„…a waggoner’s frock, velveteen breeches, and leather leggings …“

„Persuaded, in part, by these representations, but overborne in a much greater degree by his fear of Fagin, Mr. Bolter at length consented, with a very bad grace, to undertake the expedition. By Fagin’s directions, he immediately substituted for his own attire, a waggoner’s frock, velveteen breeches, and leather leggings: all of which articles the Jew had at hand. He was likewise furnished with a felt hat, well garnished with turnpike tickets; and a carter’s whip. Thus equipped, he was to saunter into the office, as some country fellow frown Covent Garden market might be supposed to do for the gratification of his curiosity; and as he was as awkward, ungainly, and raw-boned a fellow as need be, Mr. Fagin had no fear but that he would look the part to perfection …“

Charles Dickens, Oliver Twist, Chapter 43,
http://www.online-literature.com/dickens/olivertwist/44/

… biß an den Hartzwald“

„Wir lagen an der Weser/ dort um Hammeln / als ich meinen Cammerathen überredet / daß er mir seine Musquete/ auff die Mauserey verliehe / und so lang meine Piqué trug / biß ich wieder käme / und eine Beut mitbrächte ; es glückte mir auch / dann unserer dreh / darunter ein L.andskind war / der alle Weg und Winckel wol wuste / erkundigten einen Güter-Wagen /  von Bremen nach Cassel zu gehen willens / und nur einen einzigen Hessischen Musquetirer zur Convoy bey sich hatte , demselben giengen wir zugefallen / allerdings biß an den Hartzwald / und da er an den Ort kam / wohin wir ihn gewünscht / schössen wir gleich im Angriff den Musquetirer/ den Fuhrmann und den Knecht nieder / weil jeder seinen Mann gewiß vor sich genommen ; spanten hernach 6 schöne Pferde aus / und öffneten in der Eil von Ballen und Fässern / was wir Konten / worinnen es viel Seiden-Wahr und Englisch Tuch setzte / das allerbäste aber vor uns / stack in einem Fäßlein voller Karten / nemlich ungefehr bey 1200. Reichsthalern / welches ich zwar fande / aber mit meinen Cammerathen treulich theilete; wir sprachen den Pferden gleichsam über ihr Vermögen zu / und indem wir in kurtzer Zeit einen langen Weg hinder sich legten / entronnen wir aller Gefahr / und langten eben beiden Unsrigen an/ als Pappenheim sich fertiggemacht / den Bannier vor Magdeburg hinweg zu schlagen.“

aus: Des possirlichen / weit und breit bekannten Simplicissimi sinnreicher und nachdenklicher Schrifften Zweiten Theils Erstes Buch / von dem seltsamen Springinsfeld / oder Dessen kurzweiligen / Lust-erweckenden / und recht lächerlichen Lebens-Beschreibung / Als eines weiland frischen / wohlversuchten und tapfern Soldaten. Und nachmahlen ausgemärgelten abgelebten / doch dabey sehr verschlagenen Landstürtzers und Bettlers / nach Simplicianischer Anordnung Erstesmal verabfasset 1670. anjetzo aber wieder neu / und drittenmal verbässert / vermehret und aufgelegt von Philarcho Grosso, von Trommenheim im Jahr 1685, S. 61.
(Quelle: play.google.com/books)
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Festumzug mit Pferdefuhrwerk

Festumzug mit Pferdefuhrwerk (Hille) zum 200jährigen Bestehen der Buntenböcker Schützengesellschaf, im Hintergrund die geschmückte Pension Höhlein. August 1958. Foto: Gerd Dasenbrook

Festumzug mit Pferdefuhrwerk (Hille) zum 200jährigen Bestehen der Buntenböcker Schützengesellschaft, im
Hintergrund die geschmückte Pension Höhlein | August 1958 | Foto: Gerd Dasenbrook

„Jeder Geschmack wird nicht leer ausgehen.“

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„Doch auch hier – wie überall im Harz – empfängt den Fremden altgermanische Gastlichkeit, jene Treuherzigkeit, die den Gast schnell mit dem Wirt befreundet, und beiden das Scheiden verbittert, und mit ihnen verbindet sich ein unerwarteter Hang zur Geselligkeit, der nur in freundlichen, freien, offenen und zufriedenen Herzen erblüht, der früher sich nicht schrecken ließ durch den gefährlichen Felsweg, durch den engen Pfad am Rande der Abgründe, der jetzt durch die neuerdings, überall durchgezogenen bequemen Kunststraßen für Pferd und Wagen jeder Art die gewünschte Erleichterung findet und der selbst im tiefsten Winter, wenn der Schnee mannshoch sich häuft und die Tannenwälder, mit ungeheuren Grabtüchern bedeckt, in toter Majestät schaurig daliegen, im Hindernis einen Sporn findet, mit dem weithin klingenden Schellengeläut fliegender Schlitten die öde Wildnis belebt und Ort mit Ort, Freund mit Freund zu fröhlichen Festabenden verknüpft – Welche Mannigfaltigkeit von Genüssen und Ergötzlichkeiten eine Wanderung durch solche Gegenden für jedes Gemüt, das die notwendige Empfänglichkeit mitbringt, darbietet, läßt sich aus dem Gesagten abnehmen.
Jeder Geschmack wird nicht leer ausgehen.“

Wilhelm Blumenhagen (1781-1839); Der Harz, mit 30 Stahlstichen nach Ludwig Richter, Reihe: Das malerische und romantische Deutschland in 10 Sektionen, München (Verlag Lothar Borowsky, o. J., S.12f.

Fuhrmannsdörfer

„Die Ausbildung eines selbständigen Speditionsgewerbes fällt in Niedersachsen in die frühe Neuzeit. Es entwickelte sich jedoch, soweit zur Zeit zu erkennen, nur in den Zentren von Handel und Verkehr und auch dort in unterschiedlichem Maße.
(…) Über den wichtigen Beruf der Fuhrleute wissen wir recht wenig. Selbst in einer für die Spedition so bedeutenden Stadt wie Lüneburg setzen die Quellen darüber erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts ein und weisen dann ein relativ schwach ausgebildetes Gewerbe aus. Dagegen zählte eine kleine, aber an der „Flämischen Straße“ verkehrsgünstig gelegene Stadt wie Wildeshausen 1759 nicht weniger als 169 Fuhrleute und Knechte. Wahrscheinlich war aber ein großer, wenn nicht der größte Teil der Fuhrleute auf dem Lande ansässig. So gab es zwischen Celle und Braunschweig „Fuhrmannsdörfer“, deren Einwohner dieses Gewerbe neben der Landwirtschaft stark betrieben; das wohl bekannteste davon war Bröckel, in dem 1770 39 Familien als Frachtfahrer genannt werden. Auch die Lüneburger Quellen berichten von Fuhrleuten in den benachbarten Landgebieten. Im Raum um Dassel spielte das Fuhrwerken für Holz und Holzkohle ebenfalls eine große Rolle.
Diese Beispiele zeigen, daß auch im Landverkehr die Standorte der Kaufleute und Spediteure auf der einen und der Fuhrleute auf der anderen Seite oft nicht identisch waren. Allem Anschein nach orientierten sich die letztgenannten an den großen Verkehrswegen, und hier waren Lohnfuhren für die Landbewohner ein wichtiger Nebenerwerb. Gleiches gilt dort, wo Hütten und andere materialintensive Gewerbebetriebe größere Transporte an Roh- und Betriebsstoffen erforderten.“

Christine van den Heuvel u. Manfred von Boetticher; Geschichte Niedersachsens, begr. von Hans Patze, Dritter Bd., Teil 1, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von der Reformation bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 36) Hannover (Verlag Hahnsche Buchhandlung) 1998, 474ff.

Rasen sticht Hafer – Rebellion der Bergfuhrleute 1674

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Abbildung: Avena Sativa L. – Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885) – http://www.BioLib.de

Man erlaubte sich bisher die so geringen Schichtlöhne, wahrscheinlich, weil den Bergleuten alle anderen Art ihr Brod zu erwerben abgeschnitten ist, indem bekanntlich theils der Boden um Clausthal und Zellerfeld so unfruchtbar ist, daß nicht das geringste weder an Getraide noch Obst erbauet werden kann, theils auch, weil es geflissentlich verhindert wird, Ackerbau in dieser Gegend aufzubringen, um das Auskaufen von Stücken Feld zum Behuf des Bergbaues, das Rasenstechen und dergleichen nicht zu erschweren und zu vertheuren.*

*) Ohngefähr zur Zeit des dreyßigjährigen Krieges wurden in einer Gegend vom Burgstädter Zuge herauf, die noch gegenwärtig am Haferberge heißt einige Wiesen zu Ackerland gemacht und mit Hafer besäet; allein dieser Ackerbau wurde bald nachher scharf verboten; und da im Jahre 1653 abermals einige Leute Hafer ausgesäet hatten, dieses Verbot vom Bergamte am 6. Aug. dergestalt erneuert, daß niemand den bey Clausthal gewachsenen Hafer bey 50 Thlr Strafe in die Bergstadt bringen und jeder sich des Hafersäens künftig ganz enthalten solle. Da ferner 1673 zur Auftragung einiger Teichdämme die dazu nöthigen Rasen von den nächsten Wiesen abgestochen wurden, und einige Bergfuhrleute, als Eigenthümer solcher Wiesen, um dieser Verderbung ihrer Wiesen vorzubeugen, dieselben umpflügen und des Verbots ungeachtet mit Hafer besäen ließen, so wurde am 16. März 1674 abermals von Bergamts wegen ein Verbot öffentlich angeschlagen, vermöge dessen, besonders den Bergfuhrleuten angedeutet wurde, alle Pflüge binnen 14 Tagen abzuschaffen, oder zu gewärtigen, daß ihnen so wie andern Leuten dieselben vom Oberbergmeister weggenommen werden müssen. S. Gatterer vom Ackerbau der Harzer a.a. O. Th. IV. §. 153.154. S. 120.121.

Daher ist in dieser öden traurigen Gegend der Grubenbau das einzige Mittel für die Bergleute, ihr Leben zu fristen, ob ihnen gleich dies durch die drückendste Armuth erschwert genug werden muss.

Johann Carl Freiesleben, Bemerkungen über den Harz, Erster Theil. Bergmännische Bemerkungen über den merkwürdigsten Theil des Harzes, Leipzig (Schäfersche Buchhandlung) 1795, S.71f.

„… lauter sehr starke Hengste“ – Harzer Fuhrherren im 18. Jahrhundert

„Obgleich auf dem Harze zu den mancherley Bergfuhren auf Erz, Schlieg, Holz, Kohlen u. so sehr viele Pferde von den Fuhrherren gehalten werden, so werden doch daselbst keine Pferde gezogen, sondern alle, und zwar lauter sehr starke Hengste, angekauft.

So hielten z.B. die Fuhrherren zu Clausthal im Quartal Trinitatis 1733 168 Pferde. Die Bezahlung solcher Fuhren z.B. des Erzes von den Gruben nach den Puchwerken geschieht treibenweis, ein Treiben auf dem Oberharze zu 40 Tonnen, eine Tonne zu 4 Kübeln (wovon jeder ungefähr einen Centner hält) gerechnet. Vor dem Jahre 1728. z.B. wurden zu Clausthal von jedem Treiben der Dorotheer- und Caroliner-Erze nach den Innerst-Puchwerken 7 Gulden Fuhrlohn gegeben, und von 2 Rösten Schlieg von da nach der Altonauer-Hütte 8 Gulden. Hingegen im Jahr 1728. wurden nach den 3 neuen Puchwerken im Polsterthale von jedem Treiben Erz 5 Gulden und 5 Mgr., und von 2 Rösten Schlieg von da nach der Altenauer-Hütte 2 Gulden und 10 Mgr. Fuhrlohn bezahlt.

Aus den Papieren eines erst kürzlich verstorbenen Mannes, der ehemals ein vorzüglich geschickter Bediente auf dem Harze war, kann ich folgende Vorschrift oder Instruktion für die Berg-Fuhrleute zu Clausthal mittheilen, von welcher es mir aber nicht bekannt ist, ob sie ein bloses Projekt blieb, oder würklich befolgt wurde:

1) Die Ladung auf ein gutes Harz-Pferd muß 6 Centner über Berg und Thal seyn, wenn es nicht überladen werden soll.
2) Zu einer Tagesfuhr werden 10 Stunden gerechnet, also daß die Pferde 8 Stunden im Zug sind, und 2 Stunden zur Fütterung und Aufladen auf 2 Karren gerechnet werden.
3) Bey dieser Fuhr wird auf ein Pferd wöchentlich 5 Himten Haber zur Fütterung gerechnet.
4) Auf eine volle Tagesfuhr soll der tägliche Verdienst 21 Mgr. seyn, wenn der Haber nicht unter 9 Mgr. und nicht über 12 Mgr. kostet.
5) Steiget der Preis des Habers über 12 Mgr., so soll das, was 5 Himten Haber in der Woche mehr kosten, auf 6 Tage eingetheilet, und täglich so viel mehr an Haber-Zulage gegeben werden, als es die Eintheilung auf 6 Tage ergiebet; jedoch also
6) Daß wenn der Preis des Habers auf einige Wochen steiget, die Haber-Zulage nicht statt habe.
7) Da die Schwehre des Holzes nach seiner Art zu sehr unterschieden, als dass davon gewisse Centnerzahl anzugeben stünde, so soll künftig, wie vorhin, 1 Karren Tannen-Kohlen, 2 Malter Rösteholz, und 35 Stück Wasen (Wellen) zur Ladung für ein Pferd gerechnet werden.
8) Ein Karren Büchen-Kohlen, der 7 bis 7 1/2 bis 8 Centner schwer ist, sonst noch 1/2 mal so hoch als 1 Karren Tannen-Kohlen im Fuhrlohn bezahlt worden. Da sich aber aus der Erfahrung gefunden, daß dieses zu viel, in dem solche größtentheils einspännig gefahren, so soll 1 Karren Büchen-Kohlen 1/3 Fuhrlohn gegen 1 Karren Tannen-Kohlen mehr geben, also, daß wenn von einem Wege für 1 Karren Tannen-Kohlen 21 Mgr. bezahlet wird, 1 Karren Büchen-Kohlen 28 Mgr. Fuhrlohn zu bestimmen.
9) Auf einer Stunde im Schritt zu reiten, wir 1 2/3 Stunde zu fahren gerechnet, und obwol solches nicht überall eintreffen möchte, so ist doch dieses als das beste Principium angenommen, und mithin werden 4 Stunden zu fahren auf 3 Stunden zu reiten gerechnet. Dagegen aber
10) bey der Schlittenbahn die Löhne mit dem runden Geschirre gleich gerechnet, wobey ohnehin der Unterschleif, wenn diverse Löhne festgesetzt worden, fast gar nicht zu vermeiden.
11) Wenn die Fuhrleute des Nachts nothwendig unter Wegs bleiben müssen, wird auf 1 Pferd wegen Stall- Schlaf- und Biergeldes 1 Ggr. oder 1 1/2 Mgr. über den festgesetzten Verdienst gerechnet.
12) Bey Berechnung der Weite des Wegs wird accurat auf die Lage, und also auch auf 1/4 Stunde reflectirt.
13) Bey Berechnung des Lohnes werden 2 g. Pf. und darunter ganz übergangen: wenn es aber über 2 g. Pf. ein voller Matthier ( = 4 g. Pf.) dafür gerechnet.“

Aus Dr. Christoph Wilhelm Jacob Gatterer’s Kurpfälzischen würklichen Bergraths, ordentl. öffentl. Professors der Landwirthschaft, Forst- Fabrik und Handlungswissenschaft auf der Staatswirthschaft hohen Schule zu Heidelberg, Correspondents der Königl. Soc. der Wissensch. zu Göttingen, Mitglieds des Königl. histor. Instituts zu Göttingen, der Kurpfälz. meteorol. Soc. zu Mannheim, und der Kurpfälz. ökonom. Gesellschaft zu Heidelberg, Beschreibung des Harzes, Erster Theil, Nürnberg, im Verlag der Bauer und Mannischen Buchhandlung. 1792, S. 131ff.

Wenn Buntenbocker Fuhrherren starben führten oft die Witwen den Betrieb weiter – Was ein Lagerbuch über zwei Witwen in Buntenbock berichtet

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Die Fuhrherren-Witwe Augustine Wilhelmine Louise Bormann, geb. Gärtner, 1831 – 1912, überlebte ihren Mann Heinrich Carl Wilhelm Bormann, 1824 – 1894, um 18 Jahre.  Auf der um 1900 entstandenen Aufnahme sitzt sie mit vier ihrer insgesamt sieben Kinder vor der Gartenfront des Bormannshauses  – im Artikel mit „assec. 41“ bezeichnet – in Buntenbock, jetzt Am Brink 5. Der Fuhrbetrieb wurde zu dieser Zeit noch durch den Sohn Christian (im Foto links) aufrecht erhalten. Der jüngere Sohn Carl (1874 – 1942) wurde Pochsteiger.

Von Anneliese Vasel*

Man beobachtet ein zunehmendes geschichtliches Interesse, das sich nicht so sehr auf das große politische Geschehen richtet, sondern dem es genauso wichtig ist, mehr über die Lebensumstände der Menschen zu erfahren, die abseits der uns in Lehrbüchern vermittelten Geschichte lebten. Das ihre Taten solche der alltäglichen Lebensbewältigung waren, lassen sich Nachrichten darüber nicht so leicht finden wie über die berühmten Zeitgenossen.

Bei meiner Suche nach solchen Zeugnissen stieß ich auf eine Quelle, die beim Durcharbeiten manchen interessanten Einblick gewährte, und die darüberhinaus den Schluß zuließ, daß auch die Frauen nicht erst in unserem Jahrhundert die Fähigkeit zu selbständigem und verantwortungsbewußten Handeln entdeckt haben, wenn es darum ging, die Interessen der Familien zu wahren.

Es handelt sich um ein sogenanntes Lagerbuch. Darunter hat man sich eine Zusammenstellung und Beschreibung aller assecurierten Häuser eines Ortes vorzustellen. In mancher Hinsicht entspricht es dem heutigen Grundbuch. Für Buntenbock wurde ein solches Lagerbuch im Jahr 1766 angelegt und fortlaufend bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts geführt. Ein Seelenregister von 1773 rundet das Bild ab.

Aus beiden Quellen ergibt sich, daß damals 42 Hauswirte in Buntenbock gezählt wurden. Davon waren 18 Fuhrherren, die übrigen waren als Fuhrknechte, Waldarbeiter, Handwerker und einige wenige Bergleute eingetragen. Unter den Hauswirten befanden sich 9 Witwen. Fünf von ihnen waren Fuhrherren-Witwen. Zwei von diesen erschienen mir so bemerkenswert, daß ich hier über sie berichten möchte.

Es sind:
1. Dorothea Catharina Bor(ne)mann geb. Hüters oder Hüddersen
und
2. Anna Dorothea Thiele geb. Reinhard
Anmerkung: Zu jener Zeit wechselt die Schreibweise der Namen noch häufig, darum die verschiedenen Schreibformen bei 1..

Zu Dorothea Catharina Bormann
Sie war für uns lange die namenlose Mutter eines unserer Buntenbocker Vorfahren. Im zuständigen Kirchenbuch waren keine Angaben zu ihrer Person zu finden. Wahrscheinlich aber ist sie eine Tochter des töchterreichen Schneidermeisters und Hausbesitzer Hans Hüddersen aus Buntenbock. Sie muß um 1703 geboren sein. Ihre Eheschließung war ebenfalls nicht zu finden. Aus dem Lagerbuch aber geht nun hervor, daß sie die zweite Frau des Andreas Peter Bormann war. Als seine Witwe wurde sie Besitzerin des Hauses assec. 18.
Dieses Haus scheint mir das Stammhaus aller Bormanns in Buntenbock zu sein; Träger dieses Namens waren ja dort nicht gerade selten. Aus den Eintragungen ergibt sich nämlich, daß Andreas Peter Bormann dieses Haus „nach dem väterlichen Testament für 500 Taler“ angenommen hatte. Dieser Preis wurde für das Haus, eine Wiese und „inclusive derer zum Fuhrwerk gehörenden Pferde und Geschirre“ gezahlt. Der Vater des Andreas Peter, ein Jürgen Bormann, war der einzige Sohn eines Ernst Bormann, der um 1650 als Fuhrmann „auf dem Buntenbock“ erwähnt wird und zu der Zeit der einzige Träger des Namens in diesem Dorf ist.

Im Jahr 1766 bewohnt die Witwe Bormann das Haus assec. 18 mit drei Stiefkindern und ihrem leiblichen Sohn. Zwei Stiefkinder sind bereits verheiratet. Im gleichen Jahr fällt allen genannten Kindern durch Erbschaft ein weiteres Haus zu, das eines Onkels: assec. 41.

In dieser Situation wird die Witwe aktiv: Sie handelt mit den Stiefkindern einen Vergleich aus, wonach sie denen deren Erbanteil am Haus assec. 41 bar auszahlt. So wird sie Besitzerin eines zweiten Hauses. Das bleibt sie jedoch nur für drei Jahre. Denn 1769 übergibt sie das Haus assec. 18 dem Stiefsohn Georg Heinrich Bormann, da dieser inzwischen das Alter erreicht hat, das Fuhrgeschäft, das mit diesem Haus verbunden ist, selbständig zu führen. Ihm wird die Auflage gemacht, seine Geschwister auszuzahlen.

In das Haus assec. 41 zieht sie mit ihrem Sohn Michael Heinrich Bormann ein. Wahrscheinlich betreibt sei dort ebenfalls einen Fuhrbetrieb, denn 1773 wird sie noch als Hausbesitzerin gezählt, während Michael Heinrich Hausgenosse bei ihr ist und als Fuhrknecht eingetragen wird. Nach dem Tod der Mutter geht das Haus an den Sohn, der sich dann auch Fuhrherr nennen kann.

Zu Anna Dorothea Thiele
Mit ihr lernen wir eine noch junge Witwe kennen. Sie kam 1744 als Tochter des herrschaftlichen Meiers und Fuhrherrn Johann Christian Reinhardt in Riefensbeek zur Welt. Ihr Mann, den sie mit 19 Jahren heiratet, stammt ebenfalls aus einem Pacht-Meierhof in Riefensbeek. Er ist der Fuhrherr Heinrich Andreas Thiele.
Der Vater der jungen Frau hatte 1748 das Haus assec. 1 in Buntenbock für 800 Taler von einer Witwe Erhard und deren Sohn Joachim Thiele erkauft. Den Buntenbockern ist es als das spätere Schützenhaus bekannt.

Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernimmt Heinrich Andreas Thiele 1772 dieses Haus und verpflichtet sich, der zweiten Frau des Verstorbenen dafür 800 Taler zu zahlen, wovon er tatsächlich nur 250 Taler aufbringen kann. Zu dieser Zeit wird das Haus von drei Familien bewohnt, Heinrich Andreas Thiele bleibt mit seiner Familie in Riefensbeek wohnen.

Im Jahr 1783 verliert Anna Dorothea Thiele ihren Mann. Mit dem Haus in Buntenbock kommt sie in große Schwierigkeiten, da sie die daraufliegenden Lasten nicht tilgen kann. Und so kommt es zu einem etwas seltsamen Verkauf dieses Besitzes an den Kohlenfuhrmann Johann Christian Gärtner. Seltsam insofern, daß der Käufer in die Bedingung einwilligen muß, das Haus der Witwe wieder zu überlassen, wenn sie binnen drei Jahre die nötigen Mittel für einen Rückkauf zusammengebracht haben sollte.

Aus den weiteren Eintragungen geht nun hervor, daß die Witwe alles darangesetzt haben muß, das Haus zurückzuerwerben. Unter dem 16. 3. 1788 findet man eingetragen, daß ihr und ihren Kindern das Haus wieder zugeschrieben wird, „nachdem sie Johann Christian Gärtner von allen nexu obligationes liberiret“.

Auch sie muß das Grundstück wiederholt belasten. Doch als sie es Anfang des 19. Jahrhunderts taxieren läßt, hat es einen Wert von 1600 Talern. Nach ihrem Tod geht es 1811 an den Sohn August Friedrich Thiele., der in diesem Haus inzwischen als Fuhrherr wohnt und arbeitet. Unter dessen Sohn Heinrich Leopold Thiele bekommt das Haus dann noch die Funktion eines Schützenhauses.

Zusammenfassend läßt sich vielleicht folgendes feststellen: Beiden Frauen war der Fuhrbetrieb offenbar so vertraut, daß sie nach dem Tod der Ehemänner in der Lage waren, diesen erfolgreich fortzuführen. Ihr besonderes Interesse gilt dem Erhalt des Grundbesitzes. Denn damit hinterlassen sie den Söhnen eine gute Grundlage für deren berufliche Existenz. Dabei wird es nicht ganz unwichtig gewesen sein, daß der Oberharzer Bergbau sich zu jener Zeit in einer Periode befand, in der er nicht mehr und nicht schon wieder von den ihm eigentümlichen Krisen geschüttelt war.

Literatur: Lagerbuch Buntenbock, Niedersächsisches Staatsarchiv Hannover, Sign. VLI B 10, Hann 72 Zellerfeld.
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* Anneliese Vasel, geb. Bormann (1938 – 1991), selbst Nachfahrin einer Buntenböcker Fuhrherrenfamilie, gehörte zu den ausgewiesenen Kennerinnen der Geschichte Buntenbocks. In zahlreichen Veröffentlichungen hat sie ihr Wissen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Publikation dieses Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Nachfahren von Anneliese Vasel. Ein herzlicher Dank an dieser Stelle!
Der  Artikel „Wenn Buntenbocker Fuhrherren starben führten oft die Witwen den Betrieb weiter – Was ein Lagerbuch über zwei Witwen in Buntenbock berichtet“ wurde erstmals veröffentlicht in: Allgemeinen Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1980, Clausthal-Zellerfeld (Ed. Piepersche Buchdruckerei) 1979, S. 70ff.

Harzer Fuhrmann – ein aromatischer Kräuterlikör

Harzer Fuhrmann - ein aromatischer Kräuterlikör - http://www.museum-digital.de

Quelle: http://www.museum-digital.de/thue/images/201005/26155724543.jpg

1821 – Links am Bassin standen die Fuhrherren …

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1821. Octbr. 29. K. Georg IV. zu Rotenkirchen.

Am nemlichen Tage (den 29. Oct.) war daselbst auch eine Deputation vom Harze angelanget und in den Dörfern Dörrigsen und Edemissen einquartirt worden. Diese bestand außer den Herren: Vice. Berghauptmann von Reden, dessen beyden kleinen Söhnen, (wie die übrigen in Uniform der Bergbeamten gekleidet,) Zehndtner Schwake und mehreren Andern, aus ungefähr 200 s.g. Hüttenleuten, eben so vielen eigentlichen Bergleuten und 50 Fuhrherren. Gegen 7 Uhr Abends versammelten sie sich im Fasanerie-Garten des Schlosses und zogen dann um 8 Uhr mit ihren Bergmusicis, vormals Bergsänger genannt, an der Spitze in den Park hinter dem Schlosse. – Alle Bergleute trugen ein schwarzes parchendnes Berghabit, eine weiße Weste, Kappe und ihr Schurzfell hinten; die Hüttenleute kurze weiße leinene Kittel und Kappen, nebst dem Schurzfell vorn; so wie die Uniform der höchsten und höhern Berg-Officianten aus schwarzen Fracks, ähnlichen Beinkleidern, weißen Westen und grünen Sammet-Kappen mit einem kleinen Schilde bestand. Außer ihren Geräthschaften, mit welchen sie täglich arbeiten, trugen die Bergleute noch ihre brennenden Grubenlichter und die Hüttenleute angezündete Fackeln in der Hand; so wie die Fuhrherren ihre Peitschen. Die höhern Berg-Officianten wurden bald darauf Sr. Königl. Majestät vorgestellt. Se. Königl. Majestät befanden Sich nebst Allerhöchstdero Durchlauchtigen Geschwistern und dem übrigen Personale Ihrer nächsten Umgebung in einem Saale des Schlosses, aus dessen Fenstern man den Park übersehen kann. Wie der Zug unter Musik daselbst angekommen war, theilten sich die Mitglieder desselben in mehrere Gruppen, von welchen die höhern Berg-Officianten – denen sich auch das hier aus der Umgegend versammelte Forstpersonale anschloß – mit den Bergmusicis unter die Fenster jenes Saales traten.

Diesem grade gegenüber, am jenseitigen Ufer des großen Bassins, welches nahe an das Schloß reicht, stellten sich die Hüttenleute mit ihren Fackeln in einer langen Reihe auf, und umzingelten auf diese Weise das ganze jenseitige Ufer des Teichs.
Von diesem Teiche rechts in dem Bosquet nahmen die Bergleute ihren Stand; welches durch die Beleuchtung mittelst der Grubenlichter einen magischen Anblick mit mannigfaltigen Schattirungen, durch die noch belaubten Bäume, gewährte.
Links am Bassin standen die Fuhrherren.

Nun spielten die Bergmusici mehrere Harz-Walzer, Märsche und begleiteten dann auf Befehl des H. General-Gouverneurs, wie Sich Se. Königl. Hoheit unter die Harzer begaben, mehrere von den Bergleuten im Harzdialekte gesungene und bey denselben beliebte Volkslieder. – Abwechselnd in den Pausen der Musik ertönte dann von den Bergleuten Sr. Königl. Maj. Ein Lebe hoch! Und von dem Forstpersonale ein Hoh ri do! – Diess Lebehoch wurde jedesmal von den Fuhrherren mit einem Klatschen ihrer Peitschen begleitet. – Dieses wurde mit einer solchen Fertigkeit und Schnelle ausgeführt, daß man es mit dem schnellsten ununterbrochenen Rasseln und Knistern vergleichen könnte; denn anders läßt es sich nicht beschreiben und mit dem gewöhnlichen Peitschen-Geklatsche oder Knallen der Fuhrleute hattes es gar keine Aehnlichkeit. – Auch gewöhrte das Schwenken der Fackeln, mit welchem die Hüttenleute das Lebehoch jedes Mal begleiteten, wegen Reflexion der Lichtstrahlen in dem Wasserspiegel, einen eigenen, aber unbeschreiblich schönen Anblick; zumal da die Träger dieser Fackeln solche nach einem regelmäßigen Tacte schwenkten, so, daß wenn Einer z.B. seine Fackel hob, sie sein Nebenmann senkte. Da nun dieses stets gegen das Bassin zu gerichtet war, so spiegelten sich die Flammen in dem Wasser und es verdoppelte sich auf diese Art scheinbar die Anzahl der Fackeln.
Während dieses geschah, verließen Se. Majestät niemals das offene Fenster und begrüßten die frohlockenden Harzer auf das leutseligste, welche „Ihrem guten Könige“ an diesem Abende folgendes Gedicht überreichten: „Die Bewohner des Harzes ihrem guten Könige.“
(Vom H. Amtsassessor Dr. Blumenhagen.)

„Auf jenen Höhen, die der Wald bekränzet,
Die rauhe Stürme vor der Zeit entlaubt,
Wo, selten von der Sonne Strahl beglänzet,
Dem Frühling seine Blüthen sind geraubt,
Wo spät der Winter, früh der Sommer endet,
Und kärglich nur der Herbst die Gaben spendet:

Da lebet, Deiner Väter Stamm ergeben,
Ein armes, treues Volk seit alter Zeit,
Das nimmer sich für Sold dahingegeben,
Das Blut und Kräfte seinem Fürsten weih’t,
Das, fest wie Felsen, welche es umragen,
Nicht wankt, wenn alle Andere verzagen …

(…)

Erhab’ner König! Wolle uns erhören,
Erhalt‘ uns Deiner Gnade Hoffnungs-Stern,
Dann wird kein Unfall unser Glück zerstören,
Dann bleibt das Leiden unsern Hütten fern.
Beschütze Deines Harzes alte Rechte,
Beschütze Deine Berge, Deine Schächte.

Und wolle bald in uns’rer Mitte weilen,
Du findest Herzen, redlich, treu und fest;
Der Harzer Schaar, die nimmer von Dir läßt,
Wird fröhlich jubelnd Dir entgegen eilen:
Vom Berg‘ herunter, aus der Kluft herauf,
Tön’t biedrer Bergmannss-Gruß:
Glück auf! Glück auf!

Die huldvolle Güte, womit Se. Maj. Dieses Gedicht entgegen zu nehmen geruhten, war diesen biedern Kindern des Harzwaldes ganz etwas unerwartetes, manchem Greise unter denselben entlockte sie Thränen. Ihr Enthusiasmus überstieg aber alle Gränzen nd jede Beschreibung, wie der überaus leutselige Monarch mit der früher erwähnten silbernen Bergkanne ans Fenster trat, Sich hinauslehnte und ausrief:
„Meine lieben Kinder, Glück auf!“
und dann auf ihr Wohl aus der Kanne trank. Ein einstimmiges Lebehoch! Und Glück auf! – welches aus dem Munde dieser Bergleute in ihrem Harzdialecte so treuherzig klingt im Ohre des ungewohnten Hörers, – und das Ho ri do! Des Forstpersonals erschallete, und erneuete sich unter dem Peitschen-Rasseln der Fuhrherren und dem beschriebenen Fackelschwingen unzählige Male bis gegen 11 Uhr sich die ganze Versammlung wieder in Bewegung setzte und unter dem Blasen eines muntern Jäger-Marsches zu den ihr angewiesenen Nachtquartieren heimzog. …

Heinrich Dittmer; Authentische und vollständige Beschreibung aller Feyerlichkeiten welche in dem Hannoverschen Lande bey der Anwesenheit Seiner Königl. Majestät Georgs des Vierten während dem Monate October 1821 veranstaltet worden sind. Verziert mit dem ähnlichen Portrait Sr. Königl. Majestät, Georg IV., und ein und zwanzig treuen Abbildungen. Nebst einer Zugabe: Rückblicke auf ähnliche Volksfeste der Hannoveraner im 18ten Jahrhunderte. Zusammengetragen und herausgegeben von Heinrich Dittmer, Med. Dr. und K. Hannöv. Pensionirtem Militair-Wundarzte. Hannover 1822, beym Herausgeber, S. 246ff.