Bergfreyheit

Bergfreyheit. Dieses Wort bedeutet

  1. gewisse Privilegien, welche sowohl den Bergorten, [als den mit dem Bergbaue unmittelbar beschäftigten Personen] vom Landesherrn ertheilet werden. [In Chursachsen bestehen solche 1) was die Bergorte betrifft, in den halben Land- und Tranksteuererlaß, in der halben Accismoderation, in der Freyheit von Zoll und Geleite; 2) In Rücksicht der bei dem und mit dem Bergbaue beschäftigten Personen giebt es zweyerley Arten von Freyheiten , nämlich

          a) für die Bergleute (Beamte und gemeine),

  • daß sie für sich und ihre Kinder einen privilegirten Gerichtshof haben;

  • daß sie nicht zu Soldaten genommen werden dürfen;

  • daß sie für ihre Person von der Quatember- und Kontributionssteuer gänzlich befreit sind;

  • daß sie, wie die Einwohner der Bergorte überhaupt, der Accismoderation theilhaftig sind;

  • daß sie sich durch eine eigne Uniform von andern Ständen unterscheiden dürfen;b) für die Gewerken,
  • daß sie ihrer Bergtheile keines Verbrechens wegen verlustig werden;
  • daß sie Schulden halber auf ihre Bergtheile nicht ausgeklagt werden können,
  • (diese Freyheit leidet jedoch in manchen Fällen einige Einschränkung);
  • daß sie ihre Schichtmeister, Lehnträger und Versorger aus drey von dem Bergamte vorgeschlagenen Subjekten selbst wählen dürfen;
  • daß sie in Bezug auf ihre Bergtheile ein forum privilegiatum haben;
  • daß sie bey der Aufrechnung ihre Erinnerungen vorbringen können;

  • daß sie in Rücksicht der Bergmaterialien von Land- und Generalaccise, ingleichen von Zoll- Geleit- und Einfuhrgeldern frey sind;

  • daß sie an denen im Retardate vorhandenen Kuxen, das Anboth- und Vorzugsrecht haben;

  • daß sie bey neu aufgenommenen Berggebäuden Quatemberfreyheit auf Ein Quartal, und Zehnden – und Zwanzigstenerlaß auf die ersten 6 Jahre haben.

    S. Köhlers Anleitung zu den Bergrechten. S. 139 f. dessen kurze Uebersicht der Bergwerksverfassung in Chursachsen im Bergmännischen Taschenbuche auf das Jahr 1790. S. 90, 105 u.m.O. Wagners Chursächsische Bergverfassung S. 60 – 82. Bergm. Wörterbuch, S. 67. L.]

Zu den Bergfreyheiten gehört auch die Holzfreiheit, bey manchen, z. E. Harzischen, Böhmischen, Würtembergischen und andern Bergwerken. So bekommt der Oberharz alles zum Bergbau und Hütten nöthige Holz aus den dasigen Forsien ganz forstzinsfrey, welches sich aus der Bergfreyheit des Herzog Ernst zu Braunschweig und Lüneburg von 1554 herschreibt, wo es Art. 1. heißt:


Daß sie uff unsern Wäldern zu aller Nohtdurfft, Schachtholz, Bauholz zu Bauung aller Schächte, Hütten, Puchwerke, Röste-Holz auch Brenholz nach Nohtdurft ohne allen Forstzinns, doch nach der Anweisung unsrer Förster in unsren Gehöltzen, wo das will gelegen seyn (doch nichts davon zu verkaufen) bedürffen werden, zu hohlen und zu gebrauchen.„


Andreasberg hat seine Aufbauung der Bergfreyheit von den Grafen von Hohnstein und Lutterberg, Ernst und Heinrichen d. a. 1521 zu danken.

Ueberhaupt haben die Bergleute, vorzüglich die Harzer, sehr viel Freyheiten, diese z. E. wohnen ganz frey*) in offnen Städten und Oertern; geben kein Schutzgeld, sondern bloß ein gewisses Pfarr- und Baugeld, und die unter Bergbaucasse bemerkte selbst bewilligte Bieraccise zu Unterstützung des Bergbaues. Sie können ohne Unterschied selbst Bierbrauen, fremdes Bier verschenken, alle bürgerliche Nahrung treiben. Ihre Viktualien kommen zollfrey ein, es gilt auf ihren Märkten kein Vorkauf.

*) S. Verordnung wegen Befreyung des Einseitig- und Communharzes von der Consumtionsaccise, den 6 Febr. 1687.

Die Bergleute für ihre Person, sind Zins- Schoß- Steuer- Schaarwachen- und Frohndienst frey;
haben freyen Abzug mit aller ihrer Haabe;
 sie haben ferner von Bartholomäi bis Fastnachten , einen Theil der Jagd- und Fischgerechtigkeit.
 Bey Verkauf von Häusern und Baustellen, haben sie das Vorkaufsrecht, *) u. s. w. **).

*) S. Clausthaler Bergresolutionen von 1678 – 1679 §. LXXX.
corp. jur. met. Tom. I. p. 1073.
**) S. das mehrere in der Bergfreyheit Herzog Ernsts vom Jahr 1554.

Wegen dieser verschiedenen Freyheiten aber, dürfen auch in den freyen Bergorten selbst, außer den Bergleuten, nur die nothwendigsten Handwerker, Künstler, Geistliche u. s. f. wohnen, und darf sich kein Fremder ohne des Berghauptmanns unterschriebene schriftliche Erlaubniß, niederlassen, um nicht den Preis der Lebensmittel zu erhöhen, und die Consumtion des Holzes zu vermehren, wofür nur Hauer- und Fuhrlohn bezahlt wird.
 S. Freiesleben a. a. O. Th. l. S. 413 f.

II) Die Gegend, Plätze und Immobilien, welche unter Bergamtsjurisdiktion liegen, wie denn z. E. zu Schneeberg und andern Orten verschiedene Einwohner unter des Bergamtsgerichtsbarkeit, oder Bergfreyheit wohnen. Bergm. Wörterbuch. S. 67.

Swen Rinmann’s Königl. Schwedischen Berggraths und Ritter des Wasa-Ordens allgemeines Bergwerkslexikon. Nach dem schwedischen Original bearbeitet und nach den neuesten Entdeckungen vermehrt von einer Gesellschaft deutscher Gelehrten und Mineralogen. Erster Theil. Enthält A bis Berg. Mit Kupfern. Leipzig 1808. bey Fr. Chr. W. Vogel.

Ils sont nombreux, grossiers …

„Da die Clausthaler Pochwerke nun alle von den Gruben so weit entfernt liegen, so schien es uns bey dem hiesigen Aufbereitungswesen ein vorzüglicher Mangel zu seyn, daß selbst das Ausschlagen der Pochgänge nicht an dem Treibeschacht, sondern erst vor den Pochwerken geschieht, so daß der ohnehin weite Transport bis in die letzern, noch durch die vielen Berge erschwert wird, die man ohne Noth – und wie es scheint, blos um den Fuhrherrn **) einen gleichförmgen

**) Ueber die Wichtigkeit, zu der sich die Clausthaler Bergfuhrleute erhoben haben, ist folgende Stelle aus des Baron von Dieterich Discours préliminaire zu den ‚Observations de M. de Trebra sur l’Interieur des Montagnes. Paris et Strasbourg. 1787. fol. p. XLIV. Merkwürdig; wo es heißt: „Les voituriers sont constamment la loi à l’administrations des mines du Hartz. Ces gens y sont corps, ils ont les droits exclusif de fournir toutes les voitures pour le transport des minerais aux différens ateliers, et du métal marchand aux magasins. Ils sont nombreux, grossiers, prompts à s’amenter, et capables de faire manquer le service, si quelquechose leut déplaît. Je dois rendre aux administrateurs, certe justice, de convenir qu’ils cherchoient les moyens de reméchier a cet ancien abus.“ – Außerdem verdienen auch noch die Beschwerden über die Rohheit, das Anmaßende und den Starrsinn der Oberharzer Erz- und Kohlenfuhrleute nachgelesen zu werden, die von Rohr a.a.O. VI. Abth. s. Cap. §. 45. S. 212. führt.“

§, 249.

Die Bezahlung der Bergfuhren geschieht treibenweise; und zwar 1 Oberharzer Treiben zu 40 Tonnen gerechnet. Vor dem Jahre 1728 wurden zu Clausthal von jedem Treiben der Dorotheer und Caroliner Erze nach den Innerst-Pochwerken, 7 Mfl. (= Mariengulden) Fuhrlohn gegeben. Hingegen im Jahr 1728 wurde nach den 3 neuen Pochwerken im Polsterthale von jedem Treiben Erz, 5 Mfl. Und 5 Mgr. (= Mariengroschen) bezahlt. Die Clausthaler Bergfuhrleute sollen übrigens eine besondere Instruction haben, die uns Gatterer *) aus einem Manuscripte mittheilt;

* S. Gatterers Beschreibung des Harzes Th. I. 1792. C.I.Abth. 16. von dem Harzer Wiesenbau und Viehzucht §. 175. S. 132-134.

nach welcher z. E.

  1. Die Ladung auf 1 Pferd über Berg und Thal 6 Centner seyn soll.
  2. Eine Tagesfuhre soll seyn 10 Stunden incl. 2 Stunden, die auf Fütterung und Laden gerechnet werden.

  3. Auf eine volle Tagesfuhre soll der tägliche Verdienst 21 Mgr. seyn, wenn der Haberpreis nicht unter 9 Mgr. und nicht über 12 Mgr. Stehet.

  4. Steigt der Haberpreis über 12 Mgr., so soll das, was 5 Himten Haber in der Woche mehr kosten, auf 6 Tage eingetheilt, und täglich so viel mehr Haberzulage gegeben werden, als es die Eintheilung auf 6 Tage ergiebt (vergl.oben §. 139) jedoch so, daß

  5. wenn der Haberpreis auf einige Wochen nur steigt, die Haberzulage nicht statt haben soll.

  6. Bey Schlittenbahne gelten dieselben Löhne wie bey Wagenfuhren.

  7. Bey der Berechnung der Weite des Weges wird genau auf die Lage der Orte, und dabey selbst auf 1/4 Stunde Rücksicht genommen.

  8. Bey Kohlenfuhren rechnet man auf 1 Pferd
    1 Karren Tannenkohlen, oder
    2 Malter Röstholz, oder
    35 Stück Wasen;
    würden aber buchene Kohlen gefahren, so soll
    1 Karren Buchenkohlen 1/3 mehr Fuhrlohn kostenals Tannenkohlen.

  9. Müssen die Fuhrleute des Nachts unterwegs bleiben, so wird auf 1 Pferd noch 1 Gr. über das festgesetzte Lohn gerechnet.

    Ende des vorigen Jahrhunderts schaffte man, und zwar im Jahr 1694, um diese Bergfuhren doch etwas wohlfeiler zu machen, statt der Pferde ungarische Ochsen an; welche man aber nicht lange beybehielt, weil jeder binnen 24 Stunden 99 Pfund Heu gefressen haben soll. *)

    Gegenwärtig hat man zu Clausthal allein 8 bis 9 Fuhrherrn, von denen jeder eben so viele Pferde hält.

*) S. Gatterer Th. V. S. 453. §. 175. – Calvör Th. II. S. 77. 1.

§. 250.

Erzwagen heißen hier Höhlwagen, und die Pocherze nimmt der Pochsteiger nach der Anzahl Treiben in Empfang, welches nach den Höhlen selbst berechnet wird; denn diese halten 5 bis 6 Tonnen, wie dies allemal an der Hinterwand des Kastens mit Zahlen eingeschitten ist. *)

Bildschirmfoto 2014-05-24 um 18.43.19

§. 251.

Von dem Bergamte werden die Gruben angewiesen, in was für Pochwerken sie ihre Erze sollen pochen lassen, wobei man die Absicht hat, daß die Gruben, welche die meiste Ausbeute geben, ihre Erze auf den entlegensten Pochwerken pochen und waschen lassen müssen, weil sie die weiten Transportkosten eher bezahlen können. **)

**) Vergl. Hr. Wille, Versuch einer Beschreibung der am Oberharze gelegenen Poch und Waschwerke im bergm. Journal 1793. St. 2. S. 104. Anm.

Bemerkungen über den Harz, von Johann Carl Freiesleben. Erster Theil. Bergmännische Bemerkungen. Mit drey Kupfern. Leipzig, in der Schäferischen Buchhandlung 1795, S. 174ff.“

 

Die heiter-empfindliche Berglust

Bild

„Wer aus den sanftern, zahlreich bewohnten Ebenen und anmutigen Gefilden verweichlicht hierher kommt, von mühsam erstiegenen Höhen in abschüssige Tiefen hinabblickt, und selbst in den wärmern Jahreszeiten frostig den fast das ganze Jahr hindurch erheizten Stuben dieses Gebirgsvolks zueilen muß, um sich von der ungewohnten nasskalten Luft wieder zu erholen: für den kann dies Land der Berge freilich wenige, oder gar keine Reize haben.

Er bedauert vielmehr die Bewohner der Höhen wegen der heftigen und empfindlichen Winde; die Thalbewohner hingegen, wegen ihrer schweren und gefahrvollen Arbeit und Bestimmung. –

Die Harzer hingegen , welche nun einmal an ihre Lebensart gewöhnt sind, und die anderweitigen Vorteile und Annehmlichkeiten ihrer gebirgigen Vaterlandsgegend hinlänglich kennen und zu schätzen  wissen, urteilen ganz anders. Für sie haben diese wilden Gegenden eine erhabene Schönheit.

Unter einer beneidenswerten Zufriedenheit und vollkommenen Genügsamkeit fließt ihnen, halb abgeschieden von der überigen Welt, ein Tag wie der andere ruhig und gleichförmig dahin.

Mancherlei Erzeugnisse der Oberfläche und eine Menge unterirdischer Reichtümer beschäftigen und nähren Sie.

Der Bergmann holt Erze aus dem Innern der Erde hervor; der Holzhauer fället hartes und weiches, laub- und nadeltragendes Holz; der Köhler läßt seinen Mieler rauchen; der Fuhrmann bringet die gewonnenen Erze, das gefällete Holz, die geschwählten Kohlen an den Ort ihrer Bestimmung; der Hüttenmann scheidet durch seine vulkanische Arbeit Metalle von Schlacken, Hausmütter besorgen und befriedigen ihre Wirtschaft und die Bedürfnisse der Ihrigen.

Alle sind im angewiesenen Wirkungskreise in froher Tätigkeit, und Jeder hat für den seinigen eine gewisse ihn und Andere beglückende Hochachtung, die immer mit einer vorzüglichen Anhänglichkeit an Stand und Beruf verbunden zu seyn, und den Wohlstand und die bürgerliche Glückseligkeit der ganzen Gesellschaft, so wie des einzelnen Gliedes derselben mit sich zu führen pflegt.

Mit einem Wort, die Harzer sind bey harter Kost und härterer Arbeit gesund und vergnügt; und für ihr bergiges Land so eingenommen, wie die Schweizer für das ihrige.

Von Kindheit an, an die mancherlei Eigentümlichkeiten ihres Landstrichs und ihrer Lebensweise gewöhnt, können sie in dem flachen Lande nicht lange aushalten. Diese ihre Sehnsucht nach vaterländischer Heimat ist eben nicht kleinliche Anhänglichkeit am Alten, noch weniger entehrende Schwäche; Nein! sie haben dieselbe mit Allen gemein, die plötzlich aus einer wohlbehaglichen Lage in eine ganz andere versetzt werden.

Die grüne Nacht, die dichten Wälder, der mannigfaltige Vogelgesang, die Viehheerden auf dem zwischen den Bergen sich fortschlängelnden fruchtbaren Wiesengrunde, die rauschenden, wasserreichen Flüsse und Bäche der Harzthäler, das aus den Hüttenwerken aufsteigende dicke Rauchgewölk, das dumpfe Getöse der Hammer und Puchwerke, welches mit dem Klappern, Stampfen und Rauschen der Mahl-, Oehl- Säge und Lohmühlen abwechselt. –

Das alles verschafft den fast durchgehends treuherzigen Harzer umher Veränderungen und größerer Vergnügen. als sie im flachen Landes finden; und behagt ihnen so sehr, daß sie darüber manche Ungemächlichkeit entweder ganz übersehen, oder doch nicht hoch in Anschlag bringen. Ohne Murren tragen sie sich Lebensmittel in schweren Lasten über hohe Berge nach ihren Wohnungen und ihre Sorgen reichen mehrentheils nur von einem Lohntage zum anderen.

Die Wirkung der heitern, obgleich empfindlichen Berglust ist den meisten Einwohnern im Gesichte zu lesen.

 

Samuel Christoph Wagener; Reise durch den Harz und die Hessische Lande, besonders in Hinsicht auf Naturschönheiten , Anbau und Altertümer, von dem Verfasser der Briefe: Über die Pfalz am Rhein und deren Nachbarschaft, Braunschweig 1797, in der Schul-Buchhandlung, 32ff.

 

Flachs, Heu und Beeren

13153

Linum usitatissimum L.
Köhler, F.E., Medizinal Pflanzen, vol. 1 (1887) –
http://www.plantillustrations.org

Das Fürstentum Grubenhagen liegt an und auf dem Harz , rechts über Göttingen. Seine merkwürdigsten Statte heissen Einbeck, Osterode, Clausthal und Cellerfeld.

Einbeck, die Hauptstatt dieses Fürstenthums, liegt an der Ilme fast gerade über Göttingen, und verfertiget vielerlei Arten von wollenen Zeugen. Osterode liegt rechts über Göttingen am Harz, und hat das Provianthauß für die Berg- und Hüttenleute auf dem Hannoverschen Harz, unch weben die Einwohner sehr schöne Zeuge nach englischer Art.

Der Flekken Herzberg hat königliche Gewehrfabriken, und noch andere Eisenfabriken. Der Flekken Salz der Helden, und das Dorf Sülzbeck haben wichtige Salzwerke.

Clausthal liegt rechts über Göttingen auf dem Harz, und ist die beste Hannöversche Bergstatt und der Siz des Bergamts und einer Münze. Sie hat ohngefähr achttaussend Einwohner, und eine lateinische Schule.

Zellerfeld liegt dicht an Clausthal, und wird von ihr nur durch einen Bach getrennt. Sie ist der Siz des gemeinschaftlichen Oberharzischen Bergamts, und einer gemeinschaftlichen Münze, worin viele kleine silberne Münzen mit einem grossen lateinischen C geschlagen werden , welches Commun oder Gemeinschaft heissen soll; Denn es gehört vom Harz ein grosses Stück dem Herzog von Braunschweig.

tafel_032

Bistorta Officinalis
Otto Wilhelm Thomé; Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)
http://www.bioLib.de

Der Harz ist ein hohes und waldichtes Gebierg, das ohngefähr zwölf Meilen lang, und vier bis fünf Meilen breit ist. Es stehen Stätte und Dörfer darauf, deren Einwohner sich gewöhnlich vom Bergbau, der Bearbeitung des Erzes, und der Handlung nähren. Der Akkerbau wird hier nicht getrieben, weil es sehr bergicht, und fast ein halbes Jahr Winter ist. Flachs , Heu und etliche Sorten von Beeren sind die gewöhnliche Ernte der Harzeinwohner. Die Bergwerke liefern Gold, Silber, Kupfer, Eisen und Blei. Und Holz ist darauf in so grosser Menge vorhanden , daß die Nachbarschaft viele Meilen weit damit versehen werden kann. — Man teilt den Harz in den Oberharz und Unterharz ein. Vom Oberharz gehört die Hälfte ganz allein dem König von England; die andere Hälfte aber und der Unterharz gehören halb dem Herzog von Braunschweig.

Illustration_Vaccinium_myrrtillus0

Vaccinium myrtillus L.
Otto Wilhelm Thomé; Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)
http://www.bioLib.de

M. Georg Christian Raff’s, ordentlichen Lehrers der Geschichte und Erdbeschreibung auf dem Lyzeum zu Göttingen, Geographie für Kinder zum Gebrauch auf Schulen, vierte verbesserte Auflage, Göttingen bei Johan Christian Dieterich, 1787, S. 223ff.

Buntebock, mon petit endroit … mais où est Clausthal?!

 00000533-WebBlogDet
„Mines et Forest du Hartz" aus: Georges-Louis Le Rouge, Atlas Portatif Des Militaires Et Des Voyageurs, Paris 1759, Kupferstich, 24,5 x 35 cm.

„Mines et Forest du Hartz“
aus: Georges-Louis Le Rouge, Atlas Portatif Des Militaires Et Des Voyageurs, Paris 1759, Kupferstich, 24,5 x 35 cm.

„IV. Le Harz. Il a été dit plus haut dans l’introduction à la principauté de Grubenhagen ce qu’est le Harz, pris dans sa signification la plus étendue. Il n’est question ici que de cette partie du Harz, qui appartient à la maison électorale & princiere de Brunsvic- Lunebourg. L’air y est froid, tellement que les rigueurs de l’hiver y durent régulièrement pendant six- mois de l’année. Les brouillards y sont aussi plus fréquents, & les pluies, de même que les neiges, plus copieuses que dans le pays plat. Ceux qui y habitent, n’en atteignent pas moins un âge -aussi avancé que ceux qui demeurent dans la plaine, si l’on, excepte les mineurs & les forgerons. …
Le Harz est habité par des mineurs, par des forgerons, par des bûcherons & par des voituriers. Il y demeure aussi des employés des princes, des prédicateurs, des maîtres d’école, des artistes, des gens de métiers & des marchands. Ni les uns ni les autres ne sont sujets à l’imposition , nommée Licent, non plus qu’à la contribution; leurs charges se réduisent 1) dans les villes , à acquitter une certaine somme, connue sous le nom de Pfarrgeld, dont le montant est employé à l’entretien de l’église & à celui de l’école. …
l. Du Harz supérieur. Les mines du pays sont partagées en différents cantons, & chaque canton renferme un certain nombre de minières. Chaque minière est distribuée en un certain nombre d’actions ou parts ( Kux). Les minières donnent ou du bénéfice, ou balancent les frais, ou en exigent encore d’autres. Chaque minière à bénéfice a 130 actions, dont dans une partie du Harz il en appartient quatre au souverain, une à l’église & une à la ville, où elle est située ; mais au Harz commun supérieur 124 appartiennent aux actionnaires, 1 1/2 à l’église, 1 1/2 à la chambre des finances, & trois aux seigneurs. Une minière, qui balance les frais, con tient 128 allions, & produit tant de matières, que les dépenses requises sont compensées. Une minière dont les frais excédent le produit, contient 128 actions, dont les actionnaires entretiennent 124, & en exploitent 4 gratis pour les seigneurs.
1) Dans la partie qui appartient à la; maison électorale de Brunsvic – Lunebourg seule, sont situés les endroits ci -après :
( 1 ) Clausthal, ville ouverte de montagne, qu‘ occupe une grande étendue de terrein. Ses rues sont larges & bordées de près de 800 maisons; l’on y compte approchant 10,000 ames, & il s’y trouve deux églises, une maison d’orphelins & une école latins dirigée par 9 régents. Cette ville, dans laquelle il y aune petite garnison, est le siege du tribunal des- mines de cette partie du Harz, qui appartient à l’é lecteur en particulier; elle est le siege aussi d’une monnoyerie, dans laquelle il se fabrique annuellement 374,400 rixdales en argent & en especes courantes valeur de Leipsic. La surintendance, qui y est établie, est administrée par le surintendant général de la principauté de Grubenhagen. Les plus grands incendies que cette ville ait effuyés, sont ceux des années 1634, 1639 & 1725; le dernier des trois sut si violent, que 391 maisons, outre les bâtiments de derrière, furent réduites en cendres. Il y a près de cette ville une mine d’argent. Celles de tout le canton, dont le produit est le pius fort, sont les mines àppellées Dorothée & Caroline; la première a fourni depuis 1709 jusqu’en 1760, 2,787,893 1/3 d’écus monnoyés, & la séconde depuis 1703 jusqu’à la précédente époque 1,337,700 écus aussi monnoyés.
(2) Altenau, petite ville de montagne située dans une gorge entourée de roches & de montagnes, & près de laquelle il y a une’mine d’argent. La rivière, nommée Schneidwasser ou Scheidewasser, dont cette ville est arrosée, va se perdre dans celle d’Ocker.
(5) Montagne de St. André (St. Andreasberg), ville de montagne sur l’Oder contenant 55o maisons. La mine d’argent qui s’y trouve, a produit depuis 1537 jusqu’en 1620, 370,760 rixdales.
REMARQUÉ. L’on trouve à un mille de là, derrière la montagne, dite Rehberg, un réservoir d’eau, appellé Oderteich, qui mérite d’être remarqué. L’Oder, ainsi que différentes sources, qui s’y jèttent, entretiennent l’eau toujours à la même hauteur, & elle y eft contenue par une digue cons truite en pierres tout autour. Cette eau est con duite & distribuée dans tous les moulins à concasser là mine, & dans tous les autres endroits, où elle est nécessaire, par le moyen d’un fossé muré, long de 1,600 verges, lequel fossé tournant la montagne de Rehberg, se dirige dans un canal qui traverse la colline de St. André. Ce réservoir, qui renferme de beaux poissons & principalement de la truite, fournit de l’eau en telle abondance, que les atteliers ne chôment en aucune saison de l’année.
(4) Buntebock, petit endroit, qui n’est habité que par des charretiers.
(5) Leerbach & Sieber, villages paroissiaux.
(6) Quatres fermes.
2) Partie du Harz, qui appartient en commun à la maison électorale & à la maison princiere de Brunsvic- Lunebourg. Les endroits qui en dépendent, sont :
(1) Zellerfeld, ville de montagne ouverte, qu’une simple rivière sépare de celle de Clausthal. Cette ville est le siege du tribunal commun des mines du Harz supérieur; elle est aussi celui d’une surintendance, qui ressortit immédiatement aux consistoires de l’électeur & des ducs. La monnoie qui y est établie, leur est commune; il s’y fait annuellement en viron 200,000 écus d’empire valeur de Leipsic. Le nombre de maisons peut s’y porter à 557. Il y a une école latine & une belle bibliothèque, que Caspar Calvœr, ancien surintendant général, donna par testament à l’église paroissiale. Cette ville essuya de grands incendies en 1737 & 1753.
(2) Grund, petite ville de montagne.
(5) Wildeman, ville de montagne, située dans une vallée, qui ne commença à exister qu’en 1523 elle contient environ 300 feux, & est entourée de hautes montagnes désertes. Toute cette exploitation y a cessé.
(4.) Lautenthal, petite ville de montagne, dont l’enceinte renferme 253 maisons habitables. Il y a également une mine d’ârgent.
(5) Schoulenberg , où il y a aussï une mine d’argent; Bockwiese & Hahnenklee, petits endroits, dans le dernier desquels est une métairie, qui appartient aux princes de Brunsvic seuls.“
Abbildung: Georges-Louis Le Rouge, Mines et Forest du Hartz, Bergbaukarte der Harz-Region. Kupferstich, alt grenzkoloriert, 24,5 x 35 cm (Blatt). Aus: Georges-Louis Le Rouge, Atlas Portatif Des Militaires Et Des Voyageurs, Paris 1759.
Text: Géographie Universelle, traduite de Mr. Büsching, Tome Dixieme, contenant L’Empire D ‚ Allemagne, cinquième partie, savoir: Suite du Cercle de la Haut-Saxe & du Cercle de la Basse-Saxe, les Duchés de Magdebourg, de Brunsvic & de Lunebourg, la Principauté de Halberstadt & le Duché de Mecklenbourg, Nouvelle Edition revue & corrigée, a Strassbourg, chez Jean George Treuttel, Libraire. l’an ame de la République française, (1792), S. 526ff.

Eine Feindesliebe – Köhler und Fuhrherren

Der Mann der Enkelin, bei welcher der Alte wohnte, hatte ein Fuhrwesen von drei Gespannen und besorgte mit zwei Knechten allerhand Fuhren, wie sie in der Waldwirtschaft vorkommen; so war er denn auch jetzt nicht zu Hause, denn an manchen Stellen an den Bergen muß das Holz bei Schnee abgefahren werden. »Das hätte ich nicht gedacht, daß meine Enkelin noch einmal einen Fuhrherrn heiratet,« sagte der Köhler; »von alten Zeiten her ist immer eine Feindschaft zwischen den Köhlern und den Fuhrleuten gewesen, weil nämlich die Köhler früher, wie das Kohlen noch im Schwünge war, selber Fuhrwerk gehabt haben, und die Fuhrleute haben immer gesagt, das ist gegen die Gesetze, jedes Gewerbe will sein Brot haben.« Die Frau lachte, ihre schönen weißen Zähne blitzten in dem freundlichen, braunen Gesicht, und sie sagte: »Ja, wenn wir den Großvater ließen, der kaufte sich gleich ein leichtes Pferd und setzte sich noch auf den Kohlenkarren, in seinen alten Tagen.« »Nein, nein, dafür sind die Knochen schon zu steif,« wehrte der Alte ab, »das gibt die Natur nicht mehr her. Der Mensch muß auch vernünftig sein, und muß seinem Körper nicht zu viel zumuten.« Damit goß er Kurt die Tasse wieder voll aus der großen Kanne; das Kind schrie, schnell lief die Frau nach dem Kind und ließ die beiden allein.

Paul Ernst; Saat auf Hoffnung, München 1919, Kap. 7 – http://gutenberg.spiegel.de/buch/870/7

Die letzte Reise

Auch auf Ausflügen in die Umgegend wurden bereits mancherlei Bekanntschaften gemacht. So in dem äußersten Hause des Bergdorfes Buntenbock, vor dem nicht umsonst, freundlich einladend, eine Quitscher mit ihren roten, herbstlichen Vogelbeeren stand. Ein sauber gekleideter Frachtfuhrmann, deren es sehr viele giebt und den die Gicht so an den Lehnstuhl fesselte, daß er nur zuweilen noch wie ein Vogel durchs Zimmer hüpfen konnte, winkte den Vorübergehenden, der ein Gespräch durchs Fenster anknüpfen wollte, in die Stube hinein und begann, da er Altertümliches und Sagen nicht wußte, alsbald aus seinem Leben zu erzählen. Besonders anziehend war mir, wie er zuweilen das Weihnachtsfest auf seinen Reisen festlich beging. Die biderbe Wirtin in einem Fuhrmannsgasthofe ging nämlich alsdann mit allen Frachtfuhrleuten, die sich gerade bei ihr befanden, in die Christmette, danach teilte sie Haselnüsse an sie aus. In ihrem Gasthause um die Weihnachtszeit war mein Fuhrmann erkrankt, und der Fuhrherr, einer seiner nächsten Anverwandten, schickte dem kranken Manne zuletzt ein Reitpferd, damit er heimreiten könne. Das war seine letzte Reise auf der Welt und der schwere Lehnstuhl am Ofen ist jetzt der einzige Wagen und das einzige Pferd, das er noch kennt.

Lehnstuhl - Mitte des 19. Jh. - ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Lehnstuhl – Mitte des 19. Jh. – ehem. Möblierung des Bormannshauses Buntenbock

Heinrich Pröhle: Aus dem Tagebuche eines deutschen Sammlers – Bergstadt Zellerfeld, im Spätherbst 1851 – in: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. 2. Aufl., Leipzig: Mendelssohn, 1886, S. 20.

Das meiste Holz … das meiste Geld

Was der Transport der Waaren zu Wasser und zu Lande, insonderheit aber hier bey weiten und nahen, guten und schlimmen Wegen, theuren oder wolfeilen Futter-Preiß, viel oder wenigen Zoll u. für einen grossen Unterscheid der Kosten mache, wissen die Herren Kaufleute, so starke Handlungen treiben, am allerbesten; Hier im Haarz aber weiset es noch mehr der Beutel und die Rechnungen aus, was für ein Unterscheid im Fuhrwerk und Flössen sey, und wie das Kohlenwesen das meiste Holz; also auch das Fahrwesen das meiste Geld wegnimmt. Dannenhero wäre es ja wohl nicht undienlich, auch darin gewissen Principia für die beste Menage zu haben.

Ich halte nun dafür, sie würden ohngefaehr darin bestehen: daß 1) so viel möglich, alle Holz-Fuhr, damit sie auch einander nicht verhinderten, den Winter; und alle Kohlen-Fuhr, den Sommer geschehe.

2) Daß den Winter bey der Holz-Fuhr insonderheit die Schlitten-Bahn in acht genommen werden müsste.

3) Daß auch zu dem Ende, wenn das Lohn von dieser oder jener Fuhr ausgemacht, von jeden Bedienten, der nur dazu helfen wolte, Land-Fuhrleute mit darzu angeschaffet werden könnten.

4) Daß der ohnfehlbaren Lohnung halber, von denen Röste- und Treib-Holz Administratoribus, wo nicht alle Wochen, doch alle Monate Verlags-Extracte übergeben werden müsten.

5) Daß die Haarz-Fuhrleute, vornehmlich im Einseitigen-Haarz, anwo es eben nötig ist, so dann, damit sie endlich der Vielheit halber, einander nicht gar verdürben, noch andern Leuten das Futter und die Victualien zu theuer machten, und die Sache doch ihre Grenze hätte, auf eine solch gewisse Zahl mit ihren Pferden besehet würde / als ohngefähr zur Erz- Weg- Kohlen- und der Bürger-Fuhren, da doch zu den letzten beyden auch noch Land, Fuhrleute mit zu zunehmen stünden, zusammen nöthig wären.

Insonderheit, daß 6) kein Pfählhauer zu Schacht-Holz, Pfähle-Pfosten- oder andern Holz-Fuhren selber Spannwerk mit halten, und die andern vervortheilen dürfte.

Item, daß 7) bey dem allen in Machung der Löhne, nicht allein auf die Weite und Last der Fuhr, sondern auch dabey auf den jedesmaligen Korn- und Futter-Preiß mit gesehen würde.

Ja daß 8) ihnen hernach auch kein zu vieler Zoll, ich meine unbillige Abzüge, an zu vielen Neigen-Gelde oder dergleichen gemacht;

 9) sie überal, und insonderheit die Einheimischen, mit Schmiede- und Rademacher-Kosten übersetzet werden dürften; und daß dann

10) und hauptsächlich, so viel mehr auf die Besserung, und im Stande-Erhaltung der nöthigen Wege gesehen und dafür gesorget würde, (…) derselben Wege, wegen der so viel wenigern Heye und Oerter, die ohndem zum besseren Forst-Haushalt nothwendig wieder erfordert werden, auch so viel weniger zu erhalten nöthig seyn würden.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 161.

Die Grenzen der Freiheit

Gleichwie der Nutzen hier, wie ordinair bey allen guten Bergwerken, hauptsächlich in Bergen, Erzen, Holz und Wasser, bestehet, also ist auch die Verordnung hier schon längst gewesen, daß die Einwohner nur allem in Bergleuten, Hüttenleuten, Waldleuten, Fuhrleuten, und deren benöthigten geist- und weltlichen Officiren, Künstlern, Handwerkern und Krämern, bestehen sollen.

Selbige nun zusammen, wohnen darin nach denen ihnen von Zeit zu Zeit verliehenen Berg-Freyheiten ganz frey in offenen Städten und Oertern, geben von allen ihren Sachen und Nahrungen dem Landes-Herrn, für ihren Schutz, nichts, sondern nur ein gewisses Pfarr- und Bau-Geld, und eine in neulichen Zeiten selbst mit beliebte Bier-Accise, die doch zum Berg-Bau und ihrer eigenen Subsistenz wieder mit angewandt wird, auch nach Gelegenheit der Zeit von ihnen selbst wieder mit aufgehoben werden kann.

Denn ihre alten Berg-Freyheiten bestehen sonderlich mit darin, daß die Einwohner auf den Bergstädten ohne alle Beschwerde selber Bier brauen, auch fremd Bier verschenken, und sonst allerley bürgerliche Handthierung und Nahrung treiben dürfen. Daß ihre kommende Victualien Zoll-frey seyn. Daß kein Vorkauf davon auf den Gassen, noch dem Markte, getrieben werden darf. Daß die Bergleute von allen Zins, Schoß, Steuer, Schaarwachen und Frohn-Diensten, befreyet seyn sollen. Daß sie von Bartholomäi bis Fastnacht, Hasen, Haselhüner, Schneppen und Vogel fangen, auch die Wasser, so zum Bergwerk gehörig, mit fischen dürfen. Daß denen Gewerken weder in Krieges- noch Friedens-Zeiten ihre Berg-Theile, wegen irgend eines Verbrechens eingezogen, noch weggenommen werden können. Daß alle neue Gruben die ersten 5. Jahre vom Zehenten frey seyn sollen, u. s. w.

Schnepfe (lat. Scolopax)

Schnepfe (lat. Scolopax)

Demnach werden über die vorgesagten nöthigen Leute regulariter keine andere (der sich sonst der Freyheit halber genug zu dringen,) mehr in den Haarz zu wohnen eingelassen, damit die unnöthigen, die Victualien nicht zu theuer machen, und die Forsten mit so viel mehrer Bau- und Feuer-Holz Consumtion nicht zu sehr beschweren; Immassen dann dafür gehalten wird, und auch an dem ist, daß eben die Forsten alhier dem Bergbau, Maas und Ziel setzen, und keine Berg- und Hüttenwerke mehr aufgenommen und betrieben werden können, als der Forsten Zustand und Ertrag vermag, sonsten es an Erzen bis an den jüngsten Tag nicht fehlen werde.

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Ziegenberg in Buntenbock 1943

Der Zufuhr des Getreydes, fetten Viehes und dergleichen Victualien so noch fehlen, kömmt auf der Südwest-Seite hauptsächlich aus der güldenen Aue von Nordhausen, und so am Haarze heraus, meist nach Osterode, und an der Nordost- Seite aus dem Anhaltischen von Quedlinburg, auch aus dem Halberstädtischen, und so theils über Elbingerode, mit nach dem Andreasberge, meist aber über Goßlar nach all den übrigen Bergstädten, und vieles auch mit der Seits aus dem Wolffenbüttelischen, Stifft-Hildesheimischen und Hannoverischen, wie dann diese nechsten Nachbaren, und insonderheit die Stadt Braunschweig das Garten-Gewächse, als Kohl, Rüben und dergleichen, häufig mit hergeben, auch das Eychsfeld etwas Haber, so, daß der Haarz auf allen Seiten gute Länder um sich herum hat, die was ausgeben und missen können; und auch keinen nähern und bequemern Debit dafür haben.

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 42ff.

Viel Wasser, gut Holz und durchgehend harte Wege

Das Clima und die Witterung dieses Haarzes, ob er wol als eine kleine Schrumpel auf der Erd-Kugel nur etwan ein 3. bis 350. Lachter mehr Höhe, wie das umliegende Land hat, ist doch gleich so verändert und rauh, daß der Winter hier ordinair ein halb Jahr dauret, und daß, gleich wie man das Wasser hier am grössesten mit nöthig hat, also es auch hier vielmehr Nebel, Schlecker (Anm. d. Red.: nasskaltes Wetter), Schnee und Regen giebet, als im Lande, aber solches daher rühret, weit die Wolken so noch übers Land hingehen, sich hier an- und auf den Bergen mehr brechen und niederlassen, auch die Sonne die Nebel, wegen ihrer mehren Schrege in respect der Berge, nicht so diluiren (Anm. d. Red.: auflösen) und zertheilen kann, als tieffer im Lande, und ist die Nässe und Kälte bey Herbst- und Winters-Zeiten so durchdringend, daß nicht allein deswegen viel mehr Feuer-Holz mit darauf gehet, und die Häuser und Gebäude viel fester als im Lande verwahret werden müssen, sondern auch die Bau-Materialien, und sonderlich die, so hier oben nicht gewachsen sind, als Holz vom Lande, und gebackene Ziegel- und Barn-Steine, die im Lande ofte 50 bis 60. und letztere wol 2. bis 300. Jahr halten, hier in 10. bis 20. ja die Ziegel, wenn sie nicht recht gut und gahr sind, gleich in den ersten 2. bis 3. Jahren destruiret werden.

Gleichwol aber leben doch die Menschen, die in solcher Luft auf der Erden, und nicht in den Gruben oder Hütten zu thun, und sonst zu leben haben, eben so lange als im Lande.

Getreyde auch, als Weitzen, Röcken, Gersten Haber und Obst, wird hier oben im Haarz, weil es selten reiff wird, nicht sonderlich gepflanzet noch bestellet, sondern nur etwas Kohl oder Rüben in den Gartens, und bestehet überigens die ganze Erndte in Heu, und die Bestellung davon, darin: daß jeder, wer kan, seine Wiesen alle Jahr dünget.

Dennoch ist der Boden, wenn nur mehr Sonne da wäre, fast durchgehens fett und gut, so, daß das Graß im Walde bey warmen Sommer-Tagen viel stärker als sonst ordinair im Lande wächset, und die Vieh-Weyde hier im Haarz fürs Publicum ein grosses mit beyträget, auch alles Vieh, Wildpret und Fischwerk hier delicater ist, als im Lande. Insonderheit bestehet auch seine Güte, nechst den Erzen, noch darin, daß er, wie gesaget, viel Wasser, gut Holz, und fast durchgehends harte Wege hat, sonsten, wenn auch nur letzteres fehlete, schwerlich Bergwerke darin zu treiben wären.

Landwirtschaft in Buntenbock i. Oberharz, Sommer 1957

Landwirtschaft in Buntenbock i. Oberharz | Grasmahd auf dem Unteren Feld | Sommer 1957 | Foto: Gerd Dasenbrook

Generale Haushalts-Principia vom Berg- Hütten- Salz und Forstwesen, inspecie vom Hartz, aufgesetzt von Christian Bösen, Fürstl. Heßischen Berg- und Hütten-Inspector zu Schmalkalden, der vorhin die Controlle und Inspection von dem sämtlichen Chur-Hannöverischen und Hochfürstl. Wolffenbüttelschen Communion und Einseitigen Forst-Wesen auf dem Haars 21. Jahr von Hannover aus gehabt, und dabey in all denen andern Berg- und Hütten-Sachen daselbst, auch sonst im Lande und ausserhalb Landes zu dergleichen als Commissarius mit gebraucht worden, Worzu auch dessen Charte vom ganzen Haarz bey denen Homannischen Erben zu Nürmberg mit zu haben ist, Leipzig und Franckfurt 1753. S. 21

Bose, oder Böse, (Christian), ein gelehrter Mineraloge, aus dem Hildesheimischen, geboren 1674. Der Brandenburgische Gesandte in Dänemark von Viereck schickte ihn in verschiedene Länder, und nachher nahm er selbst eine Reise nach Italien und England vor, um mineralogische Kenntnisse zu sammeln. Anfangs war er in Hannöverischen Diensten beym Forstwesen, sodann wurde er Berg- und Hütteninspector in Schmalkalden, und richtete das Bergwesen auf vielerley Art vortheilhafter ein. 1760 starb er. Sein Sohn Carl Adolph Christian ist Casselischer Berggrat.

Johann Herkules Haid; Neues Historisches Hand-Lexikon. Oder kurzgefaßte biographische und historische Nachrichten von berühmten Patriarchen, Kaisern, Königen, Fürsten, großen Feldherren, Staatsmännern, Päbsten, Erz- und Bischöffen, Kardinälen, Gelehrten aller Wissenschaften, Mahlern, Bildhauern, Künstlern und anderen merkwürdigen Personen beyderley Geschlechts, besonders neueren Zeiten, zweite, durchaus verbesserte Auflage. Ulm 1800. In der Stettinischen Buchhandlung. Sp. 233.