Die letzte Reise

Auch auf Ausflügen in die Umgegend wurden bereits mancherlei Bekanntschaften gemacht. So in dem äußersten Hause des Bergdorfes Buntenbock, vor dem nicht umsonst, freundlich einladend, eine Quitscher mit ihren roten, herbstlichen Vogelbeeren stand. Ein sauber gekleideter Frachtfuhrmann, deren es sehr viele giebt und den die Gicht so an den Lehnstuhl fesselte, daß er nur zuweilen noch wie ein Vogel durchs Zimmer hüpfen konnte, winkte den Vorübergehenden, der ein Gespräch durchs Fenster anknüpfen wollte, in die Stube hinein und begann, da er Altertümliches und Sagen nicht wußte, alsbald aus seinem Leben zu erzählen. Besonders anziehend war mir, wie er zuweilen das Weihnachtsfest auf seinen Reisen festlich beging. Die biderbe Wirtin in einem Fuhrmannsgasthofe ging nämlich alsdann mit allen Frachtfuhrleuten, die sich gerade bei ihr befanden, in die Christmette, danach teilte sie Haselnüsse an sie aus. In ihrem Gasthause um die Weihnachtszeit war mein Fuhrmann erkrankt, und der Fuhrherr, einer seiner nächsten Anverwandten, schickte dem kranken Manne zuletzt ein Reitpferd, damit er heimreiten könne. Das war seine letzte Reise auf der Welt und der schwere Lehnstuhl am Ofen ist jetzt der einzige Wagen und das einzige Pferd, das er noch kennt.

Lehnstuhl - Mitte des 19. Jh. - ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Lehnstuhl – Mitte des 19. Jh. – ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Heinrich Pröhle: Aus dem Tagebuche eines deutschen Sammlers – Bergstadt Zellerfeld, im Spätherbst 1851 – in: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. 2. Aufl., Leipzig: Mendelssohn, 1886, S. 20.

Das meiste Holz … das meiste Geld

Was der Transport der Waaren zu Wasser und zu Lande, insonderheit aber hier bey weiten und nahen, guten und schlimmen Wegen, theuren oder wolfeilen Futter-Preiß, viel oder wenigen Zoll u. für einen grossen Unterscheid der Kosten mache, wissen die Herren Kaufleute, so starke Handlungen treiben, am allerbesten; Hier im Haarz aber weiset es noch mehr der Beutel und die Rechnungen aus, was für ein Unterscheid im Fuhrwerk und Flössen sey, und wie das Kohlenwesen das meiste Holz; also auch das Fahrwesen das meiste Geld wegnimmt. Dannenhero wäre es ja wohl nicht undienlich, auch darin gewissen Principia für die beste Menage zu haben.

Ich halte nun dafür, sie würden ohngefaehr darin bestehen: daß 1) so viel möglich, alle Holz-Fuhr, damit sie auch einander nicht verhinderten, den Winter; und alle Kohlen-Fuhr, den Sommer geschehe.

2) Daß den Winter bey der Holz-Fuhr insonderheit die Schlitten-Bahn in acht genommen werden müsste.

3) Daß auch zu dem Ende, wenn das Lohn von dieser oder jener Fuhr ausgemacht, von jeden Bedienten, der nur dazu helfen wolte, Land-Fuhrleute mit darzu angeschaffet werden könnten.

4) Daß der ohnfehlbaren Lohnung halber, von denen Röste- und Treib-Holz Administratoribus, wo nicht alle Wochen, doch alle Monate Verlags-Extracte übergeben werden müsten.

5) Daß die Haarz-Fuhrleute, vornehmlich im Einseitigen-Haarz, anwo es eben nötig ist, so dann, damit sie endlich der Vielheit halber, einander nicht gar verdürben, noch andern Leuten das Futter und die Victualien zu theuer machten, und die Sache doch ihre Grenze hätte, auf eine solch gewisse Zahl mit ihren Pferden besehet würde / als ohngefähr zur Erz- Weg- Kohlen- und der Bürger-Fuhren, da doch zu den letzten beyden auch noch Land, Fuhrleute mit zu zunehmen stünden, zusammen nöthig wären.

Insonderheit, daß 6) kein Pfählhauer zu Schacht-Holz, Pfähle-Pfosten- oder andern Holz-Fuhren selber Spannwerk mit halten, und die andern vervortheilen dürfte.

Item, daß 7) bey dem allen in Machung der Löhne, nicht allein auf die Weite und Last der Fuhr, sondern auch dabey auf den jedesmaligen Korn- und Futter-Preiß mit gesehen würde.

Ja daß 8) ihnen hernach auch kein zu vieler Zoll, ich meine unbillige Abzüge, an zu vielen Neigen-Gelde oder dergleichen gemacht;

 9) sie überal, und insonderheit die Einheimischen, mit Schmiede- und Rademacher-Kosten übersetzet werden dürften; und daß dann

10) und hauptsächlich, so viel mehr auf die Besserung, und im Stande-Erhaltung der nöthigen Wege gesehen und dafür gesorget würde, (…) derselben Wege, wegen der so viel wenigern Heye und Oerter, die ohndem zum besseren Forst-Haushalt nothwendig wieder erfordert werden, auch so viel weniger zu erhalten nöthig seyn würden.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 161.

Die Harzer – stolz auf Freiheiten, Privilegien und eigene Gesetze

Wie alle Bergbewohner, so sind auch diese fröhlich und lieben Tanz und Musik, und neuerdings hat sich dieser Sinn für Musik besonders in den Vereinen der Hüttenleute zu Hornmusik geäußert, wie man solche Vereine auf jeder Hütte fast antrifft. In diesem Fröhlichkeitssinne, verbunden mit der Armuth, wodurch des Härzers Kost so schlecht und kümmerlich ist, mag der Grund aber auch wohl liegen, weshalb er dem Brandtewein so zugethan ist, daß selbst manche Krankheiten ihren Ursprung darin finden. Ferner gehört auch Ehrlichket durch Ehrliebe und einen gewissen Stolz hervorgerufen, zum Charakter dieser Bergbewohner. Höchst selten wird man von Einbrüchen und Anfällen der Fremden, obwohl die Gelegenheit günstig wäre, hören, und selbst zwischen den Gehöften vermißt man recht häufig in den Harzdörfern jede Verwahrung oder auch nur einen Zaun. Auch gutmüthig und zutraulich dabei aber neugierig und geschätzig ist der Härzer und eine Anhänglichkeit am Alten hält ihn oft noch in seiner Aufklärung und Fortbildung zurück, weshalb auch der Aberglaube und die Gespensterfurcht hier und da noch stark auftauchen. Wollte man jedoch noch kleine Unterschiede der Bewohner in den vier Hauptdistricten aussuchen, so wie diese Theile früherhin auch den drei verschiedenen Kreisen Ober-, Niedersachsen und Thüringen angehörten, denen die Oberhärzer als Repräsentanten von Franken noch zugezählt werden könnten, so dürfte man die Braunschweiger etwa als die kräftigsten und hübschesten, auch die ihrer Tracht, Mundart und ihren Sitten am treuesten gebliebenen, an Bildung aber noch zurückstehenden, die Anhaltiner als die cultivirtesten, die ihr Nationelles aber ganz verloren haben, die Stolberger als die treuherzigsten und in Allem den Thüringern ähnlichste, die Hannoveraner und Oberhärzer aber als die heitersten, kühnsten und muthwilligsten, dabei aber gutmüthigsten Härzer bezeichnen, welche letztere am meisten einen gewissen, aus Gemeingeist hervorgehenden Nationalstolz besitzen. Ihre Berge und ihr Bergwerk gilt ihnen mehr als Alles, und ihren Berghauptmann, auf den sie stolz sind, wie auf ihre Freiheiten, Privilegien und eigenen Gesetze, wornach er sie regiert, nennen sie daher auch wohl ihren Harzkönig. Alles lebt hier vom Bergbau. Alles dreht sich um den Bergbau und ihre ganze Persönlichkeit, diese blassen magern Gesichter mit scharfen, sprechenden Zügen und tief liegenden funkelnden Augen, einem magern und doch muskulösen Körper angehörig, erinnern an das gefahrvolle Bergmannsleben, erinnern an das rauhe nordische Klima.

Wilhelm Schönichen, Allgemeiner Überblick vom Harz in: Friedrich von Sydow (Red.); Thüringen und der Harz, mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden. Historisch-romantische Beschreibung aller in Thüringen und auf dem Harz vorhanden gewesenen und noch vorhandenen Schlösser, Burgen, Klöster, merkwürdigen Kirchen und anderer Gebäude; Fabrikörter, Bergwerke, Ruinen, Höhlen, Denkmäler, malerischen Gegenden und sonst beachtenswerther Gegenstände aus dem Reiche der Geschichte und Natur, Erster Band mit 12 Abbildungen, Sondershausen (Verlag Friedrich August Eupel) 1839, S. XLIX.

Schönichen, Wilhelm Karl Friedrich, geb. Bernburg i. Anhalt 1800, gest. Bernburg nach 1869, Pfarrer in Güntersberge am Harz.

Die Grenzen der Freiheit

Gleichwie der Nutzen hier, wie ordinair bey allen guten Bergwerken, hauptsächlich in Bergen, Erzen, Holz und Wasser, bestehet, also ist auch die Verordnung hier schon längst gewesen, daß die Einwohner nur allem in Bergleuten, Hüttenleuten, Waldleuten, Fuhrleuten, und deren benöthigten geist- und weltlichen Officiren, Künstlern, Handwerkern und Krämern, bestehen sollen.

Selbige nun zusammen, wohnen darin nach denen ihnen von Zeit zu Zeit verliehenen Berg-Freyheiten ganz frey in offenen Städten und Oertern, geben von allen ihren Sachen und Nahrungen dem Landes-Herrn, für ihren Schutz, nichts, sondern nur ein gewisses Pfarr- und Bau-Geld, und eine in neulichen Zeiten selbst mit beliebte Bier-Accise, die doch zum Berg-Bau und ihrer eigenen Subsistenz wieder mit angewandt wird, auch nach Gelegenheit der Zeit von ihnen selbst wieder mit aufgehoben werden kann.

Denn ihre alten Berg-Freyheiten bestehen sonderlich mit darin, daß die Einwohner auf den Bergstädten ohne alle Beschwerde selber Bier brauen, auch fremd Bier verschenken, und sonst allerley bürgerliche Handthierung und Nahrung treiben dürfen. Daß ihre kommende Victualien Zoll-frey seyn. Daß kein Vorkauf davon auf den Gassen, noch dem Markte, getrieben werden darf. Daß die Bergleute von allen Zins, Schoß, Steuer, Schaarwachen und Frohn-Diensten, befreyet seyn sollen. Daß sie von Bartholomäi bis Fastnacht, Hasen, Haselhüner, Schneppen und Vogel fangen, auch die Wasser, so zum Bergwerk gehörig, mit fischen dürfen. Daß denen Gewerken weder in Krieges- noch Friedens-Zeiten ihre Berg-Theile, wegen irgend eines Verbrechens eingezogen, noch weggenommen werden können. Daß alle neue Gruben die ersten 5. Jahre vom Zehenten frey seyn sollen, u. s. w.

Schnepfe (lat. Scolopax)

Schnepfe (lat. Scolopax)

Demnach werden über die vorgesagten nöthigen Leute regulariter keine andere (der sich sonst der Freyheit halber genug zu dringen,) mehr in den Haarz zu wohnen eingelassen, damit die unnöthigen, die Victualien nicht zu theuer machen, und die Forsten mit so viel mehrer Bau- und Feuer-Holz Consumtion nicht zu sehr beschweren; Immassen dann dafür gehalten wird, und auch an dem ist, daß eben die Forsten alhier dem Bergbau, Maas und Ziel setzen, und keine Berg- und Hüttenwerke mehr aufgenommen und betrieben werden können, als der Forsten Zustand und Ertrag vermag, sonsten es an Erzen bis an den jüngsten Tag nicht fehlen werde.

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Zufuhr des Getreydes, fetten Viehes und dergleichen Victualien so noch fehlen, kömmt auf der Südwest-Seite hauptsächlich aus der güldenen Aue von Nordhausen, und so am Haarze heraus, meist nach Osterode, und an der Nordost- Seite aus dem Anhaltischen von Quedlinburg, auch aus dem Halberstädtischen, und so theils über Elbingerode, mit nach dem Andreasberge, meist aber über Goßlar nach all den übrigen Bergstädten, und vieles auch mit der Seits aus dem Wolffenbüttelischen, Stifft-Hildesheimischen und Hannoverischen, wie dann diese nechsten Nachbaren, und insonderheit die Stadt Braunschweig das Garten-Gewächse, als Kohl, Rüben und dergleichen, häufig mit hergeben, auch das Eychsfeld etwas Haber, so, daß der Haarz auf allen Seiten gute Länder um sich herum hat, die was ausgeben und missen können; und auch keinen nähern und bequemern Debit dafür haben.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 42ff.

Der gemeine Harzer – für Fabrikarbeit schwer zu gewinnen

Noch gehören zum Harz: .. Die Hütten bei Uslar oder die Sollinger Eisen – und Kupferhütte, welche Erze von Lerbach und Westerhof und Roheisen von Gittelde über Moringen erhalten. Alles Silber erhält die Münze zu Klausthal, wo die 2/3 geprägt werden, die übrigen Produkte die Berghandlung gegen Baarzahlung und Materialienlieferung. Viel Blei wird in Schachtrupps Anlagen bei O st e r o d e , Eisen in der Herzberger Fabrik verbraucht; übrigens ist auf dem Harze wenig Fabrikatur. Von Eisenarbeiten liefert der Harz Töpfe, Oefen, Munition, feine Gußwaaren, Bleche und Drath; viele Nagelschmiede wohnen zu Lauterberg. Für feine Stahlwaaren scheint das meiste Harzeisen sich nicht zu eignen; zu mehreren Eisenfabriken fehlte auch das Holz. Auch möchte der gemeine Harzer für Fabrikarbeit schwer zu gewinnen seyn. Auf der Königs – und Ockerhütte werden, jetzt auch emaillirte Töpfe und Klaviersaiten gemacht; kupferne Kessel ebendaselbst und bei Uslar. Andere Erwerbzweige der Harzer sind das Fuhrwesen‘), die Viehzucht, unter deren Artikeln die Harzkäse oft weithin gesucht werden, Abrichten der Kanarienvögel, die Holzarbeiten, der Kleinhandel und das Einsammeln der Beeren. Das Spitzenkloppeln, wodurch das Erzgebürge übervölkert ist, ist auch nicht nach dem Geschmacke der Einwohner; dagegen diese auch nicht die Leiden der Hungersnoth erfahren, welche in theuern Zeiten das Erzgebürge heimsuchen. Zur Kenntniß der Hütten möge ein Auszug aus den Angaben von Villefosse, dienen.

‚) Die konzessionirten Fuhrleute werden wohl die Bergfuhrherren genannt.

Beschreibung des Königreichs Hannover von H. D. A. Sonne. Viertes Buch. Spezielle Chorographie. München, 1830. Im Verlage der literarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. S. 129.

SONNE (Heinrich Daniel Andreas) seit 1820 Rector am Pädagogio zu Ihlefeld (nachdem er seit 1801 – 1810 vom 5ten Lehrer bis zum Conrector aufgerückt war): geb. zu Göttingen am 26 Febr. 1780. §§. Erdbefchreibung des Königreichs Hannover, mit einer historisch – statistischen Einleitung. Sondershausen 1817. 8. — Recensionen in Seebode’s kritischer Bibliothek für das Schulwesen.

DAS GELEHRTE TEUTSCHLAND ОDER LEXICON der jetzt lebenden TEUTSCHEN SCHRIFTSTELLER. Angefangen von GEORG CHRISTOPH HAMBERGER, Professor der Gelehrten Geschichte auf der Universität zu Göttingen. Fortgesetzt von JOHANN GEORG MEUSEL, königl. Bayrischen geheimen, königl. Preuss. fürstl. Brandenburgischen und Quedlinburgischen Hofrathe, ordentl. Professor der Geschichtkunde auf der Universität zu Erlangen, und , Mitgliede einiger Akademien. Zwanzigster Band. Bearbeitet Von JOHANN WILHELM SIGISMUND LINDNER, Advocaten zu Dresden , u n d herausgegeben von JOHANN SAMUEL ERSCH,  Professor und Ober – Bibliothekar auf der Univcrsität zu Halle. Fünfte, durchaus vermehrte und verbesserte Ausgabe. Lemgo, im Verlage der Meyerschen Hof- Buchhandlung, 1825. S. 520.

Buntenbock = 40 Häuser

Das Clausthaler Berg- und Forstamt. Dazu gehören: 1) Der Flecken Buntenbock, nahe bei der Stadt Clausthal, wo er auch eingepfarrt ist, hat 40 Häuser. Hier wohnen meistentheils Fuhrleute, die das Holz aus den Forsten nach den Zechen und Hütten anfahren.

Johann Ernst Fabri, Geographie für alle Stände, Ersten Theils Fünfter Band. Enthaltend den bisherigen niedersächsischen Kreis, nebst Anzeige der bis zum Oktober 1807 in diesem Abschnitte eingetretenen politischen Veränderungen, Leipzig in Schwickertschem Verlage 1808, S. 421 u. S. 471.

 

… hinreichend breite Hemmschuhe

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Der Beschädigung des Forstes, welche dadurch erfolgt, daß Fuhrleute aus den Wegen fahren und Nebenwege machen, vorzubeugen, giebt es nur ein genügendes Mittel: den eigentlichen Weg in gutem fahrbaren Stande zu halten, und dann alle Nebenwege durch vorgezogene tiefe Gräben unbenutzbar zu machen.
Folgende Gegenstände verdienen hinsichts der Wegebesserung und Erhaltung der Wege Beachtung. Im Lehmboden müssen dieselben so weit aufgehauen seyn, daß sie durch den Luftzug und die Sonne ausgetrocknet werden. Auch wird daselbst eine solche Breite oft unerläßlich, daß die Fuhrleute nicht nöthig haben, immer einer und derselben Gleise zu folgen. Wo Vertiefungen sind, in welchen sich Wasser zusammenzieht, müssen Abzugsgräben und kleine Brücken angelegt werden, einzelne entstehende Löcher sind schleunig, so wie sie bemerkbar werden mit Faschinen oder zerschlagenen Steinen auszufüllen, die jedoch hinreichend mit Sande oder Kies in den Zwischenräumen ausgefüllt und oben bedeckt werden müssen, so daß ein fester Damm dadurch entsteht.
— Im Sande läßt sich nichts thun, um den Weg fester zu machen. Im Bruchboden, oder an bruchigen Stellen, ist das Auslegen des Weges mit Faschinen und Bedecken derselben mit Kies und Sand unstreitig das beste Mittel, um die Fahrbarkeit des Weges zu sichern. — An Bergen muß vorzüglich darauf gesehen werden, daß die Fuhrleute hinreichend breite Hemmschuhe anwenden, um die Gleise nicht tief auszufahren, und daß das in den Wegen herabströmende Wasser durch Balken, im stumpfen Winkel eingelegt, in Gräben geleitet wird, die mit dem Wege parallel laufen, auch jede ausgewaschene Stelle gleich im Anfange mit eingestampften Steinen wieder ausgefüllt wird.

Durch die Köhlerey kann den Forsten vielfach Beschädigung zugefügt werden. Um sie zu verhüten, ist die Wahl der Kohlstellen so anzuordnen, daß nicht Feuersgefahr entsteht, durch die An- und Abfuhren des Holzes nicht Schaden geschieht, die benachbarten Bäume und Dickungen nicht durch den Meilerrauch beschädigt werden. Das Laub oder der Rasen, womit der Köhler deckt, muß demselben an solchen Orten angewiesen werden, wo er es ohne Nachtheil für den Forst wegnehmen kann; auch die Weide für die Köhlerpferde, wenn er solche bedarf, verlangt sorgfältige Beachtung, weil sonst dieselben leicht Schaden auf den Schlagen und in den Schonungen thun. Da der Tag und Nacht im Holze sich befindende Köhler schwer zu controlliren ist, so erfordert er genaue Aufsicht, damit er nicht Material zum Anzünden, zu Fackeln, oder gar zu Holz zum Füllen, auf unerlaubte Art an sich nimmt.

Wilhelm Pfeil; Die Forstwirtschaft nach rein praktischer Ansicht so wie sie der Privatforstbesitzer oder Verwalter führen muß, um sie in Verbindung mit der Landwirthschaft am vorteilhaftesten einzurichten, Leipzig 1831, S. 166f.

1856 – Ä Peitschen-Schtanderl for de hung Herschaften

Mei Blick gieht links niewer nohng Amthaus, wos dan grußen Platz an disser Seit su schien obschließt. Ä prächtiger Bau, äne Zier for dr ganzen Schtadt. War alle ist do in frieherer Zeit aus- un ängegange, war is do net alle zu Gast gewasen bei dan jeweiling Barkhauptmann: v. Meding, v. Knesebeck, v. Linsingen, Ottiliae!
Unner altes hannoversches Kenigshaus hot ahch Clasthol besucht un do länger verweilt. De Harzer hab se doch will garen gehatt.

An Mittwoch, den ärschten Oktober 1856 kam dr Kenig Georg V. mit dr Kenigin Marie, dn Krunprins Ernst August un dan bäden Prinzessinne Friederike un Mary in Clasthol ahn. Ä greßrer Aufwand ist wull of dn Harz noch net gemacht als wie bei disser Gelahnghät.

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An Nohchmittohk wir de Königsfamilig dorch dn Harr Barkhauptmann v. Knesebeck un än Regierungsrath bei dar prächtig Ehrenpfort, die interhalb dr Lerbacher Eisenhitt aufgefiehrt war, in Empfang genumme un begrißt, von do gängs mit Fuhrleit als Vierreiter dorch Schpalljehs von Waldarptersch, Hitten-, Bark- und Puchleit bes an dr zwäten Ehrenpfort, die uhm vor Clasthol ahngelegt war un die sich wunderbar schien ausnahm. Hie wurn de huhng Gäst von Clastholer Magistrat, von dr gansen Gästlichkät, Bark- und Hittenbeamten un dan Bergerschaftsvertratern empfange un begrißt un denn wieder dorch än ununterbrochne Schpalljeh von Bergern dr Osterederschtroß nunter bes nohng Amthaus gebrocht, wu de Kenigsfamiilig for dr nächsten Zeit Quartier namme wollte.
Alles schteckte in Grien un kä Haus war ohne Zier. Su ne Menschenmeng war will noch net of de Bän gewasen un besundersch of dr Osterederschtroß.

An Ohmd war äne gruße barkmännsche Aufwartung vor’n Amthaus. Disse Aufziehg kännt ju jeder Harzer; se sän, besundersch an Ohmd, bei dan vielen brenneten Gruhmlichtern, su ähngartig schien, daß se ä Jeder garen wiedersieht. De Barkmusiker in ihren schmucken Ohneform, dar korzen schwarzen Jack mit dicke goldne Schmier, dan griene Schachthut mit silberne Schlegel un Eisen un blanken Hinterlader, machte Morring- un Tafelmusik un war fast schtännig an dr Arpt.

Jeden Tohk machte nu dar Kenntliche Besuch Ausflieg un alles, wos es Sahn wart, han se in Ahngschän genumme. Wu se hinkame, war Alles in schännsten un frischsten Schmuck; ich will mant nenne de Prinzenlaube, de Barkwarkswohlfahrt un de Bitt. Hie warsch äne wahre Pracht. Än Tohk wir nohch dan neue Richtschacht in Burgstedter Zuck gefahren, dar for dan alten Dortheer Schacht abgesunken waren sollte. Har krehg in dr Taaf von dr Kenigin Marie sän Name un hieß von nun ahn: Kenigin Marie-Schacht.
An Freitig Ohmd war wieder äne Aufwartung von Berger un Schutzen, die ahch mit viel’n Glans verlief.

An Mantig Mittohk ließ de Kenigsfamilig von Amthaus rob „rappen“ un Alt und Jung nahm Ahnthäl an dissen saltne un äntregling Vergnieng. Weil es Rappen in dr Walt immer saltner wärd un dorim mannig Äner zunt gar net meh wäß, wos dos ähngtlich is, su will ichs hie sahn: de Kenigin un ihre Kinner hatten kläne Kerb vull neies Silwer- un Kuppergald un schräten dos nu mit vullen Händen uhm von Balkon rob.
Es Rappen hatte ju Käner gelarnt – wu sollter dos ahch larne! –

un doch verstanden se’s Alle. De arm‘ Leit, for dies beschtimmt war, un de Kinner un ahch noch Annre han kän Pfifferling liehng loßen un dr Amthausdiener hatte net nethig, harnohcher wos zesammezefahng. Es war wie gelackt do.

An dissen Mantig Ohmd war ahch äne wunderschiene Illumenation, bei dar ower ahch in’n klänsten Gassel Lichter in de Fanster schtanden. Hibsche Transparente mit sinning Inschriften brochten denn noch äne ahngenahme Obwachslung drzwischen. Ä paar drvon sän mr noch bekannt geworr’n un ich will se mit harsetzen: dr alte Kemena hatte geschriehm:

„Einst sprach Dein Ahn:
Der Harz ist doch die beste Perl‘ in meiner Kron!
Sprich Du es auch, geliebter König, lehr‘ es Deinem Sohne
Und achte nicht des Landes Wahn!“   (?)

An Finans-Revisor Lahmeyer (schpätern Ewerbarkrath) sän Haus war zu lasen:
„Des Königs Huld, der Königin Herz,

Des Waldes Gedeihn und Tausend Jahr Erz –
Wenn das der Himmel dem Harz bescheert,
Dann hat er nichts weiter, was er begehrt!“

Dr Ey in „Drei Linden“ an dr Osterederschtroß hatte ä schienes Transparent gemacht; seine Inschrift ließ sich dr blinde Kenia bei sän Dorchfahren laut un vernehmlich zwämol vierlasen. Sie lautete:

„Georg V. und Marie
Heil, Heil auf ihrem Thron!
Wenn ihre Gnad‘ doch mir verlieh‘
Hier eine Konzession!“

Es blie ower bän Alten – har krehg käne.

Ahch ä Peitschen-Schtanderle han de huhng Herschaften vorn Amthaus zu hären gekrehng, wie’s de Barkfuhrharrn mit ihren Fuhrleiten bei festling Gelahnghäten auffiehrten.
Mr hots wull noch nerringst annerschtwu gehärt. Un wenns ahch blus Peitschen waren, wu se drmit knallten – es härte sich doch gut ahn. Se waren gut ängeibt, un in frischgewaschne blae Kittels mit weißer Schullerschtickerei, dan bräten schwarzen Filzhut of dn Kopp, traten se denn, daß se sich net gehngseitig in’n Gesicht schluhng, su weit ausänanner ahn, wie de Hulane, wenn se ihre Lanzen-Iwunge machen. Un denn gäng’s ower lus, in schännsten Takt  – pfatsch, patsch, pfaaatsch! daß än Hären un Sahn verging.

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De Kenigswoch war zu End gegangen; äne ganze Woch‘ hatte es Hannoversche Königshaus unter seine liehm Harzer verweilt; se hatten sich känne gelarnt. Su ruhig un sicher wie in sein‘  ahngeschtammten Ferschtenschloß in Hannover hatte dr Landesvater do in Amthaus sei Haupt niederlehng känne. Un do waren de Harzer ahch schtols drauf. Dr Kenig hatte mt seiner ganzen Familig viel Fräd‘ bei uns erlabt, un wenn ’ne ahch es Ahnglicht, de herrlichste Gottesgab, versaht war, so hottersch doch in jeder Schtunne vermumme, wie ne seine Harzer Landskinner zugethan waren.

An Mittwoch den 8. Oktober verließen unnre Gäst Clasthol wieder un fuhren nohch Blankenburg zu, wu se dn Herzog Wilhelm von Braunschweig, ihren huhng Verwandten, än Besuch zu machen gedachten. Dr Obschied war of bäden Seiten harzlich un aufrichtig. Ä lautes tausendschtimmig „Glick auf!“ im „Of Wiedersahn!“ tente noch hinter de Wohngs har ….

Aus: Erinnerunge aus alter Zeit. Von än alten Clastholer. Erschter un Zwäter Thäl. Sonderabdruck aus den „Öffentlichen Anzeigen für den Harz“, Clausthal (Pieper’sche Buchdruckerei – Bruno Reiche) 1907, Erschter Thäl, S. 31ff.

Abb.: Georg V., König von Hannover, seine Frau Marie von Sachsen-Altenburg und die Kinder Kronprinz Ernst August, Prinzessin Friederike und Prinzessin Marie, Druck der Hof- und Steindruckerei Julius Giere, Hannover, Datum unbekannt, vermutl. 1854 – 1856,
Quelle:  Commons.wikimedia

Alte Fuhrherrenstraße (1972) – Die Alte Fuhrherrenstraße im Ortsteil Buntenbock führt vom Mittelweg am ehemaligen „Platz“ in Richtung auf die „Chaussee“, die Bundesstraße von Goslar nach Osterode.
Der frühere Name Hüttenweg mußte 1972 bei der Zusammenlegung mit der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld geändert werden, weil es in Clausthal-Zellerfeld bereits zwei Straßen ähnlichen Namens gab.
Den Namen Alte Fuhrherrenstraße wählte man, um die Erinnerung an das alte Fuhrherrendorf Buntenbock wachzuhalten. Von 1700 bis 1850 war die Blütezeit des Fuhrwesens in Buntenbock. Seite etwa 1750 traten „Fuhrherren“ auf. Die Fuhrherren fühlten sich als ein besonderer Stand. Selbst der König mußte ihren Erzwagen ausweichen, so wird berichtet. Was mit der schweren Last zusammenhing.
Allein im Transportwesen des Eisensteinbergbaus sind um 1800 etwa 560 Pferde mit 280 Fuhrleuten beschäftigt gewesen. Die Fuhrleute wohnten vor allem im Mittelteil des Ortes, der sich fast in einem Halbkreis um die beiden Junkernhöfe legte. Neben der Schmiede, die noch heute an dem alten Fahrweg liegt, sind auch die Gasthöfe, die zur Einkehr und zum Ausspann für Fuhrleute dienten, eine Erinnerung an die „goldene Zeit“ des Fuhrwesens und Buntenbocks.

Die Straßen in Clausthal – Zellerfeld – Buntenbock früher und heute: Namen – Bilder – Erl./ hrsg. von d. Bergstadt Clausthal-Zellerfeld. Zagest. von Friedrich Seidel, Clausthal-Zellerfeld (Pieper) 1983, S. 42.

Mit Hut und Hund … im Damensattel den Harz hinauf …

img115-webFuhrmann mit Karren

Richter, Ludwig: – Der Hübichenstein (Ausschnitt). Stahlstich von Geissler nach Ludwig Richter. – (1838). – * Im Vordergrund ein Pferdekarren, Mädchen beim Wasserholen. Aus: d – Graphik –