holz war auch in großer Fülle vorhanden. Recht viele Feuer müssen im Betriebe gewesen sein, wie die verschiedenen Schlackenfundstätten in der Gemarkung des Ortes beweisen.

Man findet z.B. Schlacken beim Hotel Schützenhaus, auf der Wiese am Schubertsbrink, auf der Wiese in der Galmecke und bei der Ziegelhütte Tiefe, ausgefahrene jetzt verlassene Wege führen zu diesen Stollen.

Die Hüttenstätten haben jedoch nur ausschließlich Eisenerze verschmolzen und niemals sind hier Erze des Rammelsberges verhüttet, denn die Zusammensetzungen der Schlacken stellen diese Tatsache ohne weiteres fest. Das fertige Eisen brauchte der Rammelsberg um in großer Menge einmal zur Herstellung von Gezähstücken, zum anderen als Zuschlag bei der Verhüttung seiner Bleierze.

Hardanus Hake [1572 – 1611], Pastor zu Wildemann, sagt schon in seiner Bergchronik vom Harz, daß „unsere“ Vorfahren „aber im Anfang des Bergwerks und dieser letzten aufnehmung nicht alleine große Mühe und arbeit gehabt, wie man die Ertze recht puchen möchte, sondern auch fürnemlich im schmelzen, und haben erstlichen am Markt, da itzund das Rathaus stehet, einen Windofen gehabt, in dem haben sie sich unterstanden die Ertz zu gut zu machen, … haben mit holtze geschmultzen und viel eisen fürgeschlagen, ehe sie den Schlich zum Fluße gebracht. Wenn sie denn lange geschmultzen, haben sie es in einen König getrieben, und ist eitel sutelei und schmierwerk gewest ….“

Goslar wird nun diese Kunst des Schmelzens wohl schon viel früher und auch besser gekannt haben, besonders in der richtigen Anwendung der Eisenzuschläge, die im Übermaß dem Schmelz gut zugegeben ein Schmieren des Ofens veranlaßten.

Der Hunscherweg nun, der in der Nähe von Buntenbock und am süd-östlichen Teil des Gerschlenbleeks vorbeiführt, war der geeignetste Verbindungsweg mit Goslar für den Transport des fertigen Eisens. Als selbstverständlich darf es deshalb wohl betrachtet werden, daß wo solch lebhaftes Treiben herrschte, nunmehr auch der Gedanke kam, sich hier anzusiedeln und auch Flächen urbar zu machen für Nutzung als Viehweiden und selbst Vieh zu halten, deren Milch für die Bewohner als Nahrung groß nötig war.

Das Gerschlenbleek, sowie die Flur der jetzigen Ziegenbergswiesen waren zur Herstellung dieser Viehweiden wie geschaffen, die noch nicht eingeteichte Innerste lag in nächster Nähe und war eine gute Viehtränke. Große, starke Bäume werden hier nicht gestanden haben, sodaß die Rodungen leicht von statten gingen und in wo möglich kurzer Zeit entstand die frühere Ziegenbugeswiese.

Eisenbergbau und Hüttenbetrieb blühten nun weiter. Wie lange jedoch dieser glückliche Zustand für die Siedlung währte, darüber sind keine glaubhaften Zeugnisse verbanden. Mit dem Erliegen des Rammelsberger Bergbaus 1376, welches Jahr Löhneysen in seinem Bericht vom Bergwerk angibt, wird jedenfalls auch die Hütte „tom Galme“ zum Stillstand gekommen sein. Pest und andere Krankheiten werden hier die Bewohner hinweggerafft haben und die Ursache gewesen sein, daß der Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte.

Der Rammelsberger Bergbau wurde nun nach 100 Jahren 1476 wieder aufgenommen, jedoch die Inbetriebsetzung der Hütte „tom Galme“ erfolgte als solche nicht die günstige Lage der Siedlung, insbesondere der Hütten an dem Hunscherweg gibt aber der Wahrscheinlichkeit Raum, daß die bereits kultivierte Fläche nach der Wiederaufnahme des Rammelsberger Bergbaus erneut in Besitz genommen wurde.

Die alten Hütten wurden nun zu Sägemühlen eingerichtet, die Gräben für die Aufschlagwasser wurden weiter hergestellt und Teiche als Sammelbassins angelegt. Die Wiesen bei den Sägemühlen wurden vergrößert nach und nach kam nun die Flur links der Innerste urbar gemachte Fläche hinzu (Junkernfeld), die Viehzucht fand immer mehr Aufnahme, sodaß die Siedlung ein ganz anderes Gepräge annahm.

[Die geschnittenen Bretter fanden Verwendung bei den Bergwerken des Oberharzes. Der Transport ging jetzt nicht mehr auf dem Hunscherwege, sondern auf den neben der Buntenböcker Trift laufenden Wege, der Clausthal bei der Marie Hedwig berührt und zum Rosenhof hinab führt.]

In den Altertümern des Harzes von Honemann [1704 – 1772] wird die Siedlung als ein geringer Bergflecken Buntenbock erwähnt, welcher ums Jahr 1590 schon bestanden hätte, der Name selbst findet aber erst 1615 eine schriftliche Bestätigung, indem der Ort zur Landessteuer herangezogen wurde.

Fortsetzung folgt.

400 Jahre Buntenbock | 1615 – 2015

Am Pfingstsonntag, den 24. Mai 2015, jährt sich zum 400. Mal die erste urkundliche Erwähnung Buntenbocks. In dem Landtagsabschied des Fürstentums Grubenhagen, zu dem die Siedlung im Oberharz im 17. Jahrhundert gehörte, werden die Bewohner des Ortes zur Steuer herangezogen.
[s. Georg Max, Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen, Hannover 1862, Seite 403f.]

Anlass genug, die handschriftlichen Aufzeichnungen des früheren Bürgermeisters Carl Bormann (1874 – 1942) „Über die Gründung des Dorfes Buntenbock“ zu veröffentlichen. Das wird an dieser Stelle an jedem 24. des Monats geschehen – bis zum 24. Mai 2015.

Morgenstimmung  | Buntenbock | Ziegenberger Teich |  Foto: Privat

Morgenstimmung | Buntenbock | Ziegenberger Teich |
Foto: Dorothee Sowa

Von nun an geht’s bergauf!

Außer dem eigentlichen Betriebe mit den Hauungs-, Cultur- und anderen Arbeiten, der Köhlerei und den Sägemühlen, zu denen in einigen Inspectionen die Torfgewinnung noch hinzugekommen ist, hat die Forstverwaltung auch den Wegbau wahrzunehmen, welcher am Oberharze in den letzten zwanzig Jahren sich sehr ausgedehnt hat.

Früher waren sämmtliche Wege von solcher Beschaffenheit, daß die Erz-, Schliech- und Kohlenfuhren nur mit Hülfe einer großen Anzahl sehr kräftiger Pferde beschafft werden konnten, das Fuhrwerk aus dem flachen Lande aber fast gänzlich außer Stande war, die Harzorte zu erreichen.

Es mußten deshalb die Lebensmittel und andere Gegenstände aus dem flachen Lande heraufgetragen oder auf Pferden oder Eseln von den Treibern herbeigeschafft werden, – wie zum Theil auch noch geschieht, – größere Transporte für den Bergwerks- und Forsthaushalt aber vorzugsweise auf Schlitten vorgenommen werden, so daß sie wesentlich auf den Winter hingewiesen waren und von der Menge und Dauer des Schnee’s abhingen.

Die vor dreißig Jahren begonnene Verbesserung der Harzwege umfaßte zunächst die Hauptstraßen, welche den Oberharz von Süden nach Norden und von Westen nach Osten durchkreuzen, hat aber seit dem Erscheinen des Hausmann’schen Werkes noch solche Fortschritte gemacht, daß nur wenige Strecken zwischen den Orten und für wichtigere Betriebszwecke noch neuer Anlagen bedürfen.

Die sehr großen Kosten dieser Weganlagen, welche allerdings durch beträchtliche Ersparungen in dem gesammten Haushalte und durch die Vortheile eines leichten Verkehrs für den ganzen Bezirk sich im Ganzen sehr nützlich bewährt haben, sind aus mehreren Gründen, hauptsächlich aber wegen der dem Forstbetriebe zunächst erwachsenden Verringerung mancher Kosten und besseren Verwerthung des Materials, größten Theils den Forstcassen zur Last gefallen.

Es kam hinzu, daß die Mehrzahl der Wege ursprünglich für den Forstbetrieb bestimmt war, und daß es bei denen auf gewisse Jahreszeiten sich zusammendrängenden Arbeiten wieder – in anderen Zeiten – für das unentbehrliche Personal an Beschäftigung fehlte.

 

Friedrich Ludwig Christian Jugler; Der oberharzische Silberbergbau am Schlusse des J. 1849 und der Ernst-August-Stollen. In: Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde. Herausgegeben von Dr. C. J. B. Karsten und Dr. H. v. Dechen. Sechs und Zwanzigster Band. Erstes Heft. Mit vierzehn Steindrucktafeln. Berlin 1854, S. 174f.

Fuhrleute am Rammelsberg

„Loehneysen - Bericht vom Bergwerck (Titelkupfer)“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons

„Loehneysen – Bericht vom Bergwerck (Titelkupfer)“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons

Vor Zeiten da die Bürger oder Hütten-Herren in Goßlar / den Rammelsberg und die Schmeltzhütten innen hatten / wann das Erz aus den Gruben getrieben ward / da ward einem ieden Theil zugemessen / welcher eine eigene Hütten hatte / der verschmeltzte sein Ertz selber / die aber keine Hütten hatten / die verkaufften ihre Ertz / den Scherben umb vier Mariengroschen / das ist zwey gute Groschen / acht gute Pfennige Fürsten-Müntze /

Die meisten Gewercken / die keine Hütten hatten / die liessen ihre Theil einem andern umb einen jährlichen Zins über / es muste ein jeder sein Ertz / den Scherben umb vier Mariengroschen bezahlen / davon wurden die Arbeiter belohnet / was dann aufs Quartal übrig / oder im Vorrath war am Gelde / das theilte man unter die Gewercken aus / einem ieden / nach dem er viel Theil in einer Gruben hatte / und so sich das gewonn Ertz zu Ablohnen der Arbeiter nicht erstreckte / wie offt geschach / so musten die Gewercken wöchentlich zulegen / und solches mit Geld erstatten.

Es hatte ein ieder Hütten-Herr / für dem Berge seinen Bergknecht / der empfing das Ertz / das ward dann einem ieden in seine Rinne gemessen / das lieff in des Rinne herab / an die Ort / da man darzu fahren konte / welches alsdann die Fuhrleute auf die Hölwegen luden / und für die Hütten führten / und gehet in eine Höle sechs Scherben Ertz / Es hatte auch ein ieder Hütten-Herr seine eigene Fuhrleute zu Ertz / Holtz und Kohlen.

Es sind Anno 1540. als die Bürger in Goßlar den Rammelsberg noch inne hatten / eilff Hütten ganghafftig gewesen / als nehmlich an der Ocker drey / und an der Gran und Inderste achte / auf diesen Hütten ist wöchentlich alles Ertz / so aus dem Rammelsberge kommen / verschmeltzt worden.

 

Aufbereitungsanlage - Kupferstich von J. Wichmann (nach Holzschnitt von Moses Thym) aus Löhneyss "Bericht vom Bergwerck“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - 2. Aufl. um 1660.

Aufbereitungsanlage – Kupferstich von J. Wichmann (nach Holzschnitt von Moses Thym) aus Löhneyss „Bericht vom Bergwerck“. 2. Aufl. um 1660. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Bericht vom Bergwerck, wie man dieselben bawen und in guten Wohlstande bringen sol, sampt allen dazugehörigen arbeiten, Ordnung und Rechtlichen Prozessen, beschrieben durch G. E. Löhneyß,  Stockholm und Hamburg, 1690, S. 79.

Infos zu Autor und Werk: http://blogs.ethz.ch/digital-collections/2013/02/

Überhaupt – der Schnee!

Chaussee-Arbeiterhütte im Winter | Buntenbock im Oberharz um 1900 | Fuhrherren Museum Archiv Ottensen

Chaussee-Arbeiterhütte im Winter an der Straße von Osterode nach Goslar | Höhe Buntenbock im Oberharz | Fotografie um 1900 | Fuhrherren Museum Archiv Glücksburg

Als Anhang zur Darstellung des Forsthaushaltes auf dem Hannoverschen Harze, erlaube ich mir hier noch einige Bemerkungen über den Zustand der dortigen Wege. Der Harz war in früherer Zeit wegen seiner schlechten Wege berüchtigt und nicht mit Unrecht. Vormals erleichterte nur zur Zeit des Winters die Schlittenbahn den Transport schwerer Lasten und die Communication zwischen den verschiedenen Ortschaften auf dem Gebirge und zwischen diesen und dem Lande. Im Sommer war es wegen der gänzlich ungebahnten Wege und besonders wegen der vielen, tiefen Hohlwege äußerst beschwerlich, mit sogenannten runden Geschirr, d.h. mit Wagen und Karren fortzukommen.

Selbst die Poststraße, welche von Osterode über Clausthal nach Goslar führt, war, zumal für Landfuhrwerk wegen der schmaleren Harzspur, nur mit Schwierigkeit und oft nicht ohne Gefahr dass Fuhrwerk zu zerbrechen, zu befahren. Wie sehr hemmend für den Verkehr dieser Zustand der Wege war, wie viel dadurch an Zeit verloren ging und wie sehr die Kosten des Transportes von Materialien und Producten dadurch erhöhet wurden, begreift sich leicht. Diesen Uebeln ist nun größtentheils abgeholfen worden. Die Verbesserung der Wege ist hinter den großen Fortschritten, die alle übrigen Theile des Harzhaushaltes in neueren Zeiten gemach, nicht zurück geblieben und schon jetzt sind die großen und mannigfaltigen Vorteile wahrnehmbar, die daraus für den Harz und für den Verkehr zwischen ihm und dem Lande entspringen.

Von Osterode über Clausthal nach Goslar führt gegenwärtig eine Chaussee, deren nördlicher Theil von Zellerfeld nach Goslar beinahe ganz nur und trefflich angelegt worden. Bei dem südlichen Theil derselben von Osterode nach Clausthal hat man die frühere Linie der Straße beibehalten, weil eine gänzliche Umlegung derselben mit sehr großen Kosten verknüpft gewesen sein würde; daher freilich die große Steilheit der Strecke von Osterode bis gegen den Ziegelkrug, nur an einzelnen Stellen hat vermindert werden können. (…)

Obgleich der Wegebau am Oberharz durch die hohen Bergrücken und steilen Einhänge oft sehr erschwert wird, so begünstigt ihn doch auf der anderen Seite in den mehrsten Gegenden das vorzügliche Material. Wo Granit, Hornfels, Quarzfels, Kieselschiefer, Diabas in der Nähe zu Gebote stehen, oder wo es gar, wie in einigen Harzthälern, möglich ist, große Vorräte alter Schlacken zu benutzen, ist die Anlage guter Wege und ihre Erhaltung nicht so schwierig und kostbar als im Lande, wo entweder überall kein gutes Material zu erlangen ist, oder wo man das gute oft mehrere Meilen weit heranfahren lassen muß.

Auch wird am Harz die Unterhaltung der Wege durch die längere und weniger unterbrochene Dauer der Schneedecke erleichtert. Die Schlittenbahn wird am Harz für den Transport des Holzes, Eisensteins und mancher anderer Materialien und Produkte immer den Vorzug behaupten, mögen die Chausseen auch von noch so vorzüglicher Beschaffenheit seyn. Überhaupt ist der Schnee von sehr großer Wichtigkeit für den ganzen Harzhaushalt, nicht allein in der eben erwähnten Beziehung, sondern auch für die Versorgung der Bergwerksteiche mit Aufschlagewasser und für die Schwellung einiger Gewässer zum Betriebe der Holz-Flößung; daher in Jahren, in denen am Harz Mangel an Schnee ist, bei manchen Theilen des Haushaltes leicht große Verlegenheiten eintreten.

Ueber den gegenwärtigen Zustand und die Wichtigkeit des Hannoverschen Harzes,. Von Dr. J. Fr. L. Hausmann, Königlich Großbritannisch-Hannoverschem Hofrathe und ordentlichem Professor an der S. A. Universität zu Göttingen, Ritter des Königlichen Guelphen-Ordens, der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen und anderer gelehrten Gesellschaften Mitglied. Mit sechzehn Anlagen. Göttingen, in der Dieterichschen Buchhandlung. 1832. 301ff.

Vom Fuhrmann zum Fuhrherrn

Im Landtagsabschied zu Salzdahlum vom 03.06.1597 folgte man der Auffassung des Herzogs, wonach sich der Anspruch auf die Hilfeleistung aus dem Wesen der „Bergwercke, als bonum publicum“, ableitete (…). Nach Maßgabe des Vertrages, der zwischen den verschiedenen, an der Harzer Kommunion beteiligten welfischen Linien am 12.05.1649 abgeschlossen wurde, blieb es bei dieser hergebrachten Verpflichtung zu ‚gemeinnützigen Diensten‘ (…).

Im Laufe der Zeit scheint sich aus dieser ursprünglichen Pflicht zur Hilfeleistung ein Anspruch oder Recht auch auf Seiten der Dienstpflichtigen auf Beschäftigung herausgebildet zu haben. So wurde Mitte des 17. Jahrhunderts den Bewohnern der Ämter Harzburg, Langelsheim und Seesen zugesichert, hinsichtlich der Holz- und Kohlenfuhren nach altem Herkommen vor anderen den Vorzug zu haben, „soweit sie dieselben zu Verrichten Berechtiget“ seien. Im übrigen würden die Fuhrleute vor dem Forstamt anzunehmen und zu bestellen sein, damit man sich ihrer versichern „und sich dazu Verlaßen“ möge (…).

Peter-Michael Steinsiek; Nachhaltigkeit auf Zeit : Waldschutz im Westharz vor 1800, Waxmann, Münster, New York, München, Berlin 1999, S. 158f.

Ökonomische Motivation

Ebenfalls von der Rekrutierung ausgeschlossen blieben Männer, die einen nach Ansicht der Landesregierung nützlichen Beruf bzw. eine entsprechende Tätigkeit ausübten.

In einem Erlaß aus dem Jahre 1719 „wieder die Anwerbung der zu denen im Lande etablierten Manufactur-Fabriquen gehörigen Leuten“ wurde allen Manufakturarbeitern der Eintritt in den Militärdienst verboten. Auch hier liegt die Motivation der Geheimen Räte im ökonomischen Bereich, man wollte die Existenz der neuen Manufakturen nicht durch einen Mangel an qualifizierten Arbeitern gefährden.

Ähnliches galt beispielsweise für die Bergarbeiter im Harz. Da auch hier ein Mangel an Arbeitskräften herrschte, durften Bergleute, Köhler, Holzhauer oder Fuhrleute nicht geworben werden bzw. Kriegsdienst freiwillig annehmen.

Nur arbeitslose Männer durften, wenn sie ihre Erwerbslosigkeit beweisen konnten und eine entsprechende Erklärung unterzeichneten „enrolliert“ werden.

Ralf Pröve; Lebenswelten. Militärische Milieus in der Neuzeit. Gesammelte Abhandlungen. Hg. Von Bernhard R. Kroener und Angela Strauß (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit 11) LIT, Münster 2010, S.22.

10 Taler Strafe für die Fuhr

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Sabbaths-Feyer

§.1. Ein jeder Unterthan ist schuldig, für sich nebst den Seinigen und Angehörigen, die Sonn- Beth- und Fest-Tage gebührend zu feyern, von weltlichen Geschäfften gänzlich abzustehen und Gott den schuldigen und erfordernden Dienst in geistlichen Uebungen mit Andacht zu leisten.

Die Prediger und Seelsorger werden hiebey ihres Amts von selbsten sich erinnern, und ihren Pfarr- und Seelen-Kindern mit Lehren, Warnen, Straffen und Ermahnen, auch mit guten Exempeln vorgehn. Wie dann auch selbige, wann Verächter des heiligen Sabbaths, von dem öffentlichen Gottes-Dienst und dem heiligen Abendmahl, sich auf ein ganzes Jahr und darüber muhtwillig absondern, solches, wie es sich Amts- und Gewissen halber gebühret, gehöriges Orts, zur Bestraffung, anzumelden schuldig seyn, auch allen Fleisses dahin sehen sollen, daß bey dem öffentlichen Gottes-Dienste alles in guter Ordnung hergehe, da aber einige, so Unruhe, Zank, auch wohl gar Schlägerey in der Kirche anrichten, sich finden würden, dieselbe zu harter exemplarischer Bestraffung gehöriges Orts angemeldet werden mögen.

1. Insonderheit aber sollen bey zehen Thaler, und dem Befinden nach, schärfferer Geld- auch wohl Gefängniß-Straffe, an denen Sonn- Beht- und Fest-Tagen, vor, zwischen und unter den Predigten, insonderheit auch am Grünen-Donnerstage den gantzen Vormittag, und am Stillen- oder Char-freytage den ganzen Tag, die Gahr-Küchen, Schenken, Wein- Bier- und Brandteweins-Häuser zugehalten, keine Gäste darin gesetzet, auch nichts daraus geholet noch abgefolget werden, ausser was bey der Mahlzeit an nöthigem Getränke, auch etwa für Kranke und Säugende ohnumgänglich erfordert werden mögete. (…)

5. Alles Fahren mit Holz, Torf, Frucht, Garten-Gewächse, und andern Sachen nach denen Städten, wie auch das Abholen des Malzes, Getränkes und anderer Sachen aus denen Städten, soll an denen Sonn- und Fest-Tagen, bey zehen Thaler Straffe verboten, (alles Fahren mit Holz, Erz, Schlieg, Dielen, Frucht, Garten-Gewächse, auswärtigem Biere, Frucht-Treiben und andern Sachen, soll an denen Sonn- und Fest-Tagen, von deren Feyer die Fuhrleute am Harz, wegen des Berg-Werks und anderer alda obhandenen besondern Umständen nicht dispensiret (d.i. entbunden) sind, bey zehn Thaler Straffe verboten, die fremden Fuhr- und andere reisende Leute, worunter jedoch die Bier-Fuhr-Leute und Frucht-Treiber nicht zu verstehen, aber davon zwar eximiret (d.i. befreit), jedoch u.) die fremde Fuhr- und andere reisende Leute aber hievon eximiret seyn, jedoch daß sie des Sonn- und Feyer-täglichen Gottes-Dienstes dabey nicht vergessen, noch selbigen hindan setzen

a) Nachdem dieser Artickel dahm extendiret werden wollen, daß, wann Fuhr-Leute aus dem Lande, Kauffmanns-Guht geladen, und sich es fügte, daß sie damit auf den Sonn- oder anern Feyer-Tagen die Aemter passiren müssen, sie auf der Land-Strassen angehalten, ihnen die Pferde ausgespannet, und ehender nicht wieder los gegeben würden, als bis sie ein gewisses Pfand-Geld erleget hätten; so ist derselbe dahin erkläret, daß es zwar dabey, was daselbst disponiret worden, sein ohngeändertes Verbleiben behalten.

Nachdem aber es die Meynung nicht hat: daß dergleichen Fuhrleuten angemuhtet, vielweniger mit Ausspannung der Pferde sie dahin angehalten werden sollen, den ganzen Sonn- und Feyer-Tag mit ihren geladenen Waaren stille zu liegen; sondern bey solchen Fällen gnug seyn kann, daß, wie in dem Art. 5. wegen der fremden und reisenden Leute disponiret, solche Fuhr-Leute erinnert und ermahnet, auch allen falls dazu angehalten werden, daß sie an Sonn- und hohen Feyer-Tagen, wenigstens die Meß-Predigt über, auf der Reise an einem Orte stille halten, und solchen Gottesdienst abwarten, nach dessen Endigung aber ihren Weg fortsetzen mögen und müssen.

Ausschr. vom 14. Aug. 1710. C. 1.n.7.p.424.

Churfürstliche Braunschweig-Lüneburgische Landes-Gesetze und Verordnungen Calenbergischen und Grubenhagenschen Theils in einen Auszug nach alphabetischer Ordnung gebracht von Friedrich Christoph Willich der Rechte Doctor, und Actuarius der Georg-August Universität. Dritter Band R-Z. nebst Anhang (Das Exemplar kostet zwey Rthlr.) Göttingen und Dessau, bey dem Verfasser und in der Buchhandlung der Gelehrten 1782. 116f.

Es lebe der Wettbewerb …

Erster Brief | Antwort | 1869 | 22. Januar

Gebühren-Stempel mit preußischem Adler                 Clausthal, den 22. Januar 1869

Sechs Groschen

  1. GR:

Nro II.

 

Auf die Eingabe vom 5. December 1868
müssen wir Ihnen erwidern, daß wir
auf den Antrag, bei dem Vergeben aller
herrschaftlichen Fuhren durch Minus-Lici-
tationen
lediglich die Oberharzer Fuhrleu-
te zuzulassen, in keiner Weise eingehen
können, daß wir es vielmehr den letz-
teren überlaßen müßen, durch die
Stellung billigster Forderungen in den
Terminen sich ununterbrochen Beschäftigung
zu sichern.

Königliches Oberbergamt

Ottmann

 

An die Bergfuhrleute Adam Gärtner

und Wilh. Borrmann zu Buntenbock

 

17850 Kosten

Stempel pro hoc                                         ______________ 6 Sgr.

zur Eingabe incl. zum 2. Bogen derselben cass. ________ 8 „

                                                                   __________ .//. 14 Sgr.

W. 4 der Stemp. Journ. Durch Postvorschuß erhoben  Unterschrift (H. F. Willner)

______________________________________________________________________ (Umschlagbogen)

Portopfl. P. S. An die Bergfuhrleute Adam Gärtner & Wilhelm Borrmann in Buntenbock

Postvorschuß 14 Sgr. = Vierzehn Slbgr

N“ 4 des Stemp. Journ. _____

Absdr. Königl. Oberbergamt Clausthal

(Randbemerkung Schmalseite) Herrn Heinrich Gaert(n)er Auslage mit 17 Gr. bezahlt !!

Briefverschluss: Siegel „Köngigliches Oberbergamt“ Weißes Wappen auf blauem Grund/ Wilde Männer – Adlerwappen